Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2328 - Mission der Sol

Titel: 2328 - Mission der Sol
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Wohlbefindens auslöste, sondern eher gemäßigte oder gar warme Temperaturen. Ich hatte das in so mancher Nacht erfahren müssen, wenn Dao die Temperatur in unserem Quartier wieder einmal drastisch abgesenkt hatte.
    Doch selbst für Kartanin erschien mir Ultrablau ein wenig zu rau.
    Es gab eigentlich nur eine Erklärung: Ultrablau war weitab vom Schuss und alles andere als attraktiv - und damit potenziell eine sichere Zuflucht vor den pausenlosen Kleinkriegen, die Hangay plagten.
    Und natürlich das passende Versteck für eine geheime Station ... „Tek!" Fee Kellinds Ruf wurde von einem Ruck begleitet, der durch die SOL ging.
    Ein Ruck, der durch Milliarden Tonnen von Stahl ging, geschützt vor der Wirkung von Beschleunigungsund Bremskräften von präzisen, mehrfach redundanten Andruckabsorbern.
    Ein unmöglicher Ruck.
    In diesem Moment folgte der nächste. Er riss mich beinahe von den Beinen. „Was ist los?", brüllte ich. „Die Permanent-Zapfer sind ausgefallen!", brüllte Fee zurück. „Ebenso das Hypertakt-Triebwerk und mehr Systeme, als ich dir in einer Stunde aufzählen könnte."
    Kein Hypertakt-Triebwerk ... das bedeutete kein Überlichtflug. Sollte uns ein Gegner überraschen, wir wären auf Gedeih und Verderb dazu verurteilt, uns ihm zu stellen. „Redundanzsysteme?"
    „Laufen an. Wir sind eingeschränkt manövrierfähig - im Unterlichtbereich."
    „Wie sind die Aussichten?"
    „Bescheiden. Blo Rakane hat eine sprungweise Erhöhung der Hyperimpedanz festgestellt. Sollte sie sich nicht wieder mindern ..."
    Fee musste den Satz nicht zu Ende bringen. Sie hatte unsere Lage bereits auf den Punkt gebracht. Bescheiden.
    Aber wenigstens nicht aussichtslos.
    Noch nicht ...
    Ich sah auf mein Chronometer. Es war 2.28 Uhr Standardzeit. Der Augenblick, den wir gefürchtet hatten - das Ende? Oder nur der Anfang vom Ende? Ich durfte kein Risiko eingehen. „Kurs halten. Hol alles aus den Unterlichttriebwerken heraus, was du kannst, Fee!"
    „Bist du dir sicher? Ich möchte nicht im Orbit um einen Planeten sein, wenn die ..."
    Ich schüttelte den Kopf. „Orbit war gestern. Wir landen."
    „Landen? Bist du ver..." Fee beherrschte sich mit letzter Mühe. „Du weißt, was das bedeutet? Wir ..."
    „Ich weiß es. Und jetzt führ meinen Befehl aus!"
    Es war die einzig mögliche Ent-Scheidung. Das Vakuum ist eine lebensfeindliche Umgebung. Menschen können sich in ihr nur mit Hilfe ausgeklügelter Ausrüstung behaupten.
    Ausrüstung, die über die Jahrtausende immer weiter verbessert wurde, die niemals versagte. Ausrüstung, die jeden Augenblick nur noch Schrottwert besitzen konnte.
    Wir mussten landen, einen Ort finden, an dem wir ohne jede technische Unterstützung überleben konnten - abgesehen von Heizdecken. Ultrablau.
    Langsam, viel zu langsam kam der Planet näher. Ein roter Mond schälte sich aus dem Planetenschatten, glotzte uns wie ein blutunterlaufenes Auge an.
    Dann orteten wir die Kolonie der Kartanin. Eine Stadt, daran anschließend die eisige Ebene eines weitläufigen Raumhafens. Eine Hand voll Schiffe ohne erkennbare Ordnung aufgestellt. Offenbar notgelandet. „Funkkontakt?", fragte ich.
    Dao antwortete mir. Sie hatte es übernommen, den Kontakt zu ihren Artgenossen herzustellen. „Keine Antwort. Ich nehme an, dort unten hat man gerade andere Probleme."
    „Dann sind wir wenigstens nicht allein damit ...", versuchte ich mich in einem Galgenhumor, nach dem mir nicht war.
    Wir konnten der Kolonie unser Kommen nicht mitteilen, wahrscheinlich hatte man uns noch nicht einmal bemerkt. Steuerten wir den Raumhafen an, würden wir ohne Vorankündigung aus der Nacht auf die, Kolonie hinabstürzen. Ein Vorgehen, mit dem wir uns kaum Freunde machen würden. Insbesondere nicht in der gegenwärtigen Lage: Die Erhöhung der Hyperimpedanz musste die Kolonie wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen haben.
    Natürlich, wir konnten die SOL irgendwo auf Ultrablau landen, Eiswüste gab es mehr als genug. Die Kartanin würden unsere Landung wahrscheinlich nicht einmal bemerken. Doch dann hätten wir eine vielleicht lebenswichtige Chance vergeben: Die Kolonie der Kartanin war der Vorposten einer technischen Zivilisation, einer - zugegeben - schwer angeschlagenen, aber er stellte immer noch unsere beste Hoffnung dar. Das Eis Ultrablaus würde uns nicht weiterhelfen können, das stand fest.
    Ich wandte mich an Fee. „Wir landen auf dem Raumhafen."
    Fee nickte schicksalsergeben. Roman Muel-Chen signalisierte Einverständnis.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher