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236 - Gestrandet

236 - Gestrandet

Titel: 236 - Gestrandet
Autoren: Ronald M. Hahn und Christian Schwarz
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gefürchtet hätte. Kenner stufte ihn als Beispiel für jene Konvertiten ein, die die Barbareien klassischer Fundamentalisten wie Liebesdienste erscheinen ließen. Federführend in dieser wenn auch weitgehend bereinigten Szene waren auch heute noch nicht selten deutsche Hauptschulabbrecher, die sich rächen wollten, da die Welt ihnen das Dasein als Popstar oder Lufthansa-Pilot verwehrte: Sie waren überall auf der Welt als nützliche Idioten aktiv und feierten es immer als großen Sieg, wenn ihre Bemühungen einen US-Soldaten und fünfzig zufällig in seiner Nähe stehende Muslime in die Luft fliegen ließen.
    Was schwafelt er da von Parasiten?, fragte Kenner sich pausenlos.
    Zuerst glaubte er, mit dem Wort seien Trittbrettfahrer oder Ausbeuter gemeint. Doch dann kamen die Stimmen näher und er spürte, dass die Unsichtbaren in seiner Nähe waren.
    Jemand betastete Kenners Hinterkopf und sagte: »Da. Seht ihr? Man muss genau hinsehen, um den Einstich zu erkennen.«
    Kenner spürte den Atem des Sprechers an seinem Ohr. Dann hörte er ihn auf Englisch sagen: »Tut dir was weh, Yankee?«
    Er schien auf eine Antwort zu warten. »Ich… habe … Kopfschmerzen«, erwiderte Bob Kenner leise. »Bin ich gestürzt?« Und um zu vertuschen, dass er die Gespräche dieser Leute verstanden hatte, fügte er hinzu: »Wo bin ich? Im Krankenhaus? Was ist mit meinen Augen? Wieso bin ich ans Bett gefesselt? Wo ist Mandy? Was ist passiert? Ich kann mich an nichts erinnern.«
    Ein kehliges Lachen. Heiter und verächtlich zugleich. Kenner begriff: Er war von Menschen umgeben, die ihn aus tiefstem Herzen verachteten.
    Eine Hand packte seinen Hals. Sie übte Druck aus. »Du hast jetzt einen hübschen kleinen Parasiten in deinem verdummten Ami-Hirn. Wage ja nicht, dich deinen Leuten zu offenbaren. Tust du es, bringt der Parasit dich sofort um. Du wirst dich also in den nächsten Monaten ganz normal verhalten und nichts tun, um irgendwelche Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen.« Der Unbekannte räusperte sich. »Noch Fragen?«
    »Ja«, sagte Kenner. »Jede Menge.«
    ***
    8. Februar 2525, Küstengewässer des Ross-Meeres
    »Wow«, sagte Matthew Drax, und in seiner Stimme schwang all die Andacht mit, zu der er noch fähig war. Er stand auf dem Kabinendach der WELLENSPRINGER und ließ seine Blicke über das Gebirge aus Stahl gleiten, das sich ein paar Dutzend Meter vor ihm erhob. Aruula, die sich im Bug des Handelsschiffes befand, turnte zu Matt hoch.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Was das ist?« Matts Augen leuchteten nun. »Das, meine liebe Aruula, ist ein Überbleibsel aus meiner Zeit. Ein Unterseeboot wie das aus dem Paak – aber ungleich größer und mächtiger. Wenn mich nicht alles täuscht, ist es sogar ein amerikanisches. Moment…«
    Matt sprang von der Kajüte an Deck und wandte sich an Nikolaus Borisov am Steuerrad: »Ist bekannt, welcher Nationalität das U-Boot ist?«
    Borisov drehte den Kopf und rief über die Schulter zurück: »U-Boot? Meinst du das Schloss von Georgshütte?«
    »Wie bitte?« Matt war verwirrt. Er trat an Borisovs Seite. »Schloss von Georgshütte? Was soll das sein?«
    Der Käpt’n kratzte sich am Kopf und zeigte dann auf das U-Boot. »Na, das da. Das ist das Schloss von Georgshütte. Ich erzähl dir gern was darüber, aber später. Jetzt brauche ich meine ganze Aufmerksamkeit für diese verdammten Klippen hier.«
    »Alles klar.« Matt stieg wieder zu Aruula aufs Kabinendach, während Borisov durch eine enge Passage tuckerte.
    »Nun, ist es ein Unterseeboot deines Volkes?«, wollte Aruula wissen.
    »Ich nehme es an«, sagte Matt leise. »Könnte ein Boot der Seawolf-Klasse sein. Unglaublich…« Seine Blicke glitten an dem schräg hängenden U-Boot-Rumpf entlang, der sich in den Klippen verkeilt hatte. Eine besonders hohe Klippe am vorderen Drittel des Bootes wirkte wie eine Klammer, die das Wrack auf ewig hier festhalten würde, so lange jedenfalls, bis Rost und andere Witterungseinflüsse es endgültig zerfallen ließen.
    Noch aber war es nicht so weit. Noch lange nicht. Matt bemerkte zwar überall Roststellen, vor allem an dem rund siebzig Meter langen Aufriss, der sich die Flanke entlang zog, aber der Bootsrumpf schien sich insgesamt noch in einem einigermaßen guten Zustand zu befinden.
    Die dichten grauweißen Wolken rissen auf und machten blauem Himmel Platz. Hoch oben kreiste ein Schwarm Vögel.
    »Dieses Tauchschiff ist riesig. Da würde eine hydritische Transportqualle tausend Mal hineinpassen«,
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