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2285 - Tag der Verkündung

Titel: 2285 - Tag der Verkündung
Autoren: Unbekannt
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Informationen verfügt als ich.
    Seine Erfahrung, Klugheit und Weltkenntnis sind beispiellos. Er wurde an einem Ort ausgebildet, der Kosmität hieß und an dem das verfügbare Wissen mehrerer Universen gesammelt und geordnet vorlag. Diese ungeheure Anstrengung diente nur dem Zweck, einen einzigen Studenten zur Vollkommenheit zu erziehen: ihn, meinen Herrn und Gott Gon-Orbhon.
    Er sagt: „Dieser Reginald Bull ist einerseits eine herausragende Persönlichkeit, andererseits aber auch typisch für das Volk. Typischer vielleicht noch als sein Freund Perry Rhodan, auf den er so große Stücke hält."
    „Dann sind die Terraner störrisch und aufbrausend, unhöflich und ordinär, selbst wenn sie eigentlich die Reife von Jahrtausenden besitzen müssten?"
    „Wir haben nie einen Freund gehabt."
    Manchmal wechselt er sprunghaft das Thema. Das macht nichts. Unsere Konversation ist kein Gespräch zweier Gegenüber. Mein Herr und Gott redet mit jenem winzigen Teil seiner Erinnerungen, den er an mich abgetreten hat. „Satrugar ebenfalls nicht, dieses Konzept ist den Nocturnen unbekannt. Auch die Kosmität war Gon-Orbhon zwar ein Lehrmeister, doch kein Freund. Und bei den Schutzherren ... fand er Mitstreiter, allerhöchstens Partner."
    Ich ermittle keine semantische Einheit in meinen Speichern, die ich dieser Aussage sinnvoll ergänzend hinzufügen könnte. Wir schweigen ein Dreizehntel der Zeit, die der Planet Terra braucht, um sich einmal um seine Achse zu drehen. „Die Menschen", beginnt der makellose Hüne schließlich von neuem. „Sie agieren sehr gefühlsbetont. Dies könnte ein Vorteil für uns sein oder auch nicht. Manchmal sind sie schwer einzuschätzen, dann wieder ganz leicht."
    Er beginnt zu singen. Gemäß den mir vorliegenden Kriterien singt er sehr schön. Die Worte verstehe ich nicht, erst als er sich zu mir umdreht und wieder spricht. „Sie wollen mich beispielsweise dazu verleiten, weitere Truppen ins Wega-System zu entsenden.
    Aber darauf falle ich nicht herein. Schlimm genug, dass wir wegen einer im Grunde törichten Mission einen unserer wertvollen Kybb-Titanen verloren haben."
    Diese Phasen der Selbstanklage treten in letzter Zeit häufiger auf. Es obliegt mir nicht, dem eine Bedeutung zuzumessen. „Wir brauchen jede Einheit. Nicht um die Terraner in Schach zu halten. Dafür reichen die zwei, die ich auf ihrer Heimatwelt stationiert habe, der dritte in der Erdbahn und der vierte bei Luna vollkommen aus. Nein, für ihre Sonne. Derentwegen sind wir hier, Millitron. Herrschaft über Terra bedeutet Herrschaft über Sol und damit Verfügungsgewalt über den Korpus ARCHETIMS."
    „Der Leichnam einer Superintelligenz, das sechsdimensional strahlende Juwel."
    „Ja. Uns steht der Sinn danach, ARCHETIM aus der Sonne Sol zu extrahieren und den Korpus aus dieser Galaxis in die unsrige zu verbringen."
    Das ist für mich neu. Ich lege es im Ordner für höchste Priorität ab. „Nach Parrakh", sagt mein Herr und Gott. „Wo Satrugar freudig erregt auf die Lebensquelle wartet. Wir sind auf die in ARCHETIM gespeicherten Energien angewiesen, wenn wir den Sprung zur Superintelligenz vollziehen wollen. Aber wie extrahiert man ein psionisches Potenzial aus einer Sonne?"
    Diese Frage kann ich nicht beantworten. Und ich habe den Eindruck, Gon-Orbhon ebenso wenig, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt. „Der Terraner Bull behauptet, sein Volk habe erst vor kurzer Zeit von der Existenz ARCHETIMS erfahren und besitze keine für uns nützlichen Daten darüber. Nach dem Wissensstand meiner Jünger könnte das der Wahrheit entsprechen. Ich aber glaube, er hält etwas vor mir zurück."
    Der Hüne verfällt plötzlich in Raserei. Er trommelt mit bloßen Händen auf die Wand aus schwarzrotem Quarzkristall, bis Haut und Fleisch in Fetzen herabhängen. Ebenso abrupt beruhigt er sich wieder und sieht entspannt zu, wie seine Wunden heilen. „Reginald Bull ließ durchblicken, er könnte mir ein Stück weit entgegenkommen, wenn auch ich mich großzügiger erwiese. Er hat beispielsweise den Wunsch geäußert, mehr von seinem Heimatplaneten zu sehen. Seine Begleiter und er ertrügen es kaum, zwar auf Terra zu sein, doch sich kein Bild davon machen zu können, wie es um die Welt draußen bestellt ist."
    Gon-Orbhon lacht schrill. Ich ziehe die logische Schlussfolgerung, dass seine Heiterkeit in der Ignoranz des Terraners begründet liegt.
    Selbst dem größten Dummkopf müsste einleuchten, warum in den Stollen und Höhlen des gewaltigen
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