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2285 - Tag der Verkündung

Titel: 2285 - Tag der Verkündung
Autoren: Unbekannt
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uns verwöhnen - wir zieh'n weiter, denn die Fahrt ist unser Leben!"
    Im Anschluss daran hielt Matti eine Ansprache, in der er an besondere Highlights dieses Gastspiels erinnerte und herausragende Einzelleistungen lobte. Diesmal würdigte er zuerst die an der „Sondervorstellung" in der vergangenen Nacht Beteiligten; also alle, wenngleich nicht jeder voll zum Einsatz gekommen war.
    Dann erklärte er, wobei er reichlich Pathos in die Stimme legte: „Was mich, und ich glaube, uns alle hier, am meisten freut, ist, wie gut sich Mon... Ashanty Paz in unseren Kreis - das altterranische Wort dafür lautet übrigens Circus, falls ich das nicht bereits früher einmal erwähnt habe - öhm, also jedenfalls eingefügt hat. Binnen kürzester Zeit hat sie sich von der Einspringerin zum vollwertigen Mitglied der Fliegenden Rochettes gemausert. Meine sehr verehrten Damen und Herren - ein extragroßer Applaus für Ashanty Paz!"
    Die so Geehrte verbeugte sich ein wenig verlegen. „Ich danke euch vielmals für alles. Ihr habt mich und Paul überaus herzlich und kollegial aufgenommen, und ich schätze mich sehr glücklich, dass ich mich zu den Rochettes zählen darf. Noch nicht oft habe ich mich an einem Ort derart zu Hause gefühlt wie hier bei euch."
    Abermals brach ein Beifallsorkan aus.
    Den nächsten Punkt liebten alle fast am meisten. Er diente dazu, den Gedanken des Neubeginns zu betonen und damit die Trennung von diesem Standplatz zu erleichtern.
    Aus diesem Grund wurde schamlos über die Gegend hergezogen, die man an diesem Tag verließ, und die Region gepriesen, wo man als Nächstes Station machen würde, vergleichbar einer Art „Parabase" - etwas, von dem Matti gelesen hatte, dass es als eine ganz ähnlich aufgebaute Chorpassage fester Bestandteil der altgriechischen Komödie gewesen war. Und wer hätte das besser vermocht als seine scharfzüngige Göttergattin Sirene? „Ich meine, Wien", sagte sie und verzog angewidert das Gesicht. „Was soll das schon mal für ein Name für eine Stadt sein, >Wien    Sie wartete, bis das Gelächter abgeklungen war, dann fuhr sie fort: „Wohingegen Neapel ja in der ganzen Galaxis dafür bekannt ist, dass die Exekutive sich niemals korrumpieren lässt! - Aber zurück zum Klima. Der Spätwinter, der sich hier in Österreich Frühling schimpft, würde in Kampanien als Kältewelle beklagt werden. Und genauso grauslich wie ihr Wetter ist das Gemüt der Wiener. Was sie >Charme< und >Schmäh< nennen, rangiert bei den sonnigen Neapolitanern unter Schleimerei und Mieselsucht!"
    In diesem Tonfall machte sie weiter, sehr zum Gaudium der Truppe.
    Nachdem sie auch am Wiener Schnitzel, den Wiener Synthphonikern und den Wiener Jungsängercyborgs kein gutes Haar gelassen hatte, endete Sirene: „Nicht umsonst benennt der antike Ausdruck >Hallo-Wien< den Tag der Toten. In Süditalien aber wartet das pralle Leben auf uns. Also, Freunde, was tun wir hier eigentlich noch?"
    Worauf alle skandierten: „Abbauen und abhauen!"
    Und sie gingen enthusiastisch an die Arbeit
     
    53.
     
    Ashanty staunte nicht schlecht, wie rasch das Zusammenpacken erledigt war.
    Dass sich ihr Showprogramm an historischen Vorbildern orientierte, die zum Teil viele Jahrtausende zurücklagen, bedeutete nämlich keineswegs, dass Matti und seine Leute grundsätzlich Feinde der zeitgenössischen Technik oder gar Maschinenstürmer wären. Ihren Ehrgeiz bezüglich körperlicher Höchstleistungen konzentrierte die kleine, handverlesene Truppe auf die Manege. Abseits davon hatten sie gegen die Annehmlichkeiten des 14. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung herzlich wenig einzuwenden.
    Gemeinsam absolvierten sie einen Rundgang über das gesamte Gelände. Um Nachschau zu halten, erklärte Picco Ashanty, ob gestern Abend nach der zweiten Vorstellung Requisiten, Kostümteile oder sonstiges Zubehör liegen geblieben waren.
    In Wirklichkeit gehörte die fröhliche Prozession zum Ritual. Die Servorobs, zwanzig Zentimeter hohe Maschinchen, die an eine Mischung aus Krebs und Schildkröte erinnerten, hatten längst alle mobilen Kleinteile in den Lastenschwebern verstaut.
    Aus dem Hauptzelt marschierten sie in den Hinterbühnen-Anbau und von dort in den Buffet-Bereich, wo sie ihre Sektflöten dem Geschirrspüler übergaben. Der Apparat, den Tunc jeweils den lokalen Umgangsformen entsprechend programmierte, bedankte sich mit
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