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234 - Das Drachennest

234 - Das Drachennest

Titel: 234 - Das Drachennest
Autoren: Jo Zybell
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abzusetzen: Ein Schatten fiel plötzlich auf sie, und nach dem Schatten der massige Körper einer über vierhundert Kilogramm schweren Echse. Die Warlynne prallte mit Bauch und Gesicht voran auf den Boden, und die schiere Masse schuppigen Fleisches nagelte Isabella förmlich am Felsboden fest.
    Es gelang ihr irgendwie, die rechte Hand auf den Handrücken zu drehen, den Mittelfinger zu krümmen und den Flammenwerfer zu aktivieren. Das Feuer aus ihrem rechten Mittelfinger versengte ihr zwar das rote Haar und das Oberteil ihres Kampfanzuges, doch zugleich verbrannte es den Bauch des Drachen. Der stimmte ein röhrendes Gebrüll an und sprang von ihr auf.
    Befreit von der Last seines Gewichtes, stemmte sich Isabella auf die Knie und hob den Kopf. Ein Flossenkamm tauchte zwischen den Felsen aus der Brandung auf, ein Fischmensch zielte mit einer stabförmigen Waffe nach ihr. Bevor er sie jedoch auslösen konnte, hüllten die Flammen aus Isabellas Mittelfinger ihn ein. Zischend leckten sie das Wasser über dem untergetauchten Wesen; Dampf stieg auf.
    Isabella schaltete auf Projektilmodus um, warf sich herum, feuerte auf den Drachen, warf sich erneut herum und zielte auf die Stelle, an der das Wasser noch zu sieden schien. Im gleichen Moment schnappte das Maul des Drachen zu und erwischte ihr linkes Bein. Seine dolchartigen Zähne zermalmten Gewebe, Kunststoff und Metall.
    Sie hob den rechten Arm, um auf ihn zu schießen, drückte sogar noch ab, doch eine zweite, etwas kleinere Echse tauchte unverhofft hinter ihr aus dem Wasser auf und schnappte nach Arm und Waffe. In ihrem Rachen löste sich das Projektil aus Isabellas Mittelfinger, zerriss ihr den Gaumen und trat durch die dampfenden Nüstern wieder aus. Die Echse fauchte, röhrte und schüttelte sich. Jetzt erst richtig wild geworden, warf sie ihren schweren Schädel solange hin und her, bis Isabellas Arm abriss. Danach schnappte sie nach ihrem rechten Bein.
    Je ein Drache hielt nun je ein Bein der Warlynne-Alpha fest, und jeder zerrte in einer anderen Richtung daran. Das rechte Bein riss ihr in der Hüfte aus dem Torso, das linke oberhalb des Knies.
    Als Isabellas Torso auf dem Boden aufprallte, fuhr sie das Teleskopmesser aus dem linken Zeigefinger aus, denn der Drache mit den zerfetzten Nüstern beugte sich schon fauchend über sie. Sein heißer Atem hüllte sie ein, ihr Gasanalysator registrierte Verwesungsgeruch. Die Jungechse schlug ihre Reißzähne in ihre Schulter, setzte ihr die Pranke auf die Brust und riss Isabella mit einer knappen und kraftvollen Aufwärtsbewegung des blutenden Schädels auch das letzte Glied aus dem Körper.
    Wie ein weggeworfenes Trümmerstück schlidderte Isabellas Torso über den Fels und wirbelte dabei um sich selbst. Die Warlynne sah den Morgenhimmel über sich rotieren. Sie prallte gegen einen schroffen Granitblock und rutschte zur Hälfte ins Wasser.
    Schon beugten sich die rasenden Drachen erneut über sie. Isabella sah das Blut in den Nüstern des einen Blasen werfen und den glasigen Schleim des anderen wie ein Netz zwischen dolchartigen Zähnen hängen.
    Knack- und Zischlaute ertönten irgendwo hinter ihr. Sofort begann die Warlynne mit der Analyse der Sprachlaute. Die Drachen wichen zurück. Wasser schwappte über Isabellas optisches Sensorium – Echsen, Himmel und die Gestalt eines Fischmenschen verschwammen vor ihren synthetischen Augen.
    Wieder zischte, grunzte und knackte der Fischmensch einen Befehl; ein zweiter und ein dritter erhoben sich aus dem Wasser. Isabella ahnte sie mehr, als dass sie die schuppigen Burschen mit den Scheitelkämmen sehen konnte.
    Das wütende Gefauche und Gebrüll der Echsen verstummte nach und nach. Irgendwann beugte sich der größere der beiden Drachen über Isabella. Ihre haptischen Sensoren registrierten Zahnspitzen, die in ihre synthetische Haut eindrangen. Das Gewebe darunter verletzten sie merkwürdigerweise nicht. Isabella fühlte sich hochgehoben.
    Im nächsten Moment sah sie nichts als einen Nebel aus Schaum, Luftbläschen und aufgewirbeltem Wasser: Die Echse tauchte ins Meer. Es wurde rasch dunkler, am Rande ihres Blickfelds nahm Isabella die Bewegungen von mindestens vier Schatten wahr: Fischmenschen. Und auch die zweite Echse schien mit in die Tiefe zu tauchen.
    Bald wurde es wieder heller; grünliches Licht schimmerte über Isabella auf der Wasseroberfläche. Der Drache tauchte auf, kroch über ein flaches Felsufer in eine große Grotte. Jemand zischte und grunzte ihn an. Er klappte
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