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2411 - Schwinge-von-Raffat

Titel: 2411 - Schwinge-von-Raffat
Autoren: Unbekannt
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Noquaa-Kansahariyya ausgiebig getestet worden, mit verschiedenen Triebwerken. Sogar im Unterlichtflug traten Probleme auf. Auch bei vorhergegangenen Hochpräzisionsmessungen hatten sie Abweichungen vom angelegten Kurs hinnehmen müssen.
    Keineswegs regelmäßig und überall, auch nicht unbedingt sämtliche beteiligten Schiffe betreffend: Es konnte jederzeit sein, dass von einem Verband nur ein einziger Raumer das gemeinsam angepeilte Ziel nicht exakt erreichte. Oder die Hälfte. Oder alle.
    Fest stand nur: je länger die Etappe, desto wahrscheinlicher und größer die Abweichungen von der programmierten Route. Und desto mehr Einheiten eines Pulks waren im Durchschnitt betroffen.
    In Hangay vermochte man, lapidar ausgedrückt, nicht mehr sicher „geradeaus zu fliegen". Selbst das galt nicht allerorts im gleichen Maße, sondern konnte von Sektor zu Sektor, von Stunde zu Stunde unterschiedlich ausfallen.
    Die Mannschaften der RICHARD BURTON und der LFT-BOXEN ARAMIS, ATHOS und PORTHOS bemühten sich redlich. Dennoch „zerstreuten" sie sich immer wieder unbeabsichtigt auf einige Lichtsekunden Distanz.
    ESCHER führte die Unmöglichkeit, einen exakten Kurs zu halten, auf „Inkonsistenzeffekte einer inhomogen veränderten Raum-Zeit-Struktur" zurück.
    Selbst die Parapositronik sah sich vorerst außerstande, die Abweichungen vorherzusagen oder der Fehleranfälligkeit entgegenzuwirken.
    Kurz hatte die Expeditionsleitung erwogen, alle vier Schiffe „starr" zu synchronisieren und von einem einzigen Emotionauten steuern zu lassen, so, wie sie es während der letzten Linearetappe im Grenzwall gemacht hatten. Aber der Plan war als zu riskant verworfen worden. Wenn die gigantischen Trägerraumer nur wenige Kilometer Distanz zueinander hielten, konnte schon eine winzige Abdrift zur Kollision führen.
    Also kämpften und ärgerten sie sich weiter. Und die Schwierigkeiten ließen keineswegs nach. Im Gegenteil, je näher sie dem Segarenis-Haufen kamen, desto beträchtlicher fielen die Abweichungen aus.
     
    *
     
    „Als flögen wir geradewegs auf ein Zentrum der Inkonsistenz zu", sagte Hajmo Siderip. „Eine Art kosmisches Äquivalent zu deiner Kabine: der höchstmögliche Grad an Unordnung."
    Bevor Marc etwas entgegnen konnte, winkte Jawna Togoya ab. „An Marcs Saustall kommt der Segarenis-Haufen nicht heran. Dabei handelt es sich laut unseren Informationen ja bloß um eine Proto-Chaotische Zelle."
    Sie hatten alle drei Freischicht und es sich in einem Wintergarten der Therme gemütlich gemacht. Jawna benötigte als Posbi zwar keine Erholungsphasen, aber der Dienstplan galt für sie genauso wie für jedes andere Besatzungsmitglied.
    „Proto-Chaotisch?", fragte Hajmo, sich im Liegestuhl räkelnd.
    „Unseren neuen Freunden von der Noqua Kansahadingsbums ist es gelungen, Klartext-Funkgespräche von Kolonnen-Einheiten mitzuschneiden. Da kam dieser Begriff vor. Hältst du dich denn nicht auf dem Laufenden?" Marc deutete zum Bord-Trivid-Monitor über den üppig wuchernden Grünpflanzen.
    „Ich war in den letzten Tagen mit meinen Gedanken woanders."
    Beinahe gleichzeitig hoben Marc und Jawna abwehrend die Arme. „Um aller Himmel willen, fang nicht schon wieder davon an!", flehte Marc.
    „Ich hingegen wäre an einer eingehenderen, psychologisch fundierten Beschreibung deines extraordinären Gemütszustands sehr interessiert", widersprach die Koko-Interpreterin. „Mein Volk kennt grenzenlose Hingabe nur einerseits gegenüber dem Zentralplasma, andererseits in Form der Zuneigung, die uns die Matten-Willys entgegenbringen."
    „Ich schwör’s dir, das willst du nicht wissen", sagte Marc.
    Um die drohende Erörterung von Hajmos unglücklicher Verliebtheit abzuwürgen, erteilte er dem Holo-Projektor einen akustischen Befehl, die vorliegenden Daten über ihr Zielgebiet einzublenden. „Bring dich lieber auf den neuesten Stand, Freund Seitenreißer!"
    „Wenn du meinst, Alphoninus ...", konterte Hajmo. Er fing das Handtuch, das Marc nach ihm warf, aus der Luft, dann gab er sich geschlagen und widmete sich den von der Expeditionsleitung veröffentlichten Fakten.
    Der Segarenis-Kugelsternhaufen umfasste rund 90.000 Sonnen. Er lag 6003 Lichtjahre oberhalb der galaktischen Hauptebene, also „weitab vom Schuss" und keineswegs im Bereich der heißest begehrten und umkämpften Siedlungsgebiete.
    Bevor die Terminale Kolonne TRAITOR in Hangay aktiv wurde, galt der Segarenis-Haufen als militärisch und wirtschaftlich wenig bedeutend,
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