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234 - Das Drachennest

234 - Das Drachennest

Titel: 234 - Das Drachennest
Autoren: Jo Zybell
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in die Augen stiegen. Er stieß einen Fluch aus und spähte in die Nacht. Die Scheinwerferkegel der U-Men und Warlynnes kreuzten sich über dem gigantischen Kadaver der Echse. Dampf stieg aus den Wunden, die ihr die Projektile aus den Waffen der Maschinenmenschen in den Leib gerissen hatten. Ein Strom von schaumigem Blut ergoss sich aus ihrem weit aufgerissenen Rachen. Die U-Men bildeten einen Kreis um das getötete Tier.
    Das Warlynne-Modell Otto schloss sich dem General und William an, als sie eine Runde um den großen Kadaver drehten. »Befehl ausgeführt. Zwei U-Men liegen unter dem Kadaver begraben. Erbitte neue Anweisungen.«
    Crow reagierte nicht gleich. Er haderte mit dem Schicksal, während er eine zweite Runde um die tote Echse drehte. Ein veralteter Gleiter, viel zu wenige Kampfmaschinen an Bord, eine unnötige Zwischenlandung, der Verlust eines wertvollen Warlynne-Beta-Modells und nun auch noch ein schwer beschädigter Gleiter und weitere Verluste. Und alles wegen Hagenau. Wo steckte er überhaupt, dieser Schwachkopf?
    »Schafft die Bestie weg hier«, wandte er sich an Otto. »Notfalls zerlegt sie. Morgen in der Tageshitze wird sie anfangen zu stinken. Und seht zu, dass ihr die beiden unter ihr begrabenen U-Men repariert.«
    »Jawohl, Herr General.«
    »Und dann brauche ich eine exakte Bestandsaufnahme der Schäden am Gleiter.« Crow ging zurück zu seinem Fluggerät. »Licht!« William holte eine Stablampe aus seiner Beintasche und ließ den Strahl über den umgekippten Gleiter wandern. Unzählige Schrammen und Dellen übersäten seine Außenhaut. Die rechten Landestützen waren geknickt, die Spitze der rechten Tragfläche zersplittert.
    Crows Kaumuskeln pulsierten, während er den Schaden taxierte. Wie lange würde es dauern, bis das Gerät wieder flugtauglich war? Drei Tage? Vier Tage? Oder noch länger? »Schickt zwei U-Men auf die Suche nach Hagenau«, knurrte er. »Ich werde ihm seinen verdammten Blinddarm mit bloßen Händen aus dem Leib reißen!«
    »Jawohl, Herr General.« Otto wandte sich ab und marschierte zu den anderen Maschinenkriegern. Auch Cäsar, Ulysses, Cleopatra und Condoleezza waren inzwischen am Kampfplatz aufgetaucht. Otto beriet sich mit ihnen. Ein paar U-Men begannen bereits den Gleiter wieder aufzurichten.
    Hagenau und seine verdammten Bauchschmerzen! Ohne diesen Deutschen wäre der Gleiter jetzt noch auf Antarktiskurs. Und Agat’ol mit seinen verfluchten Heilalgen! Crow hatte gute Lust, die beiden eigenhändig zu erschießen. Doch er brauchte sie, alle beide.
    Die Einsicht erregte seinen Zorn aufs Neue…
    ***
    Im Schutz der Dunkelheit arbeitete sich Hagenau durch den Felskamin hinauf zum Plateau. Dort blieb er eine Zeitlang flach auf dem Bauch liegen und spähte in alle Richtungen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusstales hörte er Kampflärm. Im aufblitzenden Licht von Mündungsfeuern erkannte er die Silhouette des Drachen und des Gleiters. Offenbar war Crow dort drüben notgelandet.
    Detonationen ertönten aus der Ferne. Irgendwann hörte Hagenau einen dumpfen Schlag. Danach wurde es ruhiger, und bald durchschnitten Lichtbalken die Dunkelheit dort drüben. Der verdammte Drache war zu Boden gestürzt! Die Warlynnes und U-Men hatten ihn getötet. Hagenau atmete auf.
    Er erhob sich und tastete seinen Bauch ab. Sein Gesicht verzog sich zu einem Lächeln: Keine Schmerzen mehr, nicht einmal Übelkeit spürte er noch! Er konnte es kaum glauben. Hatte der Schock über den Anblick des Drachen eine Spontanheilung bewirkt? Egal – Hauptsache, wieder gesund!
    Vergnügt vor sich hin summend wanderte er ein Stück entlang der Schlucht landeinwärts. Während des Landeanflugs am Nachmittag hatte er gesehen, dass ein ausgedehntes Waldgebiet bis an den Rand des ausgetrockneten Flusstales reichte. An dessen Ende hatte er eine Steilwand entdeckt – ein Wasserfall vermutlich. Dort, oberhalb der Steilwand, wollte er auf die andere Talseite wechseln.
    Etwa eine Stunde brauchte er, bis er den Waldrand erreichte. Im Osten zeigte sich bereits ein erster milchiger Streifen des neuen Morgens. Eine weitere halbe Stunde später fand er einen Pfad, der quer durch das Waldstück führte. Er verlief dicht am ehemaligen Wasserfall entlang. Da er zwei Mal in Losung trat, vermutete er, dass wilde Tiere den Pfad benutzten.
    Die Erleichterung über seine unverhoffte Genesung stimmte Hagenau euphorisch und beflügelte ihn. Es machte ihm nichts aus, im Dämmerlicht des Morgengrauens durch fremdes
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