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242 - Im Fadenkreuz

242 - Im Fadenkreuz

Titel: 242 - Im Fadenkreuz
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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Rev’rend Rage«, flüsterte Mr. Hacker.
    Lautlos schlichen sie der Stimme entgegen. Sie konnten einzelne Satzfetzen verstehen. »… eine Zeit, in der Glaube, Frieden und das Gesetz des HERRN regieren…« Die Stimme rückte näher. Hacker und Columbu pirschten sich durchs Unterholz. Der Wald wurde lichter, felsiges Geröll lag zwischen Farn und Beerenhecken. Gebetsrufe wurden laut, ganz in der Nähe: »Amen!«, »Halleluja!«, und so weiter.
    Auf den Bäuchen robbten der schwarze Kahlkopf und der blonde Corporal bis an den gerodeten Bereich um das Tor heran. Ein paar Meter unterhalb ihrer Deckung und vielleicht zweihundert Schritte entfernt standen die etwa fünfzig Männer und Frauen aus Waashton. Rev’rend Tortures Gestalt ragte aus ihrer Menge. Leicht erhöht im Felshang stand Rev’rend Rage und predigte mit pathetischer Stimme. Hin und wieder stemmte er ein großes rotes Holzkreuz in die Luft. Nicht weit hinter ihm erkannte Mr. Hacker das in den Fels eingelassene Schott. Dahinter lag die Produktionsanlage für die U-Men.
    »Zu spät«, flüsterte Columbu. »Die halten wir nicht mehr auf.«
    Hacker schaute auf seine Uhr: Noch gute fünf Minuten bis zur Ankunft des Gleiters.
    »… heute werden wir die Dämonenbrut in diesem Berg ausräuchern!«, schrie zweihundert Schritte entfernt der Erzbischof.
    Mr. Hacker musste seinem Gefährten recht geben. Er schnallte sich das Funkgerät von der Schulter und aktivierte es. »Hacker an Left Arm One, kommen.«
    Das Geschrei des Gottesmannes hallte von den Felsen wider.
    Aus dem Funkgerät meldete sich der Hohe Richter. »Black hier. Wir sind noch zehn Kilometer entfernt und nähern uns im Tiefflug. Wie sieht es bei Ihnen aus?«
    »Corporal Columbu und ich liegen hier ganz in der Nähe des Außenschotts der Anlage in Deckung«, meldete Hacker. »Der Panzer wartet sechshundert Meter entfernt. Rage peitscht seine Leute gerade auf. Können Sie ihn hören?« Er hielt das Richtmikrofon zur Lichtung hin. Dort forderte Rev’rend Rage seine Gefolgschaft gerade auf zu beten, bis das Schott sich öffnete.
    »Jetzt stiefelt er auf das Tor zu, Mr. Black. Rage hat ein Riesenkreuz dabei… und schlägt damit gegen das Schott. Oh, verdammt…!«
    »Was ist los, Mr. Hacker?«, tönte es aus dem Funkgerät. »Berichten Sie weiter!«
    »Das Tor öffnet sich, Sir! Shit – es öffnet sich tatsächlich…!«
    ***
    Im Flächenräumer
    Matthew Drax streckte die Hand nach dem gelb blinkenden Tastfeld aus.
    Tu es nicht!, brüllte eine Stimme in seinem Kopf. Die Ereignisse am Uluru standen ihm plötzlich wieder vor Augen. Der Streiter kommt! Für ihn brauchst du diesen einen Schuss! Unweigerlich wird er eines Tages über der Erde auftauchen, und dann…
    Matt hätte schreien mögen vor Verzweiflung. Einem stechenden, körperlichen Schmerz gleich wühlte der Konflikt in seiner Brust. Auch wenn er die Koordinaten verändert hatte: Drückte er auf den gelb blinkenden Auslöser, war die letzte Chance der Menschheit vertan, den unausweichlichen Angriff des Streiters abzuwenden.
    Doch was nützte er denn der Menschheit, wenn Crow ihn jetzt erschoss? Tot würde er den Streiter noch viel weniger aufhalten können…
    Hinter ihm explodierte ein Schuss. Matt Drax’ Kopf ruckte herum – Crow hatte erneut in den Gang gefeuert. Hatte Aruula einen weiteren Vorstoß gewagt? Einen Meter über dem Boden hatte der Treffer ein kopfgroßes Stück aus der Wandung herausgesprengt. Rauch wölkte auf. Aruula schrie, offenbar hatten glühende Querschläger von Trümmerstücken sie erwischt. Im nächsten Moment fuhr Arthur Crow wieder herum und richtete den Driller auf den Mann aus der Vergangenheit.
    Darauf schien Aruula nur gewartet zu haben. Auf den ersten Metern vom Rauch der Explosion gedeckt, stürmte sie plötzlich hinter der Gangbiegung hervor – ihr Schwert in der Rückenkralle!
    Crow riss den Driller erneut herum, doch da schleuderte die Kriegerin etwas Längliches, Bleiches von den Ausmaßen eines Unterarms: einen Knochen! Er traf Crow an der Schulter. Er schrie auf, taumelte – und der Driller entglitt seiner Rechten. Die Waffe prallte zu Boden.
    Ein Schuss löste sich, zischte knapp an Matts rechtem Bein vorbei und schlug in der gegenüberliegenden Wand ein. Die Beleuchtung und die Darstellung auf dem Monitor flackerten. Bionetische Trümmerstücke spritzten aus der Wand bis zur Schaltkonsole.
    Die Waffe selbst, durch den Rückstoß angetrieben, rutschte über den Boden und blieb zehn Schritte entfernt
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