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2353 - Requiem für einen Mond

Titel: 2353 - Requiem für einen Mond
Autoren: Unbekannt
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beherrschte.
    Karoon-Baals Augen waren unbeweglich auf die Bilder gerichtet, aber er sah sie im Grunde nicht. Er brütete und haderte mit seinem Schicksal, das ihn zu einem Punkt geführt hatte, der nicht in seine Lebensplanung passte: Er hatte sich mit dem Dasein eines „Agenten im Krankenstand" abgefunden, sich daran gewöhnt und keine großen Absichten mehr gehabt.
    Solange das Kommando ihm sein Geld überwies und ihm ein gutes Leben ermöglichte, hätte es gut sein sollen. Es gab tausend Dinge, die er tun konnte, nur eines ganz sicher nicht: sich noch einmal ins Getümmel irgendwelcher Kämpfe zu stürzen, die andere Leute um andere Ziele ausfochten. Dem Tod jeden Tag ins Auge zu sehen, Schicksal spielen zu müssen, Entscheidungen zu treffen - und am Ende für das, was er für richtig hielt, von wichtigtuerischen Bonzen angeraunzt zu werden.
    Nein, ein Held musste er nicht sein. Er brauchte sich in diesem Leben nichts mehr zu beweisen.
    Die bittere, zynische Wahrheit war: Er musste es doch. Er hatte sich mit dem Gedanken arrangiert, ein Leben im Mittelmaß zu führen, fernab der Brennpunkte und der Gefahr. In Zeiten wie diesen war es nicht das Schlechteste.
    Mitmischen, wo er es konnte, und sich heraushalten, wo es zu brenzlig wurde.
    Und nun trug er vielleicht die Verantwortung für einen ganzen Planeten, ein ganzes System - ein ganzes Volk. Sein Volk.
    Der Agent, der seinen Dienst beim E-Kom eben erst für sich gekündigt hatte, holte tief Luft. Sein Blick kehrte in die Realität zurück. Er stemmte seinen massigen, aber immer noch gut trainierten Körper aus dem Formenergiesessel und drehte sich zu den zwei Männern und zwei Frauen um, denen er den ganzen Schlamassel zu verdanken hatte.
    Sie hatten ihn nicht etwa einfach angesprochen, oh nein. Sie hatten ihn auf ziemlich plumpe Weise entführt und zur Hilfe gezwungen und danach abgewartet, bis er für sich eine Entscheidung gefällt hatte - eine weitere auf einem Weg, von dem er nicht wusste, wie und wo er noch enden sollte. Er wusste nur eines genau: Er hatte sich bereits entschieden, nämlich für sie und das, was sie darstellten, die vielleicht einzige Hoffnung für Drorah und gegen die Kolonne. Er war jetzt einer von ihnen.
    Und schuld daran war das Ding, das Jere tan Baloy; der ehemalige Kommandant des Raumkreuzers LAS-TOÓR, wie eine Manschette über dem Unterarm trug. Ein auf den ersten Blick vielleicht simples Gerät, in dem allerdings beinahe 4500-mal Tod und Verderben gespeichert waren. „Also", begann Karoon-Baal. „Was werden wir tun?"
    „Sag du's uns", erwiderte Jere. „Du bist der Mann mit der Erfahrung."
    Taje lächelte schief. Er wusste, dass der andere nie ein Freund des E-Kom gewesen war und ganz bestimmt nicht mehr werden würde. Immerhin, ihr Verhältnis hatte sich deutlich entspannt. Tan Baloy, achtzig Jahre, knapp über zwei Meter groß, schlank und durchtrainiert wie von einem „Zivilisten" nicht unbedingt zu erwarten, sah in ihm nicht mehr die Agenten-Maschine, den Killer. Er akzeptierte ihn mittlerweile, sein Wissen, sein Können, nicht zuletzt seine Kontakte.
    Das galt für sie alle.
    Ameda Fayard, schlank, hochgewachsen, unter sechzig. Die Archäologin mit den fast farblos gebleichten Haaren hatte ihn überrumpelt. Sie war nicht unattraktiv und wusste damit umzugehen. Eigentlich war sie sein Typ, und deshalb war er auch in ihre Falle getappt. Sie hatten ihn gebraucht, weil sie allein mit dem Signalgeber nichts anfangen konnten, der ihnen in die Hand gefallen war. Dazu brauchten sie einen Kode des E-Kom und folglich jemanden, der ihnen diesen lieferte. Taje mochte sie.
    Die zweite Frau in der Gruppe - Eniva ta Drorar. an Bord der LAS-TOÓR war sie Netzwerkspezialistin gewesen. Etwa 1,90 Meter groß, ebenfalls schlank, mit grünen Mandelaugen und schulterlangem rostig braunem Haar, das sie von Antigravfeldern ständig neu ordnen ließ. Verrückt, auch in der Kleidung extravagant. Anfangs hatte sie herablassend auf ihn gewirkt.
    Inzwischen wusste er, dass sie unter Komplexen litt. Nämlich darunter, von vielen Akonen nur aufgrund ihrer adligen Herkunft respektiert zu werden.
    Und dann noch Hevror ta Gosz. Der Älteste der kleinen Gruppe von der LASTOÓR mit dem asketischen Gesicht und der großen, kantigen Nase war Spezialist für Planetenökologie und liebte das freie Fliegen mit dem Foliendrachen.
    Mit ihm war gut auszukommen. „Was werden wir tun?", wiederholte der Exagent gedehnt. „Ich denke, wir haben da gar keine so
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