Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2285 - Tag der Verkündung

Titel: 2285 - Tag der Verkündung
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Hyperkristall-Brockens keine Bildschirme installiert sind: weil mein Herr und Gott derlei nicht nötig hat. Er sieht durch die Augen seiner Millionen Jünger.
    Bull, so erzählt er kichernd und glucksend, wolle ihn verleiten, mit ihm zusammen das Groß-Relais zu verlassen. Eine gemeinsame Rundreise um den Planeten habe er vorgeschlagen! Absurd. Selbst ich weiß, dass Gon-Orbhon nur voll integrierter Teil der Gottheit ist, solange er sich im Quarzstock oder in dessen nächster Nähe aufhält. Schon wenige Dutzend Meter entfernt verlöre er den Kontakt und wäre dann bloß wieder der alte, ungöttliche, imperfekte Schutzherr.
    Ich besitze kein Humorempfinden. Doch ich kann annähernd nachvollziehen, wie komisch auf eine derart geniale Wesenheit solch plumpe Versuche wirken müssen, sie zu übertölpeln. „Würdest du denn, haben wir ihm entgegnet, wieder ein ahnungsloses Kind sein wollen? Auf all die Erkenntnisse, Fertigkeiten und Machtpotenziale verzichten, welche du dir im Lauf deines Erwachsenenlebens angeeignet hast? -Millitron, du fasst es nicht: Er hat allen Ernstes bejaht!
    Wenn er damit großes Leid und Unrecht abwenden könnte, würde er das Opfer bringen ... Ist das nicht restlos rührend und wahnsinnig witzig?"
    Ich interpretiere die Frage als eine rhetorische. Mein Herr und Gott hat gute Laune, und da es den alleinigen Zweck meiner Existenz darstellt, ihn zu umsorgen, bewerte ich dies als positiv.
    Sehr, sehr lange Zeit habe ich ihn gepflegt, als er in einem tiefen Schlaf lag und sein Bewusstsein nur eingeschränkt zu agieren vermochte. Dennoch hat er auch in dieser Phase bereits energisch den Plan verfolgt, sich mittels ARCHETIM auf die höhere Daseinsebene einer Superintelligenz emporzuschwingen.
    Und da sollte er freiwillig den Abstieg vom Gott zum gewöhnlichen Wesen antreten? Was für ein Unfug!
    Unmittelbar nachdem er aus seinem Traum aufgewacht war, hat der verwirrte Schutzherr zwar versucht, aus dem Nocturnenstock zu desertieren. Doch Satrugar, der erst etwas später wieder zu sich kam, konnte ihn noch rechtzeitig von seiner dem Schock des Erwachens geschuldeten Panik heilen. Er nahm Gon-Orbhon erneut in den dualen Mentalverbund auf, und jetzt ist mein Herr und Gott sehr froh darüber.
    Ich habe gewisse Anzeichen dafür wahrgenommen, dass ein Rest von Konflikt immer noch in ihm schwelt. Dies ist nicht bedrohlich und wird spätestens dann vergehen, wenn aus Gon-O eine Superintelligenz geworden ist.
    Sein Heiterkeitsausbruch endet, das perfekt symmetrische Antlitz strahlt wieder überlegene Selbstbeherrschung aus. „Die Terraner", sagt er. „Vielleicht sollten wir sie uns rein zur Belustigung halten? Eine Rasse von Gauklern! -Gleichwohl. Wie lange es nötig sein wird, aktiv die Herrschaft über das Solsystem auszuüben, hängt davon ab, ob und wann die Extraktion gelingt. Sollte sie sehr viel Zeit in Anspruch nehmen oder ARCHETIM gar unlösbar fest in der Sonne verankert sein, brauchen wir für die Zukunft ein schlagkräftiges, verlässliches Wachvolk. Können das die Terraner leisten?"
    Er breitet die Arme aus. „Wir werden sehen, Millitron. Wir werden sehen."
     
    Zehnte Attraktion: Einzug der Gladiatoren („Ave Caesar...")
    4. bis 8. April 1333 NGZ
     
    54.
     
    Babett Bündchen liebte die Berge.
    Und den Frühling.
    Und Homer G. Adams - auch wenn er sogar im Bett den Spitzbart sowie die Rasta-Perücke trug (für den Fall einer überraschenden Kontrolle, wie er sagte) und als Paul Frajune angesprochen werden wollte.
    Von allen dreien bekam sie reichlich.
    Mit der niedrigen Durchschnittsgeschwindigkeit von 150 Stundenkilometern zuckelte der Konvoi aus zwölf Schwebern über den Alpenhauptkamm. Aus dem Kabinenfenster bewunderte Babett die im strahlenden Sonnenschein funkelnden, schneebedeckten Gipfel, erfreute sich an den sattgrünen Nadelwäldern und den Wiesen voller Primeln, Krokus und Narzissen. Auch allerlei Wildtiere erspähte sie: Feldhasen, Rehe und von den Arkoniden eingeführte Vompits: etwa hundegroße Murmelschweinchen, die sich stark vermehrt hatten, seit keine Hochadligen mehr Jagd auf sie machten.
    Fast die gesamten Ostalpen waren seit langem Naturschutzgebiet. Bodennaher Gleiter- oder Schweberverkehr musste sich strikt an die dafür freigegebenen Routen halten. Zwanzig Meter breite Schneisen durch die Wildnis sowie gelegentliche Galerien oder Tunnel erleichterten das Vorankommen.
    Die Route über den Semmering und durchs Mürz- und Murtal war wenig frequentiert. Für die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher