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2296 - In der Hölle von Whocain

Titel: 2296 - In der Hölle von Whocain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Trakenmodus. Setzt sozusagen sein Pokerface auf."
    „Kannst du ...", begann Hajmo. „... ihn dann dennoch interpretieren?", setzte sie fort. „Da muss ich euch leider enttäuschen. Erstens funktionieren meine Booster und Supporter alles andere als perfekt, zweitens verstellt er sich auch auf dieser Ebene.
    Ganz automatisch, schätze ich; das dürfte ihm in Fleisch und Blut übergegangen sein. Er hatte ja bis vor kurzem nur mit Artgenossen zu tun."
    „Zurück zu diesen." Gorm Goyas samtiger Bariton hätte bei der alten Filana mit Sicherheit die Hormone in Wallung gebracht. „Sie stehen immer noch unter Schock?"
    „Unumstritten", bestätigte Hajmo. „Die Kybernetischen Zivilisationen machen eine existenzielle Krise durch, da sie ihres Lebenssinns beraubt wurden."
    „Nämlich?"
    „Systemerhaltung. Viele Kybb, vor allem aus den unteren Rangstufen, verdrängen schlichtweg das Faktum, dass ohne Schloss Kherzesch, das Oberkommando und Tagg Kharzani das gesamte System in der alten Form hinfällig geworden ist. Mit anderen Worten: Sie machen stur weiter wie bisher, als wäre nichts gewesen. Als gäbe es uns und ihre Niederlage gar nicht."
    Er warf Atlan einen schnellen Blick zu. „Darauf gründete sich die von meiner Abteilung vertretene Empfehlung, Kontakt mit der planetaren Bevölkerung möglichst zu vermeiden. Um deren Trauma nicht noch zu forcieren."
    „Mit Sicherheit berechtigt", sagte der Aktivatorträger. „Jedoch sind wir gezwungen, uns darüber hinwegzusetzen. Alles andere haben wir bereits erfolglos versucht. Wir können keine Rücksicht mehr nehmen. Die Kybb-Titanen halten das Solsystem besetzt. Wenn wir keine Waffe gegen Gon-Orbhons Gigantraumschiffe finden, ist Terra verloren. Woher sonst sollte jetzt noch Rettung kommen?"
    Die Erde, dachte Filana. Vormals Lemur, Wiege der Menschheit. Immer wieder ein Brennpunkt der Galaxis, seit undenklichen Zeiten im Visier höherer Mächte. Wegen, wie wir erst seit kurzem wissen, des in der Sonne versteckten Korpus der Superintelligenz ARCHETIM ...
    Ihr Blick trübte sich, das akustische Hintergrundrauschen schwoll abrupt an. Für einen Augenblick war sie unachtsam gewesen, hatte in ihrer Konzentration nachgelassen - und die Kontrolle über das Implantat-Bündel verloren.
    Bei den weithin schallenden Fürzen des unersättlichen Packmar, erklang eine Männerstimme. Was ist das?
    Geh weg!, brüllte Filana in Gedanken. Verzieh dich zurück in die Vergangenheit, wo du hingehörst! Ich weiß, was passiert ist.
    Keine Panik jetzt. Muss. Mich. Sammeln. Und. Korrigieren...
    Ihre drahtlose Schnittstelle, den Begriff ARCHETIM als Suchanfrage missverstehend, loggte sich breitbandig in den Peripherierechnern des Konferenzraums ein. Unter Aufbietung aller Willenskraft würgte Filana die Verbindung ab. Im letzten Moment stoppte sie den anbrandenden Datenschwall, bevor er über ihr zusammenschlug.
    Sie gewann Normalsicht und -gehör zurück und bemerkte, dass die vier so ungleichen Männer sie anstarrten. „Ja?"
    „Du hast >Halt!< geschrien", sagte Atlan. „Oh. - Ein kurzfristiges, internes Koordinationsmanko. - Geht schon wieder."
    Sie zwang sich, ruhig zu atmen. Obwohl jeder in diesem Raum Bescheid wusste, dass ihre Systemerweiterungen noch nicht völlig korrekt arbeiteten, schämte sie sich für den Zwischenfall.
    Filana war zuversichtlich gewesen, auf Dauer ein Gefühl, eine instinktive Routine für Rechner und Datenströme zu entwickeln. Sie hatte gehofft, dass sie die Schnittstelle mit der Zeit ähnlich selbstverständlich benutzen würde wie einen normalen Hör- oder Sichtverstärker.
    Böser Irrtum. Die zusätzlichen, exotischen Wahrnehmungsimpulse zu kanalisieren, geschweige denn richtig auszulegen erwies sich jedes Mal wieder als ungeheuer schwierig und anstrengend. Nur für sehr kurze Zeit bewältigte sie direkte, „ungefilterte" digitale Kommunikation. Schon nach wenigen Sekunden drohte ihr Bewusstsein zu zerfasern, ihr Verstand zu zerfleddern, ihr Gehirn buchstäblich zerrissen zu werden.
    Das Umschalten auf Pseudo-Trakensicht stellte noch eine der leichteren Übungen dar. insofern war Filana, trotz ihrer keineswegs idealen Verfassung, optimistisch, dass sie beim kommenden Einsatz von Nutzen sein würde.
    In den Augen der anderen stand deutlich zu lesen, dass sie diesbezüglich Zweifel hegten.
    Die rechte Hand der Cyborg-Frau zitterte. Auf Filanas Gesicht beziehungsweise dem, was davon übrig war, hatten sich weiße und rote Flecken gebildet.
    Scharfer, saurer

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