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2356 - Schmerzruf

Titel: 2356 - Schmerzruf
Autoren: Unbekannt
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gibt einiges zu besprechen."
    „Seit du vor zwei Tagen zum neuen Patron gewählt worden bist, habe ich dich nicht mehr zu Gesicht bekommen", sagte Kantiran. „Es gilt, eine Menge Aufgaben zu bewältigen." Chyndors vier senkrechte Nasenscharten unterhalb des Auges weiteten sich. „Deshalb muss ich dich mit einer wichtigen Aufgabe betrauen, die ich am liebsten selbst erledigt hätte. Leider bin ich mit Organisationsfragen hier im System gebunden."
    „Gut für mich, wie?"
    Ein tief brummender Unterton gesellte sich zu Chyndors Stimme, als er fortfuhr. Die bräunlichen Punktmuster auf den Handrücken verfärbten sich rötlich. „Verlass dich drauf, dass ich, noch ehe das Jahr endet, selbst wieder in irgendeinen Einsatz gehe. Doch zuerst gilt es, einiges zu erledigen."
    „Bürokratie", meinte Kantiran abschätzig.
    Der Patron ging nicht darauf ein. „Die Zeichen der Zeit gebieten den Friedensfahrern, die Vorgänge in Hangay genau zu beobachten. Dort entsteht die Negasphäre - dort werden sich über kurz oder lang die Ereignisse fokussieren."
    Die dunkelgrünen Knorpelränder des Mundes rieben aneinander. „Die Friedensfahrer benötigen in der Nähe Hangays eine Basis, in der sich so viele von uns, wie nötig sind, ständig niederlassen können."
    „Ein Beobachtungsposten?"
    Die gespaltene Zunge des Heesort kam kurz zum Vorschein. „Auch das. Ich kann dir sogar den Namen dafür liefern: Camp Sondyselene."
    „Ein hübsches Andenken an den alten Patron."
    „Borgin Sondyselene hat es verdient. Er hat die Friedensfahrer-Organisation gegründet. Wir verdanken ihm und den Enthonen alles."
    Einige Friedensfahrer traten ins Palais.
    Chyndor winkte Kantiran, ihm in die Kavernen zu folgen. „Dort sind wir ungestört."
    Zu zweit betraten sie den Ort, der bis vor kurzem für alle außer den Enthonen und ihren Gehilfen, den Varia, verboten gewesen waren. Das Tabu war gelockert worden, aber noch immer durfte nicht jeder in die Kavernen vordringen. Die dortigen Transmitter führten unter anderem zum Geschlossenen Mond Rosella Enthon, wo die letzten Enthonen nach wie vor in selbstgewählter Einsamkeit lebten. Alle, bis auf den alten Patron Borgin Sondyselene selbst, der mit seiner Kapsel EWIGKEIT das System Rosella Rosado mit unbekanntem Ziel verlassen hatte.
    Chyndor und den elf Garanten standen die Kavernen jedoch offen, und ihnen war erlaubt, nach Rosella Enthon vorzudringen, wenn der Anlass ihrer Ansicht nach wichtig genug war. Das beabsichtigten die beiden momentan jedoch nicht. Sie verharrten nahe einem der violett glosenden Abstrahlfelder. „Du willst also, dass ich den Aufbau des Camps leite", griff Kantiran den Faden wieder auf. „Ich denke, du bist der Richtige für diese Aufgabe. Es erfordert einigen logistischen Aufwand, sich um alles zu kümmern. Es ist darüber hinaus dringend notwendig, dass du dich um eine Verbesserung der flugtechnischen Anbindung kümmerst."
    Kantiran senkte den Blick, suchte denjenigen seines Gegenübers. „Ehe du weiterredest - wäre das nicht eine gute Initiationsaufgabe für ..."
    „Und ehe du weiterredest", unterbrach der Patron, „stimme ich dir zu. Es wäre in der Tat sehr gut geeignet, um Cosmuel Kains Fähigkeiten zu testen. Wenn sie es schafft, für das Camp einen .geeigneten Standort auszuwählen und alle Probleme, die mit der Errichtung verbunden sind, zu lösen, ist sie würdig, in den Bund der Friedensfahrer aufgenommen zu werden."
    Kantiran zog seine braune Lederjacke glatt - eine gänzlich unnötige Geste, die ihm selbst zeigte, wie nervös er augenblicklich wurde, wenn die Rede auf Cosmuel kam. „Woher wusstest du, dass meine Bemerkung auf sie abzielte?"
    Chyndor gab eine Abfolge zischelnder Laute von sich, die dem amüsierten Kichern eines Terraners gleichkamen. „Ich weiß, dass du dich gedanklich immer mit ihr beschäftigst. Ich mag nicht humanoid sein wie du, aber ich sehe es deiner Mimik an. Ich habe gelernt, in deinem Gesicht zu lesen, Freund Kantiran. Außerdem ..."
    Er züngelte für eine Sekunde. „... verfügt meine Zunge über hochsensible Geruchsrezeptoren, und wenn ich aufgrund meiner Studien nicht genau wüsste, dass weder Terraner noch Arkoniden hormonelle Ausdünstungen von sich geben, würde ich schwören, dass ..."
    „Schon gut!", rief Kantiran, lauter, als er es eigentlich beabsichtigte. „Ich habe verstanden."
    Wieder die zischelnden Laute. „Kurz und knapp: Wenn der Großrechner Orakel Cosmuel diese Aufgabe zuteilt, soll es mir recht sein. Ich
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