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2328 - Mission der Sol

Titel: 2328 - Mission der Sol
Autoren: Unbekannt
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Widerwillig? Ich konnte nicht sehen, was er dachte. Die SERT-Haube, die ihm erlaubte, die SOL per Gedankenkraft zu steuern, verdeckte den Großteil seines Gesichts. Zumindest diese Technologie funktionierte noch.
    Die SOL ging in den Landeanflug.
    Ultrablau rückte näher, füllte schließlich den gesamten Erfassungsbereich der Außenkameras aus. Eine halb gefrorene Stecknadel in der Unendlichkeit des Alls - unsere Rettung. „Höhe 35 Kilometer, treten in die Stratosphäre ein", meldete der Emotionaut.
    Ultrablau war etwas kleiner als die Erde und besaß nur drei Viertel ihrer Anziehungskraft. Seine Lufthülle war dementsprechend dünner.
    Die Kameras konzentrierten sich jetzt auf die Stadt der Kartanin. Sie erinnerte mich an eine Ansammlung von Maulwurfshügeln, Gebäude, die zum Schutz vor der Kälte in den Boden statt in den Himmel getrieben schienen. „Höhe 25 Kilometer. Desintegratoren bereit. Feuer?"
    „Noch nicht."
    Der heikelste Punkt unseres Anflugs. Nicht nur, dass wir überraschend über die Kolonie herfielen, wir taten es auch noch im Glühen der Geschützabstrahlfelder. Uns blieb nichts anderes übrig. Die SOL besaß seit ihrem Umbau keine Landestützen mehr.
    Sie war wahrhaft ein Raumschiff. Für das Weltall gemacht, ihr Element. Ein Ausfall aller Systeme, der eine Notlandung zwingend notwendig machte, war ihren Konstrukteuren so absurd erschienen, dass sie ihn nicht eingeplant hatten.
    Sollte die SOL unbeschadet auf Ultrablau niedergehen, brauchte sie ein Bett, in das sie sinken konnte. „Höhe 20 Kilometer. Die Desintegratoren ..."
    „Einen Augenblick noch."
    Die Desintegratoren würden eine Mulde schaffen, tausend Meter durchmessend, 225 Meter tief - eine perfekte Auffangschale für die SZ-2. Die SOL würde aufrecht stehend darin niedergehen, die weite Fläche würde ihr gigantisches Gewicht verteilen und ... „Höhe 15 Kilometer!"
    Ich wollte die Desintegratoren erst im letzten Moment einsetzen. Es hielt die Frist, in der automatische Abwehranlagen der Kolonie reagieren konnten, so kurz wie möglich. „Höhe 10 Kilometer."
    Ich blickte auf das Chronometer. Es zeigte 3.12 Uhr, es war der frühe Morgen des 11. September 1331 NGZ.
    Ich rief: „Feuer!"im selben Moment, als uns der Boden unter den Füßen wegrutschte.
    Die letzte Minute der alten Zeit war vorüber.
     
    EPILOG
     
    Wir fielen durch die tiefschwarze Nacht, dem eisigen Boden Ultrablaus entgegen.
    Dao war mit einem Satz bei mir, barg mich in ihren Armen. Nicht, um sich an mich zu klammern, sondern in fester Entschlossenheit.
    Wir hatten unseren letzten Weg angetreten.
    Dao wollte ihn mit mir gehen.
    Um uns herum Schreie der Angst und der Verblüffung. Körper, die in der plötzlichen Schwerelosigkeit des Falls durch die Zentrale wirbelten, gegen Konsolen und andere Körper rammten. Schmerzensschreie.
    Unter uns der Raumhafen. Die wenigen verstreuten Schiffe wirkten wie Spielzeuge, zurückgelassen von einem Kind, das plötzlich das Interesse an ihnen verloren hatte.
    Eine Eisschicht bedeckte das Landefeld, auf dem wir in wenigen Augenblicken unweigerlich zerschellen mussten.
    Neben uns entwirrte sich Roman Muel-Chen aus der nutzlos gewordenen SERT-Haube. Sie war ausgefallen, ein nutzloser Haufen störrischer Drähte, nicht besser als der Rest des Schiffs. Roman war bleich. Er blickte verstört, als könne er nicht fassen, was geschah. „Verdammt - nein!"
    Der Aufschrei kam von Fee Kellind. Die Kommandantin klammerte sich mit einer Hand an ihre Konsole, mit der anderen hieb sie auf den Touchscreen der Low-Level-Steuerung ein - dem primitivsten unserer Redundanzsysteme - und versuchte sich an dem Manöver, das selbst für den Emotionauten mit seiner Gedankensteuerung und einer voll funktionstüchtigen SOL ein Kunststück gewesen wäre.
    Jetzt war es eine Unmöglichkeit.
    Nur: Fee wollte es nicht einsehen.
    Sie keuchte und brüllte Befehle an entfernte Stationen, die sie nicht hören konnten, fuhr Meiler hoch, aktivierte Steuertriebwerke, fuhr alles hoch, was sich noch irgendwie hochfahren ließ. Überall in der Zentrale erwachten Flachdisplays zum Leben, übertrugen die Bilder der Außenkameras.
    Der Raumhafen war jetzt so nah, dass ich glaubte, unter uns erschrockene Lebewesen - Kartanin? - davonstieben zu sehen.
    Es war vorbei. Aus.
    Ich zog Dao fest an mich, nahm ihren Kopf zwischen die Hände, um ein letztes Mal in ihre Katzenaugen zu blicken, mich zu verabschieden.
    Dao erwiderte meinen Blick, öffnete den Mund und wollte ...
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