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24 kurze Albträume (German Edition)

24 kurze Albträume (German Edition)

Titel: 24 kurze Albträume (German Edition)
Autoren: Regina Schleheck , Oliver Henzler , Michael Rapp , Bernhard Giersche
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Schrei­ben kam. Alle an­de­ren Ge­dan­ken wa­ren schier aus sei­nem Geist ge­wi­chen. Je­der An­satz dreh­te sich nur noch um den an­de­ren Au­to­ren, der Mr. Pen­d­er­gasts Wer­ke eins zu eins nach­zuah­men schi­en.
    Und als ob die­ses noch nicht ge­nüg­te, er­fuhr der einst­mals er­folg­rei­che Schrifts­tel­ler von sei­nen Be­kann­ten, dass ihm der An­de­re auch noch bis aufs Haar zu glei­chen schi­en. 
     
    "Wie soll­te das mög­lich sein?", frag­te sich Mr. Pen­d­er­gast dar­auf­hin. Dies kön­ne er sich aber ja selbst an­schau­en, rie­ten ihm sei­ne Nach­barn von ge­gen­über. Der An­de­re wäre näm­lich erst heu­te Mor­gen in die bis da­hin leerste­hen­de Hälf­te des Dop­pel­hau­ses ein­ge­zogen, das der ehe­mals un­über­trof­fe­ne Au­tor schon seit Jah­ren be­wohn­te.
    In die­ser Nacht war Mr. Pen­d­er­gasts Schlaf noch un­ru­hi­ger als die Tage zu­vor. Im­mer wie­der warf er sich hin und her, während er träum­te, der An­de­re wür­de auf sei­ner Sei­te des Hau­ses um­her­schlei­chen und ver­su­chen dem Schla­fen­den in den Kopf zu schau­en. Dies hör­te erst auf, als der Mor­gen be­reits zu grau­en be­gann.
    Müh­sam schlepp­te sich N.E. Pen­d­er­gast mit stei­fem Nacken und schmer­zen­den Glie­dern in sein Ba­de­zim­mer, um sich zu ra­sie­ren. Da­bei schoss ihm die fixe Idee durch den Kopf, dass der An­de­re ge­nau in die­sem Mo­ment nun auch vor sei­nem Spie­gel ste­hen könn­te - ge­nau auf der Rück­sei­te der Wand, an dem sein Ei­ge­ner hing – und was, wenn sein Kon­tra­hent jetzt eben­falls dort hin­ein­starr­te? Was, wenn sie sich völ­lig gleich aus­schau­end da­bei an­sa­hen?
     
    Wen wun­dert es, dass N.E. Pen­d­er­gast sich also frag­te, was in ih­rer bei­der Köp­fe denn nun ge­ra­de vor sich gin­ge. Dann sah er be­däch­tig lang­sam auf sei­ne lin­ke Hand mit dem schar­fen Ra­sier­mes­ser hin­ab und schau­te ein­fach nach …

Ma­xi­mi­li­an Weigl
     
    Der Kör­perer
     
    Am 27. März die­ses Jah­res wur­de in der Nähe von S. ein Jä­ger als ver­misst ge­mel­det. Sei­ne Frau sag­te, er sei in den letzten Wo­chen je­den Tag et­was län­ger bei der Ar­beit im Wald ge­blie­ben. Sie sprach nicht aus, dass es zwi­schen den bei­den Pro­ble­me gab, doch war dies der er­mit­teln­den Po­li­zei­be­hör­de of­fen­sicht­lich. Die­se hielt es für mög­lich, dass der Ver­miss­te sich in ei­nem Wirts­haus auf an­de­re Ge­dan­ken hat­te brin­gen wol­len, und klap­per­te die um­lie­gen­den Dör­fer ab. In kei­nem je­doch fand sich eine Spur des Jä­gers.
    Da­durch ver­gin­gen zwei Tage, bis man be­schloss, mit ei­ner Staf­fel aus acht Mann das Jagd­ge­biet des Jä­gers F. zu durch­käm­men, jetzt end­lich un­ter dem Ver­dacht, ihm könn­te et­was zu­ge­sto­ßen sein. Die Su­che dau­er­te zwei Tage; dann fand man den Jä­ger – auf ei­nem Hü­gel vier Ki­lo­me­ter au­ßer­halb sei­nes Re­viers. Im Ob­duk­ti­ons­be­richt stand später, der Jä­ger, ein Mann im Al­ter von vierund­vier­zig Jah­ren, habe auf der Jagd einen Herz­in­farkt er­lit­ten. Es sei ihm nicht mehr recht­zei­tig ge­lun­gen, mit sei­nem Han­dy nach Hil­fe zu ru­fen. Die Akte wur­de da­mit – je­den­falls of­fi­zi­ell – ge­schlos­sen. Die ei­gen­ar­ti­ge Hal­tung, in der man den Jä­ger am Ort sei­nes To­des auf­ge­fun­den hat­te, wur­de nicht in Fra­ge ge­stellt.
    Der Jä­ger lag bäuch­lings auf dem Bo­den, das Ge­wehr an­ge­legt, die Au­gen starr über Kim­me und Korn auf den Hü­gel ge­gen­über ge­rich­tet. Der Fin­ger war eng um den Ab­zug ge­krümmt, als habe er mit letzter, schwin­den­der Kraft ver­sucht ab­zu­drücken. Es ge­lang den Po­li­zis­ten nicht ein­mal mit Ge­walt, den Jä­ger aus sei­ner Star­re zu lö­sen. Der lei­ten­de Po­li­zei­be­am­te T. schrieb dazu in sein per­sön­li­ches No­tiz­buch: Es scheint so, als habe die To­ten­star­re noch im Au­gen­blick des To­des ein­ge­setzt. Oder wie sonst ist es zu er­klären, dass der Jä­ger nicht zu­erst er­schlaff­te?  
    Durch einen un­vor­her­ge­se­he­nen, als un­glück­lich zu be­zeich­nen­den Um­stand ist die­ses No­tiz­buch in mei­ne Hän­de ge­langt. Ich habe es der er­mit­teln­den
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