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242 - Im Fadenkreuz

242 - Im Fadenkreuz

Titel: 242 - Im Fadenkreuz
Autoren: Jo Zybell und Mia Zorn
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Da’la ihm gesagt hatte? Dass nur noch eine Restladung in den Energiespeichern steckte, ausreichend für einen einzigen Schuss? War er abgefeuert, würden wieder Jahrtausende vergehen, bis die Speicher des Flächenräumers sich für den nächsten Einsatz aufgeladen hätten.
    Was hatte Crow vor? Wollte er den Flächenräumer benutzen, um die Welt zu erpressen – oder wollte er ihn tatsächlich einsetzen? Wenn ja, gegen welches Ziel? Eine ganze Armee konnte man damit in irgendeine ferne Zukunft schleudern, eine ganze Flotte, eine ganze Stadt.
    Matt Drax wusste dagegen ganz genau, wozu er diesen einen Schuss benutzen würde. Ihn fröstelte, als er an den Streiter dachte, dieses kosmische Wesen, das auf der Jagd nach den Wandlern eine Spur der Verwüstung im Kosmos hinterließ. Wenn er den Weg zur Erde fand, würde er die Menschheit von deren Oberfläche wischen. Ihn mit dem Flächenräumer zu treffen schien ihre einzige Chance zu sein.
    Lityi war jetzt gut zwei Minuten unterwegs. Hatte sie die Schleuse schon erreicht? Warteten Aruula und Chacho noch im Vorraum, oder hatten sie die Anlage zwischenzeitlich verlassen? Er wusste ja noch nicht einmal, wie viel Zeit bei seinen beiden Zeitsprüngen nach Frisco und zu den Anasazi hier in der Gegenwart vergangen war. Er musste Zeit schinden…
    Matt wandte sich wieder Crow zu. »Lassen Sie uns wie vernünftige Männer miteinander reden, General«, meinte er. »In San Francisco schienen Sie mir nicht ganz so verbohrt wie sonst. Vielleicht können wir uns einigen.«
    »Einigen?« Wieder lachte Crow kurz auf. Es klang wie ein trockenes Husten. »Machen Sie sich keine Hoffnungen, Drax. Ich wäge gerade ab, ob ich tatsächlich noch Verwendung für Sie habe oder sie lieber doch gleich an Ort und Stelle entsorge. Sie haben mir schon so viel Ärger bereitet, dass ich die Akte ›Commander Drax‹ am liebsten gleich hier und jetzt schließen würde.« Der General kam einige Schritte näher. »Aber ob jetzt oder später: Ich will, dass Sie für all das bezahlen, was Sie mir angetan haben. Mir… und meiner Tochter.«
    Matt strich ein eisiger Wind den Rücken hinab. Lynne Crow. Eine Komponente, die er nicht bedacht hatte.
    Die Tochter Arthur Crows war in seinen Armen am Kratersee gestorben, nachdem sie und Professor Dr. Jacob Smythe lange Zeit in der Gefangenschaft der Außerirdischen verbracht hatten. Sie hatte sich im Kampf gegen die Daa’muren geopfert. [1] Eine selbstlose Tat, zu der ihr Vater niemals fähig gewesen wäre.
    Lastete er Lynnes Tod etwa ihm, Matthew Drax an?
    Wenn dies so war, dann halfen alle logischen Überlegungen nichts. Dann wäre Crow nicht nur der skrupellose, aber immerhin strategisch denkende Militär, sondern vor allem ein Vater, der seine Tochter rächen wollte.
    Matthew wusste, dass es ein Fehler gewesen war, Crow damals den Tod seiner Tochter zu verschweigen – nur um dessen Zusammenarbeit mit der Allianz nicht zu gefährden. [2]
    »Habe ich Sie erschreckt, Drax?«, erkundigte sich Arthur Crow grimmig. »Ich sehe es Ihrem Gesicht an, dass die Sünden der Vergangenheit in Ihnen aufsteigen. Ich weiß, dass Sie die Hosen voll haben, Commander. Und wissen Sie was? Sie haben sie zu Recht voll…«
    ***
    Zur selben Zeit, nicht weit entfernt
    Chacho irrte durch die Dunstbilder, die Erschöpfung und Halbschlaf ihm bescherten: Er sah seine kleine Tochter vor den Eishütten ihres einstigen Dorfes spielen. Sah sich mit seinem Volk durch die Eiswüste ziehen, auf der Flucht vor den Soldaten von Nischni-Nowgorod. Sah seinen Vater, der ihn vor den Spalten der Risswelt zu sich winkte. Dann verschwamm das Bild und Chacho lag plötzlich in den Armen seiner geliebten Frau Lityi. Ein wohliges Gefühl erfüllte ihn und er drängte seinen Körper näher an ihren.
    Doch er spürte ihn nicht. Spürte nur eine harte Wand an seinem Rücken und den kalten Griff seiner Harpune zwischen den Fingern. Verwirrt kehrte sein Bewusstsein zurück in die Wirklichkeit, in der es keine Lityi und keine Pachachaos mehr gab. In der es nach verwestem Fleisch stank und in der ein merkwürdiges Scharren zu hören war. Chacho riss die Augen auf. Reflexartig legte er seine Waffe an.
    Er ließ sie erst wieder sinken, als er begriff, dass keine Gefahr drohte: Die beiden Tore der Schleusenkammer waren nach wie vor verschlossen und die Geräusche verursachte die Barbarin mit ihrem Schwert. Unermüdlich durchkämmte sie die von der Decke herab hängenden Lianen und Flechten. Sie hoffte wohl immer noch,
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