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242 - Im Fadenkreuz

242 - Im Fadenkreuz

Titel: 242 - Im Fadenkreuz
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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»Aruula…« Auch sie bewegte Glieder und Kopf wieder.
    Der Mann aus der Vergangenheit blickte sich um: Arthur Crow lag bewusstlos vor der Schaltkonsole der Zieloptik. Gut so!
    Das Tastfeld zum Auslösen des Schusses blinkte nicht mehr gelb, sondern leuchtete in einem schwachen Rot. Das Fadenkreuz auf dem Bildschirm war noch immer auf die Stelle in den Ausläufern der Appalachen gerichtet, wo Crows U-Men-Fabrik lag.
    Schlagartig realisierte Matt, dass Crow den Schuss abgefeuert hatte. Seine gesamte Anlage und alles rundum, was in einem Umkreis von fünf Kilometern wuchs und atmete, hatte er damit in eine ferne Zukunft versetzt.
    »Verfluchter Mist…« Matt barg das Gesicht in den Händen und rieb sich die Augenhöhlen. Der bittere Duft verflog, dafür roch es nach Tier. Matt schlug die Augen auf. In der Einmündung des Ganges stand ein massiger Säbelzahntiger und witterte in den Gang. Sable. Er fauchte.
    Nackte Arme schlangen sich um Matts Hals, wieder ein anderer Duft umfing ihn. Ein sehr vertrauter Duft – Aruula. Er zog sie an sich, küsste sie, hielt sie fest. Ein paar Atemzüge lang verharrten sie in stummer Umarmung.
    »Wir müssen verschwinden«, flüsterte Chacho. Er stand neben seinem fauchenden Tier und lauschte in den Gang. »Zwei Roboter sind im Anmarsch. Ich hatte gedacht, der Lichtblitz hätte sie zerstört, aber da habe ich mich wohl geirrt.«
    Der Lichtblitz – er war das Letzte, an das Matt Drax sich erinnern konnte. Die fremdartige Energie des Flächenräumers musste die Anlage geflutet und das menschliche Nervensystem überlastet haben. Auf Hydriten hätte sie bestimmt nicht dieselben Auswirkungen gehabt.
    Er löste sich aus Aruulas Umarmung. Sie halfen einander hoch. Aruula bückte sich nach ihrem Schwert, Matt hob Arthur Crows Driller auf. Vor dem Reglosen ging er in die Hocke und tastete nach dessen Puls. Normal. Auch Crows Atem ging regelmäßig. Irgendwann würde er wieder zu sich kommen.
    »Schnell!«, zischte Lityi. Sie hatte sich bei ihrem Mann eingehakt. »Die Eisenmenschen sind gleich hier!« Sie zog Chacho in den inneren Gang hinein.
    »Nicht dort entlang!«, warnte Matt. »Zu gefährlich! Wir würden direkt in eine der Zeitblasen laufen! Wir müssen den äußeren Gang nehmen!«
    Lityi schüttelte den Kopf. »Die Sphären sind verschwunden«, sagte sie. »Ich habe es auf dem Weg hierher schon bemerkt.«
    Matt war wie vor den Kopf gestoßen – einerseits enttäuscht, andererseits erleichtert… und bei näherer Betrachtung überwog eindeutig letzteres Gefühl. Wie hätte er sonst Crow hier lassen können, mit der Möglichkeit, in frühere Erdzeitalter zu reisen und die Vergangenheit zu seinen Gunsten zu verändern?
    Hing das Verschwinden der Zeitblasen mit dem Schuss zusammen? Waren sie von der Energiewelle ausgelöscht worden? Er würde es wohl nie klären können. Aber er fragte sich, was mit den Portalen geschehen war, Zwei davon wusste er zu lokalisieren: das in New Mexico, das er vor Jahren gemeinsam mit Aruula entdeckt hatte, und jenes bei San Francisco. Das Portal bei dem Anasazidorf konnte er keiner Örtlichkeit zuordnen; es aufzuspüren würde unmöglich sein.
    »Worauf wartest du?«, unterbrach Aruula seine Gedanken und zog ihn mit sich. »Gehen wir!«
    Sie nahmen den inneren Gang, während die beiden Warlynnes über den äußeren kamen und sie unbemerkt passierten.
    Crow blieb bewusstlos in der Schaltzentrale des Flächenräumers zurück; in einer Anlage, die laut Da’la erst in einigen tausend Jahren wieder einsatzbereit sein würde. Matt machte sich keine Sorgen: Bis dahin würde der General mit dem Flächenräumer keinen Schaden mehr anrichten können.
    Crows Schicksal war dem Mann aus der Vergangenheit herzlich gleichgültig. Der Südpol schien Matt ein angemessener Ort für diesen eiskalten Killer zu sein. Sollte er doch hier für den Rest seines Lebens Skat mit seinen beiden Warlynnes spielen.
    ***
    Sie erreichten das Außenschott. Mit Grausen betrachtete Matt Drax das Barschbeißer-Skelett, und mit noch größeren Grausen die zerstörten Warlynnes des Generals. Wie konnte man Menschmaschinen, die nur den Zweck hatten zu töten und zu zerstören, nach seinem eigenen Bild gestalten? Oder nach dem Bild eines verstorbenen Menschen, den man geliebt hatte?
    Niemals würde Matt Drax sich in die Gedankenwelt eines Mannes wie Arthur Crow einfühlen können.
    Der Weg zur Oberfläche wäre ohne das Tau, das dort vom Eis herab hing, nicht zu bewältigen gewesen. Es hatte
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