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2382 - Der refaktive Sprung

Titel: 2382 - Der refaktive Sprung
Autoren: Unbekannt
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siebenhunderttausend oder siebzigtausend, für meine Geschichte an sich spielt das im Prinzip keine Rolle. Diese Zeitspanne kommt dir womöglich unbegreiflich vor, doch sie könnte dir auch den Hauch einer Ahnung von der Denkweise der Kosmokraten und Chaotarchen verschaffen. Und davon, mit welchen Zeiträumen sie planen und handeln.
    Frag mich nicht, ob sie schon damals gewusst haben, dass in Hangay einmal eine Negasphäre entstehen soll. Ob sie schon damals Vorbereitungen getroffen haben, diese Entwicklung einzuleiten oder zu verhindern. Die Versetzung Hangays aus Tarkan in dein Universum, die Erhöhung des Hyperraum-Widerstands ... Aber Einzelheiten darüber habe ich nie erfahren.
    Glaube nicht, ich sei ein Vertrauter der Hohen Mächte gewesen und sie hätten mich in ihre Pläne eingeweiht. Ich war immer nur ihr Werkzeug.
    Doch wenn du mich nach meiner persönlichen Meinung fragst, die sicherlich auf gewissen Erfahrungswerten beruht, dann muss ich sagen: Nein, ich bezweifle, dass sie so weit vorausplanen.
    Sechsundsiebzig Millionen Jahre sind selbst für Kosmokraten und Chaotarchen eine lange Zeit.
    Wenn nicht gerade Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eins für sie sind, werden sie sich damals mit anderen Dingen beschäftigt haben. Auch damals tobte schon der Krieg zwischen ihnen, doch auf ganz anderen Schauplätzen.
    Und noch ein Gedanke dazu ... Warum sollten sie den Kampf um die Vorherrschaft ihrer Ideale überhaupt noch führen, wenn sie schon wissen, wie er ausgehen wird?
    Nein, ich war niemals ein Freund der Hohen Mächte und bin es heute ebenso wenig. Den eigentlichen Grund für ihre Auseinandersetzung habe ich nach sechsundsiebzig Millionen Jahren noch nicht verstanden.
    Denn ohne Ordnung wird jedes Universum im Chaos verglühen, und ohne Chaos wird jedes Universum in Ordnung erstarren.
    Sind sie nicht aufeinander angewiesen?
    Aber wir Wesen der niedrigeren Entwicklungsstufen sind nicht imstande, die Denkweise der Hohen Mächte zu begreifen. Also müssen wir den Status quo wohl einfach akzeptieren.
    Womit ich nicht sagen will, dass wir beide uns auf ein und derselben Entwicklungsstufe befinden. Es gibt Unterschiede zwischen uns, Rhodan, du Kosmokratenknecht, beträchtliche Unterschiede.
    Aber zurück zu meiner Geschichte.
    Verzeih mir, wenn ich manchmal abschweife, aber seit Bikschuns Tod bin ich allein mit meinen Gedanken, habe ich niemanden mehr, dem ich mich mitteilen kann. Das musst du schon in Kauf nehmen, wenn du meine Geschichte erfahren willst.
    Ich wurde in eine Zeit des Aufruhrs geboren, Rhodan, in eine gewalttätige, kriegerische Epoche des Universums, die voller erbitterter Verteilungskämpfe zwischen den Mächten der Ordnung und des Chaos war, wie ich schnell herausfand.
    Ganze Galaxien lagen damals im Krieg miteinander. Manche von ihnen sollten das Ende dieses Krieges nicht erleben.
    Schreckliche Waffen wüteten, und keine Seite zeigte Gnade.
    Wenn eine Seite eine Galaxis zerstörte, indem sie ihre Gravitationslinien in Unordnung brachte, sodass die Raumzeit in sich selbst zusammenbrach, rächte die andere sich, indem sie dem gesamten Leben einer Sterneninsel die Intelligenz raubte oder den einzelnen Sternen ihr Licht, damit sich ewige, tödliche Dunkelheit ausbreitete. Manche Galaxien verkochten geradezu, wie am Ende der Zeit in einem kontrahierenden Universum, manche erstarrten in Kälte, wie in einem ewig expandierenden.
    An meine Geburt habe ich keine Erinnerung. Ich war von einem Augenblick zum anderen da. Zuerst war das Nichts, dann war ich. Hältst du es für möglich, dass ich ein eigenes Universum bin? Alle Universen sollen ja aus Amplituden des Nichts entstanden sein oder zumindest das allererste. Wie kann ein Nichts eine Amplitude bilden? Das habe ich nie verstanden. Aber ist nicht jedes Lebewesen ein Universum für sich? Und lebt nicht jedes Geschöpf in zwei Universen gleichzeitig? In zwei Kosmen?
    Um deine Begrifflichkeit zu übernehmen, Rhodan - und wenn ich will, kann ich in deinen Gedanken lesen wie in einem aufgeschlagenen Buch -, hat nicht jedes Lebewesen einen idios kosmos, eine eigene Welt, die nur von ihm selbst erlebt und wahrgenommen wird, und einen koinos kosmos, die Welt, die von allen Wesen gemeinsam wahrgenommen wird? Wenn du stirbst, ist dein idios kosmos erloschen, aber den koinos kosmos berührt dein Tod nur unwesentlich. Betroffen sind durch deinen Tod dort nur diejenigen, die dir nahe standen, die dich gekannt haben. Für alle anderen ändert sich nichts. Die
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