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2356 - Schmerzruf

Titel: 2356 - Schmerzruf
Autoren: Unbekannt
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ihrer Gegenwart wie ein Knabe, dessen Hormone zum ersten Mal verrückt spielten, und es wurde von Tag zu Tag schlimmer.
    Kantirans innere Anspannung stieg. Und das gefiel ihm gar nicht. Seine Gefühlswelt verwandelte sich in ein Chaos. Er lag abends wach im Bett und versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, dass weder sein Vater Perry Rhodan noch seine Mutter Ascari da Vivo sich je so jämmerlich verhalten hätten wie er.
    Zumindest hätten sie das in seiner Vorstellung nie getan.
    Kantiran war sich darüber im Klaren, dass auch Perry Rhodan ein Mensch war ... doch er war zugleich der Terraner, Träger eines gewaltigen Erbes. Großadministrator des Solaren Imperiums. Ritter der Tiefe.
    Bote von Thoregon. Erster Terraner.
    Terranischer Resident. Habe ich was vergessen? Wohl tausend andere Bezeichnungen und Ämter, die mir jetzt nicht einfallen wollen.
    Und konnte er sich Ascari da Vivo taumelnd vor Liebe vorstellen? Die stolze arkonidische Admiralin, Vertraute Imperator Bostichs, die eiskalt die Frucht der Liebesnacht mit Perry Rhodan ... „Frei?", riss eine dumpf vibrierende Stimme ihn aus den Grübeleien. „Wwas?"
    „Ist - hier - frei?", fragte das gelbhäutige Quallenwesen, das mit einem ausgestreckten Tentakelarm auf den Stuhl neben Kantiran wies. Es betonte jedes einzelne Wort, als würde es mit einem Idioten sprechen, dessen Intellekt kaum ausreichte, einen Barhocker von einer OREON-Kapsel zu unterscheiden. „Ich - will - mich - setzen."
    Kantiran grinste schief. „Dann - tu - das - doch."
    Plötzlich lief ein wellenartiger Schauer über die schwabbelige Oberfläche des Gelben. „Aber ... du bist ja ... du bist ... Kantiran. Verzeih, Garant, dass ich ..."
    „Trink auf meine Rechnung", erwiderte Kantiran und erhob sich. „Oder inhaliere auf meine Rechnung, oder wie immer du Hakkans neuesten Cocktail zu dir nimmst."
    „Osmose", erklärte der Quallenartige, dessen Stimme technisch verstärkt aus einem kleinen Sender drang, den er an einem Gurt um die Leibesmitte trug.
    Kantiran nickte beiläufig und entfernte sich. Die Art der Nahrungsaufnahme des Gelben interessierte ihn nicht.
    Genauso wenig wie Hakkans Fliet.
    Mit einem Hauch von Verzweiflung fragte er sich, ob ihn überhaupt noch etwas interessierte außer der Frau - Cosmuel Kain, die vor fast vier Monaten auf der Isla Bartolomé auf Terra plötzlich vor ihm gestanden und in der ihr eigenen Direktheit festgestellt hatte, dass sie beabsichtigte, Friedensfahrerin zu werden.
     
    *
     
    Auf Bitten des neuen Patrons Chyndor begab sich Kantiran zu dessen OREON-Kapsel ELLSUNTUR.
    Die erste ELLSUNTUR war während der Ereignisse im Fantamagula-System vor einigen Monaten zerstört worden, doch Chyndor hatte sich in den Werften des Orakelmondes Norenor eine andere Kapsel so herrichten lassen, dass ein exaktes Ebenbild entstanden war.
    Die neue ELLSUNTUR schwebte wenige Meter über dem Palais Ellega. Die Tropfenspitze der Kapsel berührte fast den ziegelfarbenen Zylinderbau, dessen Außenfassade von Rundbogenfenstern mit eingestellten Ziersäulen bestimmt wurde.
    Kantiran ging durch eine der breiten Eingangsöffnungen in das Palais und wollte gerade den Patron anfunken, als dieser sich über den Armbandkommunikator meldete. „Du brauchst die ELLSUNTUR nicht aufzusuchen. Ich habe einiges im Palais zu erledigen, so dass es ausreicht, wenn du dorthin kommst."
    „Schon erledigt." Kantiran schritt durch die gewaltige runde Halle. Hier hatte die Vollversammlung stattgefunden, die über das Schicksal der Friedensfahrer-Organisation entschieden hatte. Nun waren die achttausend Plätze leer, kümmerte sich niemand um die Bühne und das zentral angeordnete Rednerpult, das wie in einem Amphitheater von jedem Platz aus eingesehen werden konnte, ebenso von den Logen, die für Fremdwesen mit besonderen Bedürfnissen eingerichtet waren. „Dann komm vor die Kavernen", bat Chyndor. „Ich bin gleich dort."
    Kantiran bestätigte und unterbrach die Funkverbindung. Der Zugang zu den Kavernen befand sich im westlichen Achtel des Runds; in den Kellerräumlichkeiten standen einige Transmitter. Der Eingang wurde von einer Platte überdacht, auf der allerlei Pflanzen wucherten. Die Blütenpracht schillerte momentan vor allem gelb und in warmen Orangetönen.
    Eine grünhäutige, völlig haarlose Gestalt, deutlich kleiner als Kantiran, trat aus den Kavernen. Chyndor gehörte zum Volk der Heesorter, echsenähnlicher Intelligenzen.
    Er hatte ein einzelnes Auge, mitten auf der Stirn. „Es
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