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2353 - Requiem für einen Mond

Titel: 2353 - Requiem für einen Mond
Autoren: Unbekannt
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ineinanderfließender Energie - der Strom der Zeit vom Anfang der Schöpfung aus der tiefsten in die junge Vergangenheit.
    Aus ihm wurde der Kelch aus Fasern, geschwungenen Spiralen, die sich um einen imaginären Mittelpunkt nach außen entfalteten - die Äste der Pflanze oder die Blätter der Blume. Es sollten Spiralarme sein, die sich zu den Seiten verloren oder wieder zurückbogen zur eigentlichen Blüte, einer von zarten Schleiern umschlossenen Knospe aus weißem Licht - der Gegenwart und gleichzeitig Essenz der galaktischen Evolution.
    Kares Hoffnung, Hoffen und Sehnen.
    Und das Ganze wurde sozusagen getragen von sphärischen Tönen, der Musik des Kosmos und des Werdens und Vergehens - allerdings war es momentan noch ein ziemlich grässliches Vergehen. „Die Blume der Galaxis", hatte der Techten und Laienkünstler ihr entgegengehalten und sich sein unmodisch langes, glattes schwarzes Haar aus der hohen Stirn gebürstet, „der ewige Kreislauf hin zur letztlichen Vollendung durch die Frucht. Vom Urknall fließt die Zeit und teilt sich der Raum in eine Galaxis voller Wunder, Sterne und kosmischer Nebel, dunkler und heller Energie und lebendiger Materie. Die Blätter, die Äste sind die Spiralarme, in denen das Leben sich entwickelt. Die Völker. die Formen, das Sein. Es wächst heran und fließt zum Zentrum zurück, vereint sich in Synthese und Symbiose, ergießt sich in den Nukleus der galaktischen Frucht, gebildet aus ihren Samen. den Völkern, von denen eines aus dem anderen hervorgeht, bis sie eines Tages in vollkommener Harmonie wieder zu den Ursprüngen zurückfinden und ..."
    „Harmonie", hatte sie ihn unterbrochen. „Harmonie. ja? Kare, was ich sehe, ist ein kollabierendes Chaos! Es tut weh! Es schreit!"
    „Du hast recht". hatte er zerknirscht zugeben müssen und die Schultern hängen lassen. „Es fehlt ihm die Seele. Ich füttere und ergänze die Blume jeden Tag mit neuen Daten, speise alles ein, was die Bibliotheken und Nachrichten hergeben, vor allem die Nachrichten ..."
    „Und das macht sie krank."
    Es hatte spöttisch klingen sollen. „Es macht sie krank, ja", lautete Kares niedergeschlagene Antwort. „Die Knospe öffnet sich nicht. Sie ist die Essenz der Geschichte aller galaktischen Völker. Sie sollte in Reinheit und Freude erblühen."
    „Aber sie wird von Tag zu Tag hässlicher, mit jeder neuen Information über das da ... da draußen. Wenn deine ... deine Blume da durch deine Fütterung das fühlen kann, was in der realen Galaxis geschieht, muss sie dahinwelken. Seit die Kolonne da ist ..."
    „Etwas fehlt", sagte Kare. „Wenn unsere alten Freunde aus Echnaricoll jetzt hier sein könnten ... vielleicht hätte einer eine Idee."
    „Die Künstlerkolonie." Harana lachte rau. „Kare, wir wissen nicht einmal, ob sie überhaupt noch existiert. Vielleicht hat die Kolonne auch etwas gegen die freie Entfaltung des Individuums, wenn sie uns sonst schon Sklavenketten anlegt und ..."
    Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment erfolgte der Alarm - Vollalarm für das Handelsdock CROFON-4 im Orbit des Mondes Xölyar, der die fünfte Welt Drorah in nur 57.300 Kilometern Distanz umlief, so groß wie ein kleiner Planet. Ein Würfel von zwei Kilometern Kantenlänge, zuständig für den Warenaustausch mit Handelsschiffen, die für die Entladung im freien. Raum konstruiert waren.
    Kare und Harana sahen einander betroffen an.
    Im nächsten Moment waren sie auf dem Weg zur Zentrale, an ihre Plätze. Eine Reservefunkerin und ein Kontaktoffizier wurden in Zeiten der Kontaktlosigkeit zwar kaum benötigt und hatten während der letzten Monate viel Freizeit gehabt.
    Doch überrascht waren sie deshalb nicht.
    Was sich seit dem 9. Oktober des letzten Jahres zutrug, seit der Dunkle Obelisk der Terminalen Kolonne TRAITOR mitten in Konar, der Hauptstadt der Zentralwelt Drorah, gelandet war, konnte nicht alles gewesen sein.
    Das Auftauchen des Kolonnen-Forts im einstmals unangreifbarsten System der Galaxis, die Verkündung der TRAITOR-Direktive am 2. November - kaum jemand wagte es offen auszusprechen, aber es schrie einfach nach mehr. Es war der Anfang von etwas gewesen, und insgeheim hatten alle auf den nächsten Akt dessen gewartet, was da begonnen hatte.
    Es musste Einbildung sein, aber als Kare einen letzten Blick zurück über die Schulter in den Hangar warf, glaubte er zu sehen, wie in seiner Galaxisblume einige Sterne erloschen.
     
    *
     
    Als sie die Hauptzentrale erreichten, waren bereits fast alle an
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