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2299 - Ahandaba

Titel: 2299 - Ahandaba
Autoren: Unbekannt
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sind gerettet, Mal!
     
    3.
     
    Kinder von morgen
    Tan-Jamondi II, im Sternenozean von Jamondi
    2. Juni 1333 NGZ
     
    Das unterschwellige Murmeln der Massen wurde kurz lauter, steigerte sich zu einem fordernden Grollen und flaute wieder ab.
    Zephyda spürte, wie die Ungeduld der Motana auf sie übergriff. Zehntausende, wenn nicht sogar hunderttausend ihres Volkes hatten sich hier am Dom Rogan zwischen den Ufern des Flusses Rogantoh zusammengefunden.
    Sie lächelte. Das letzte Licht des Tages fiel in den Domhof und tauchte den Baum Uralt Trummstam, der als Schössling wieder deutlich sichtbar war, in weiche Helligkeit. Nicht nur für die anderen Motana, auch für sie markierte sein sprießendes Grün nicht mehr und nicht weniger als eine Zeitenwende.
    Denn nur, wenn Uralt Trummstam lebt, lebt auch der Orden der Schutzherren ... So oder so ähnlich hatte Orrien Alar, der Ewige Gärtner, es ausgedrückt, und mittlerweile glaubte Zephyda, dass mehr als nur ein Körnchen Wahrheit in dieser Behauptung steckte.
    Uralt Trummstam ... wie klein war der Schössling doch im Vergleich zu dem Baum, der sich früher hier erhoben hatte. Seine Spitze hatte sich fast bis zur halben Höhe des zapfenförmigen, 230 Meter hohen Doms erstreckt. Über einhundert Meter war er hoch gewesen und viele Tonnen schwer, und seine Wurzeln hatten vielleicht zwei Dutzend Meter tief in den Boden gereicht.
    Damals, als der Orden der Schutzherren noch stark und mächtig gewesen war. Nun war er klein und schwach, existierte vielleicht nur dem Namen nach, doch immerhin gab es ihn noch.
    Wie der Orden war auch Uralt Trummstam neu geboren worden, entstanden aus der Asche einer längst toten Vergangenheit. Es war nur eine Legende, doch der Baum wuchs wieder, und jeder konnte es sehen.
    Sie alle, die fast hunderttausend Motana, konnten Uralt Trummstam im .Domhof sehen, doch kein Einziger wagte es, sich dem Schössling zu nähern. Sie hielten respektvollen Abstand, vielleicht aus Ehrfurcht, vielleicht auch nur aus Angst, das kleine Gewächs zu beschädigen und damit ihre Zukunft zu zerstören.
    Zephyda hatte viel gelernt von Atlan, ihrer großen Liebe, und von den Terranern und anderen Völkern, von denen sie vor wenigen Monaten noch nicht einmal gewusst hatte, dass es sie überhaupt gab. Der Kontakt mit den Galaktikern hatte sie in die Lage versetzt, sich selbst und die Motana nun mit ganz anderen Augen zu sehen, richtig einzuschätzen im Konzert der galaktischen Mächte. Die Motana waren noch immer ein Naturvolk, das nach Symbolen hungerte. Uralt Trummstam bedeutete ihnen mehr als jeder Bericht oder jede Ortung. Alles wird gut, und jetzt gibt es einen Beweis. So und nicht anders dachten sie.
    Zephyda ließ den Blick kurz über die Insel gleiten, auf der sich der Dom in seiner vollen Pracht und Eleganz erhob. Die wenigen kleineren, buckelförmigen Gebäude, die rings um ihn herum scheinbar wahllos in der Landschaft verstreut errichtet worden waren, bekräftigten das, was sie von ihren Artgenossen nun, im Licht der neuen Kenntnisse, zu wissen glaubte. Auch wenn hier im System Tan-Jamondi, im Sternenozean von Jamondi, galaktische Geschichte geschrieben worden war, hatte ihr Volk die Verbundenheit mit der Natur nicht aufgegeben und würde es wohl auch niemals tun. „Die Menge wird unruhig", sagte die tiefe, sonore Stimme hinter ihr. „Du solltest nicht länger warten, Zephyda. Sag, was du zu sagen hast, und dann werde ich sagen, was ich zu sagen habe, und wir werden sehen, was geschieht."
    Zephyda zögerte. Plötzlich verspürte sie Angst. Sie war jung, noch so jung. Und sie wusste, worauf das alles hinauslaufen würde.
    Schutzherrin, flüsterte etwas in ihr. Darf man eine so junge Motana zur Schutzherrin machen?
    Andererseits ... war es nicht wichtig, solch ein Signal zu setzen?
    Aber diese Gedanken änderten nichts an der Furcht, die an ihr nagte. Wäre Atlan doch nur bei mir, dachte sie. Er würde die richtigen Worte finden, um mir die Sicherheit zu geben, die ich brauche.
    Sie schüttelte sich. War es wirklich schon so weit mit ihr gekommen? Konnte sie nicht ohne Atlan leben?
    In gewisser Weise nicht. Der Arkonide war ihre Liebe, ihr Leben. Und das, was aus ihnen beiden werden würde, machte ihr noch mehr Angst als das, was die Motana vielleicht von ihr erwarteten.
    Und was das Schicksal für sie vorgesehen hatte. Falls es so etwas wie Schicksal überhaupt gab. Einst hatte eine alte Frau ihr den Tod geweissagt, den Tod, um dessen Preis sie Jamondi befreien
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