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242 - Im Fadenkreuz

242 - Im Fadenkreuz

Titel: 242 - Im Fadenkreuz
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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Nadelwald nahm den dahin rasenden Gleiter auf.
    Durch das peitschende Grün vor dem Cockpitfenster konnte Mr. Black nicht mehr erkennen, was vor ihnen lag. Er presste etwas zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor, das sich wie eine Mischung aus Gebet und Fluch anhörte und das er laut niemals ausgesprochen hätte.
    Beides nutzte nichts.
    Ein einzelner Mammutbaum stoppte den Gleiter – fast. Indem er in die linke Tragfläche einschlug, wirbelte er die Maschine abrupt herum. Die Fliehkräfte wollten Black aus dem Gurt reißen; da es nicht gelang, quetschte er sich nur die Rippen. Hinter ihm polterte es gewaltig.
    Im nächsten Moment erreichte das havarierte kreiselnde Fluggerät die Baumgrenze. Mit einem letzten heftigen Schlag prallte es zu Boden, schlidderte noch einige Dutzend Meter weit durch das Gras, dann lag der Gleiter still.
    Ein paar Atemzüge lang sprach niemand ein Wort. Black brach das Schweigen als Erster. »Lagebericht!«, krächzte er. Er überblickte die Kontrollarmaturen, aber da war immer noch alles dunkel. Dann versuchte er den Gurt zu lösen, doch der Verschluss hatte sich verklemmt, und seine Hände waren seltsam kraftlos.
    Es dauerte lange, bis eine Meldung aus dem Lagerraum erfolgte. Der Sanitäter des kleinen Trupps, dessen Schulter gebrochen schien, kam nach vorn gewankt. »Keine Toten«, meldete er mit schmerzverzerrter Stimme. »Aber etliche Verletzungen. Gebrochene Rippen, Arme und Beine, zwei Kopfwunden, etliche Prell- und Schürfwunden, so weit ich das überblicken kann.«
    »Danke, Sergeant«, ließ sich General Garrett vernehmen. Der Sani verschwand wieder nach hinten, wo er gebraucht wurde. Garrett hustete gequält und beugte sich vor zu Black. Sein Gesicht war blutüberströmt; eine Platzwunde an der Stirn. »Wie sieht es aus, Sir?«
    »Wir hatten einen totalen Blackout aller Systeme«, antwortete Black. »Keine Ahnung, was das gewesen sein könnte, aber es hat auch Takeo erwischt.« Endlich löste sich die Gurtschnalle, und er stemmte sich aus seinem Sitz hoch. Ein Schmerz biss ihm in den Nacken, offenbar hatte er ihn sich verrenkt. Aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. »Lassen Sie Ihre Stirnwunde versorgen, Garrett, und dann schauen Sie sich Takeo an«, bat er. »Ich muss in Erfahrung bringen, was bei der Anlage vorgefallen ist.«
    Während General Garrett einen Erste-Hilfe-Kasten an der Wand öffnete, angelte Black sich das Funkgerät, das in eine Ecke des Cockpits gerutscht war. Es hatte sich abgeschaltet wie der Rest der Elektronik – aber als Black an dem Schalter rüttelte, sprang es wider Erwarten an. Also doch kein EMP?
    Er nahm das Mikro und drückte die Sprechtaste. »Left Arm One an Hacker, melden Sie sich!« Keine Antwort. »Left Arm One ruft Mr. Hacker und den Nixonpanzer! Kommen!« Niemand antwortete. »Black an Hacker, hören Sie mich, Collyn?« Nichts.
    »Kommen Sie mal her!«, rief General Garrett vom Pilotensitz herüber. Er hatte sich einen Mullstreifen um den Kopf gewickelt und mit einem Pflaster fixiert. Der Stoff war bereits durchgeblutet.
    Black hangelte sich durch die leicht schräg liegende Maschine wieder nach vorn. Seine Rippen schmerzten, als hätte ein Boxer sie stundenlang bearbeitet.
    Da war es ein Lichtblick, als Takeos Androidenschädel sich drehte und ihn ansah. »Er weilt wieder unter den Lebenden«, kommentierte Garrett.
    »Was ist da passiert, Takeo?«, wollte Black wissen.
    »Meine Diagnoseprogramme laufen noch, daher kann ich keine verlässlichen Aussagen treffen«, antwortete der Android.
    Black winkte ab. Beinahe wäre ihm ein »Scheiß was drauf« entglitten, aber er hielt sich gerade noch zurück. »Ich bin für jede Information dankbar.«
    Takeo nickte. »Bei den Zielkoordinaten gab es eine gewaltige Entladung bislang unbekannter Elementarteilchen«, begann er. »Der Gleiter befand sich knapp außerhalb ihrer Reichweite, trotzdem genügte es, unsere elektrischen Systeme – meines eingeschlossen – abzuschalten. Momentan kann ich diese Strahlung nicht mehr anmessen, die Entladung scheint also ein örtlich und zeitlich begrenztes Phänomen gewesen zu sein. – So weit die gesicherten Fakten. Alles Weitere wäre Spekulation.«
    Black seufzte. »Danke, Mr. Takeo. Fühlen Sie sich fit genug, um sich die Systeme des Gleiters anzusehen?«
    »In einer halben Stunde, wenn meine Selbstdiagnose und das Reparaturprogramm durchgelaufen sind, stehe ich gern zur Verfügung«, sagte Takeo.
    Manchmal, dachte Black und hielt sich
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