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2353 - Requiem für einen Mond

Titel: 2353 - Requiem für einen Mond
Autoren: Unbekannt
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ihrem Platz. Niemand widmete ihnen mehr als einen flüchtigen Blick, denn jeder war auf seine Aufgabe konzentriert. Kare sah zu, dass er in seinen Kontursitz kam, und wäre fast danebengefallen, denn vom ersten Moment an hatte ihn der Anblick dessen gefangen, was in den Holos der verschiedenen Galerien zu sehen war.
    Er hörte Naal cer Dronarts bellende Stimme. Der Kommandant des Docks schrie in schneller Folge Befehle, die im Summen und Flüstern von anlaufenden Aggregaten fast untergingen. CROFON-4 erwachte. Das riesige Dock mit seinen achthundert Akonen Stammbesatzung machte sich bereit für den bereits mehrmals geprobten Fall der Fälle. In einem Kampf hatte es keine Chancen, dazu war es nicht erbaut worden. Aber vielleicht konnte es sich verteidigen.
    Gegen die da?
    Kare starrte auf die Projektionen dessen, was in diesen Augenblicken draußen geschah, im Weltraum, mitten im Akon-System. Das All erschien dreigeteilt - auf der einen Seite die mächtige Planetenwölbung Drorahs, der „über" dem Handelsdock zu schweben schien, majestätisch und riesig. Auf der anderen die ebenfalls imposante Oberfläche von Xölyar, über dem CROFON-4 in fünfzig Kilometern Höhe verankert war.
    Dazwischen waren 57.300 Kilometer Leere, die jetzt nicht mehr leer war.
    Traitanks waren seit dem 2. November kein neuer Anblick mehr im Akon-System. 424 von ihnen waren mit dem Kolonnen-Fort eingetroffen und waren zwischen und über den Planeten ausgeschwärmt, hatten das akonische Abwehrfeuer spielerisch leicht weggesteckt und ihrerseits ein Fünftel der Heimatflotte in Trümmer gelegt. Traitanks standen seitdem über den wichtigsten planetaren Zentren, stumme Wächter, die tödlichste Bedrohung, an die Akonen sich erinnern konnten. Sie kontrollierten, ob die TRAITOR-Direktive mit ihren sieben Punkten eingehalten wurde - und schlugen gnadenlos zu, wo dies nicht der Fall war. Es gab keine Gegenwehr.
    Und wenn die Akonen geglaubt hatten, schlimmer könne es nicht kommen, dann waren sie jetzt mit einem Schlag auf den Boden der Realität zurückgeschleudert worden.
    Kare überflog es auf den Ortern. Zwanzig neue Giganten mitten im Akon-System, riesiger noch als das Fort. Es war heller Wahnsinn. Aber es war kein Traum. Es war real.
    Zwanzig fremde Objekte, las er von einem Display ab, alle der Terminalen Kolonne TRAITOR zuzuordnen. Bei vierzehn davon handelt es sich um Kolonnen-Fähren. Über die anderen sechs ist noch keine Aussage möglich.
    Fähren! Kare drehte den Kopf und sah eine davon in extremer Großerfassung. Die eingeblendeten, sich schnell aktualisierenden Daten raubten den Atem.
    Sie basierten teils auf den eigenen Messungen, teils auf den Informationen aus der Milchstraße, die das System über Agenten des Energiekommandos erreicht hatten. Die Kolonnen-Fähren waren Kolosse aus vier übereinander geschichteten kreisrunden Plattformscheiben in der Form eines „Doppel-T". Der Durchmesser der größten Scheiben betrug sagenhafte fünfundzwanzig, die Höhe des ganzen Gebildes sechzehn Kilometer.
    Und jede Fähre führte eine gewaltige Anzahl Traitanks mit sich, wie sich soeben bewies, als sich erste große Pulks von den Kolossen zu lösen begannen. Die Kolonne verlor keine Zeit. Alles vollzog sich innerhalb von Minuten. Was immer hier seinen bitteren Anfang nahm, es war generalstabsmäßig geplant von fremdartigen, grausamen Gehirnen. Wie von Ungeheuern ausgespiene Wolken ließen die Traitanks die digitalen Zähler der Orter fast verrückt spielen. Hundert, zweihundert, fünfhundert ... und jeder der Ortungspunkte ein achthundert Meter großer, flacher ovaler Diskus mit einer Feuerkraft jenseits des akonischen Vorstellungsvermögens.
    Es mussten Zigtausende sein! Wenn sie sich über das System ergossen...
    Kare ta Ebrus wollte nicht daran denken, aber er sah es vor sich: einen Schwarm von Traitanks über allen wichtigen Planeten.
    Etwas hatte geschehen müssen. Jeder, der nicht die Augen verschloss, hatte es gewusst. Aber jetzt, als es da war, empfand Kare nur Lähmung, als ob sich eine Faust um seinen Verstand krampfte. „Kein Kontakt zu Drorah!", hörte er die Stimme des Ersten Offiziers, des Ma-Techten Vilard Vasaar. „Sie antworten nicht!"
    „Keine Anrufe von den Traitanks!", rief Harana von ihrem schnell eingenommenen Platz.
    Kare drehte den Kopf, suchte ihren Blick.
    Er fühlte sich hilflos. Alles ging zu schnell.
    Informationen flossen herein, wurden ausgewertet, Ergebnisse laut mitgeteilt.
    Die Zentrale war wie ein Staat
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