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243 - Das namenlose Grauen

243 - Das namenlose Grauen

Titel: 243 - Das namenlose Grauen
Autoren: Michelle Stern
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gezückten Waffen als Vorhut in den Dschungel gestampft waren. Dicht hinter sich hörte sie die Stimme des Hohen Richters.
    »Langsamer, Loola! Wir wissen nicht, was hier auf uns lauert!«
    Loola verlangsamte ihre Schritte. Was sollte schon passieren? Vor ihr waren die Androiden und neben ihr die gut gerüsteten Soldaten der WCA.
    Sie blickte kurz zu den Panzerfahrzeugen zurück und winkte Dirty Buck, der gemeinsam mit Marisar und einem Funkgerät bei den Wagen wartete.
    Buck erwiderte ihren Gruß nicht. Vermutlich war er sauer darüber, dass Mr. Black ihm befohlen hatte, zurückzubleiben. Aber mit seinem schmerzenden Bein würde er sich nicht lange durch dieses unwirkliche Stück Land kämpfen können.
    Es gab nirgendwo einen Weg. Dort, wo Takeo und Shiro die sonderbaren Pflanzen mit ihren Körpern niederwalzten, war die einzige Schneise. Sie kamen an den ersten höheren Baum- und Buschgürtel. Bisher hatten sie eine Mischung aus einer Art Farn und Moos durchquert.
    Aber es ist weder Farn noch Moos. Dieses Zeug… ist anders. Abgefahren!
    Loola schloss die Augen und erzitterte. Der ganze Dschungel schien zu leben. Unheimliche Geräusche klangen daraus hervor.
    »Ich kann auch jetzt kein tierisches Leben anmessen«, hörte sie die Stimme von Miki Takeo. »Zumindest keine größeren Tiere. Es müssen die Pflanzen sein, die diese Geräusche verursachen.«
    Loola konnte es nicht glauben. Diese tiefen, lauten Rufe sollten von den Pflanzen kommen? Ja, sie sahen fremd und bedrohlich aus, aber konnte ein Baum oder ein Busch derartige Geräusche verursachen? Einige von ihnen klangen wie das Kreischen von Honeybutts Baby.
    Ihre Blicke glitten über die blauen und grünen Gewächse. Die Bäume sahen aus, als seien sie aus Knetmasse. Sie hatten die verrücktesten Auswüchse an ihren Seiten, Knubbel, Erhebungen und Löcher, als habe jemand Teile aus ihnen herausgeschnitten. Einige Pflanzen wuchsen waagrecht zum Boden, als wollten sie sich vor dem hellen Licht verbergen. Sie duckten sich in grauschwarze Schatten. Ihre fleischigen Blätter gaben ein leises Zischen von sich, und hin und wieder spritzte eine giftgelbe Flüssigkeit aus ihnen hervor.
    Direkt vor ihnen war ein Wall aus brusthohen, flaumbesetzten Büschen, die sich ohne das Einwirken von Wind bewegten. Anstelle von Blättern trugen sie gelbe Kugeln. Ihre Oberfläche wirkte so haarig wie der Hinterleib einer Vogelspinne.
    Miki Takeo streckte vorsichtig die Hand danach aus. »Zumindest scheint uns diese Pflanze nicht für Nahrung zu halten«, stellte er fest.
    Shiro ließ sich von einem der WCA-Soldaten ein Schwert geben. Takeo griff nach einem Flammenwerfer. Die beiden Androiden schnitten und brannten sich in die Richtung, in der das Tor zur Crows Fabrikationsanlage gelegen hatte.
    »Hexenwerk«, hörte Loola hinter sich Bruder Faith nicht zum ersten Mal zischen. »Das ist ein Werk des Teufels! Die Kreaturen der Hölle sind aufgestiegen, um uns einer Prüfung zu unterziehen!«
    In diesem Moment flog ein sonderbares Tier herbei und setzte sich auf Loolas Schulter. Sie schrie auf und sprang zurück.
    Shiro fuhr herum und packte das Tier punktgenau an den langen Flügeln. Hilflos flatterte es in seinem Griff, ehe es mit spitzen Krallen versuchte, an der Plysteroxhand des Androiden hinauf zu klettern. Sein Körper war dem einer Eidechse ähnlich, doch das Gebiss mit den gebleckten gelbbraunen Zähnen erinnerte an ein Nagetier.
    »Was ist das?«
    Trashcan Kid, Mr. Black und die anderen kamen heran. Alle starrten sie auf das kleine Tier, das nicht größer war als eine Libelle und entfernt ähnliche Flügel besaß.
    Trashcan piekte gegen den grauen Leib des Wesens. »Fühlt sich gar nicht wie Haut an. Mehr so wie… Gummizeugs oder so …«
    Takeo wischte seine Hand zur Seite. »Wir wissen nicht, ob es giftig ist.«
    »Teufelswerk«, beharrten Faith und Mercy. »Tötet es! Brennt alles nieder! Den ganzen verfluchten Dschungel! Er ist ein Werk der Dunkelheit!«
    Black sah die beiden abschätzig an. »Ihr erinnert euch doch noch, warum wir hier sind, oder? Wir sind auf der Suche nach euren Brüdern und den anderen Verschollenen. Also nehmt es meinetwegen als eine Prüfung Gottes und verhaltet euch ruhig.«
    Trashcan kicherte. »Die Ritchies machen sich in die Baumwoll-Höschen.«
    »Halt’s Maul, du vorlauter Bengel!«, brach es aus Bruder Faith heraus.
    »Wir gehen weiter«, entschied Black und erstickte so den Streit im Keim.
    Shiro zerdrückte das kleine Tier emotionslos
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