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2296 - In der Hölle von Whocain

Titel: 2296 - In der Hölle von Whocain
Autoren: Unbekannt
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alliierten Truppen. Generell bemühten wir uns, Optimismus und Zukunftsglauben zu verbreiten, mehr noch: zu repräsentieren, desgleichen in den anschließenden, unzähligen ansonsten sinnlosen Smalltalks.
    Ich bin bekanntlich kein Freund solcher gesellschaftlicher Anlässe. Doch machte ich gute Miene zum ebenso lästigen wie unerlässlichen Ritual.
    Gerade in den Wochen nach einem Sieg, wenn Routine und scheinbare Tatenlosigkeit den Ton angeben, schleichen sich nur zu leicht Melancholie, posttriumphale Depression und in deren Folge ein gefährlicher Schlendrian ein.
    Dem gegenzusteuern obliegt den Führungspersönlichkeiten. Das weißt du ebenso gut wie ich - und auch, dass mir die Rolle des Vorkämpfers oder Feldherrn weit mehr behagt.
    Zephyda hingegen erfüllte, so schien es, ihre Funktion als Identifikationsfigur mit Freuden. Sie glühte vor Begeisterung und Zuversicht. Wo sie hinkam, wärmte sich die gesamte Umgebung an ihrem Charisma.
    Eine wahre Majestät, stichelte mein Extrasinn. Während du als Stellarer Prinzgemahl nicht unbedingt die Idealbesetzung darstellst...
    Endlich zogen wir uns in Zephydas neue Privatgemächer zurück. Sie war, ungeachtet der fortgeschrittenen Stunde, immer noch aufgedreht, ungebrochen energiegeladen. Als sie sich in meine Arme warf, emanierte ihr jugendlicher Körper eine solche Hitze, dass ich mich umso ausgebrannter fühlte, trotz meines Aktivatorchips.
    Dennoch wäre mir nicht im Traum eingefallen, sie abzuweisen. Wir liebten uns schließlich; und wir hatten uns keineswegs leichtfertig aufeinander eingelassen, sondern erst nach einigem Hin und Her. „Atlan?", flüsterte sie später, ihren Kopf auf meiner Brust. „Ja?"
    „Wie lange noch?"
    Sie brauchte nicht näher auszuführen, was sie meinte. Von nun an fiel ein Schatten auf unsere Beziehung.
    Zephyda war die junge Herrscherin der Motana im Sternenozean von Jamondi - ich ein uralter, biologisch unsterblicher, im Grunde heimatloser kosmopolitischer Vagabund.
    Der Zeitpunkt war absehbar, an dem das Schicksal uns auseinander reißen würde. „Ich weiß es nicht", antwortete ich wahrheitsgemäß. „Man sagt, die Liebe könne alle Grenzen überwinden."
    „Auch diese?"
    Ich schwieg. Sie hätte die Trauer, die mich plötzlich überwältigte, in meiner Stimme gehört.
    Stattdessen streichelte ich ihr Haar, die so delikat geschwungene Halsbeuge und den seidigen, von feinen Schweißtröpfchen bedeckten Rücken. All meine Zuneigung legte ich in die Fingerkuppen, all meine Hoffnung...
    Wider besseres Wissen und die Erfahrung von Jahrzehntausenden. Und obwohl dir die Zeit unter den Nägeln brennt.
    Ach, halt doch die Klappe! „Du musst nicht in diesem Bett übernachten", sagte sie nüchtern, ohne Bitternis. „Ich spüre die Unruhe in dir. Dein Herz mag hier bei mir sein; dein Kopf aber weilt im Solsystem. Es zieht dich auf dein Schiff. Geh, ich werde dir nicht böse sein."
    Und ich ging, bedrückt und entlastet zugleich.
    In diesem Augenblick liebte ich Zephyda mehr denn je. Trotzdem verließ ich sie.
    Unsichtbar, unhörbar entstand ein haarfeiner Riss: eine scharfe, schmerzhaft heiße Linie, entlang der viel zu bald zerbrechen würde, was viel zu kurz und viel zu schön gewesen war.
    An Schlaf war nicht zu denken. Ich lenkte mich mit Arbeit ab.
    Das kennst du gut, nicht wahr, Perry?
    Seit der Umgruppierung unserer Streitkräfte diente mir die LEIF ERIKSSON als Flaggschiff und Hauptquartier. Der von Hayok abkommandierte ENTDECKER stand ziemlich genau in der Mitte zwischen dem zweiten und dem dritten Planeten des Systems. Ein VESTA-Kreuzer, der von zwei weiteren Hundert-Meter-Beibooten eskortiert wurde, brachte mich hin. Standardprozedur; wir flogen grundsätzlich nicht allein oder in kleineren Einheiten.
    In der Hauptzentrale angekommen, grüßte ich die Nachtschicht und verschaffte mir einen raschen Überblick. Alles ruhig, alles unter Kontrolle. Scheinbar. 250 ENTDECKER Typ II und 5000 LFT-BOXEN waren, strategisch verteilt, im System Tan-Jamondi stationiert. Das Gros der terranischen Flotte, die am Sturz der Kybb mitgewirkt hatte, war zur Wega verlegt worden, nachdem Entsatz von Hayok und Brocken-44 eingetroffen war.
    Die Motana stellten 5500 Schlachtschiffe. Die restlichen 2500 Raumer der Todbringer-Flotte waren zwar komplett geborgen worden, jedoch noch unbemannt beziehungsweise nicht mit funktionstüchtigen Vernetzern ausgestattet. Hinzu kamen die Bionischen Kreuzer inklusive Zephydas SCHWERT.
    Genug, um die Kyberneten nicht
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