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2283 - Zwielichtklingen

Titel: 2283 - Zwielichtklingen
Autoren: Unbekannt
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so gewesen war, wenn die Schohaaken ihre jüngere Geschichte dermaßen „korrigiert" hatten, wie kam es dann, dass sie mit Mamor Ir'khams Inkarnation einen - noch dazu äußerst auffälligen - Zeitzeugen in die Mausoleumsstation gebracht hatten?
    Auch hierauf fand Orren eine Antwort: weil ARCHETIM es so gewollt hatte. Seinem Willen mussten sie sich beugen. Sie hatten wahrscheinlich gar keine andere Wahl gehabt. „In diesem Fall", murmelte Snaussenid, „könnten sie mit mir zufrieden sein. Ich habe den letzten Zeugen ihrer Schmach vernichtet."
    Aber er wusste es. Und er würde es den Gefährten erzählen. Vielleicht war es wichtig für sie.
    Er öffnete die Augen. Sie warteten auf ihn, und er ruhte sich aus und zerbrach sich den Kopf über die Vergangenheit.
    Er stand auf und sah sich um. Es hatte sich nichts verändert. Alles war noch so wie vorher.
    Was hätte er auch anderes erwarten sollen?
    Wenn sie wenigstens Roboter schicken würden! Die Pfeile waren schön und gut, aber wohin führten sie überhaupt?
    Vielleicht hatte er unbewusst nur ein automatisches System aktiviert, das längst nicht mehr richtig arbeitete und ihn durch ein Labyrinth irren ließ. Nach zwanzig Millionen Jahren war vieles möglich.
    In einem Anflug von Verzweiflung ging Orren Snaussenid zu einer der Tastaturen in der Halle und tippte wahllos auf einige farbig markierte Sensorflächen. Dann wartete er gespannt, was nun geschah. Wenn er eine richtige Eingabe gemacht hatte, mussten die geheimnisvollen Verwalter der Station reagieren. Wenn er irgendwelchen Unsinn getippt hatte, was viel wahrscheinlicher war, musste auch etwas geschehen.
    Aber wieder wurde er enttäuscht. Es passierte gar nichts.
    Nur die Pfeile schienen heller zu leuchten.
    Er seufzte, schüttelte den Kopf und nahm seine Wanderung wieder auf, so sinnlos sie ihm auch inzwischen erscheinen mochte. An eine Umkehr war nicht zu denken. Er selbst war viel zu verwirrt, um den Weg zurück zu finden. Vielleicht hatte die Mikropositronik seines Anzugs den genommenen Weg aufgezeichnet. Doch selbst wenn sie ihn zurückführen konnte, würde er am Ende wieder mit leeren Händen vor dem geschlossenen Schott stehen und genauso schlau sein wie vorher. Nein. Es half alles nichts. Er musste die Zentrale finden, von der aus die Station gesteuert wurde.
    Er dachte mit Schaudern daran, dass er vielleicht tage- oder gar wochenlang durch das Mausoleum gehen konnte, bis er erschöpft liegen blieb - bis irgendwann irgendjemand seinen verwesten Körper auf dem Boden fand.
    Feuer! Flammen! Tote, überall Tote!
    Nein ...
    Die Schreie der Lebenden! Das Klagen der Mütter und Frauen! Tod und Verderben überall!
    Nein! Bitte nicht!
    Ich will nicht mehr, hörst du? Du ekelst mich an!
    Nicht! Ich bin nicht...!
    Du wirst sterben, Mamor Ir'kham! Am Ende durch deine eigenen verfluchten Klingen!
    Nein! Hört auf!
    Du bist tot, Sharaaya! Ich selbst habe dich ...
    Aufhören! Schluss! Ich bin es nicht!
    Orren Snaussenid riss die Augen auf und schnappte nach Luft. Er lag auf der Seite, unnatürlich verkrümmt - fast wie ein Embryo im schützenden Mutterleib. Aber hier gab es keine Mutter, die ihn beschützen konnte. Er war allein.
    Der einzige Vorteil, den dies hatte, war, dass es auch die Geister nicht gab, die ihn im Albtraum heimgesucht hatten.
    Er drehte sich auf den Rücken und starrte die Decke an. Sein Atem ging flach. Das Herz schlug wild. Er spürte den Geschmack von Schweiß oder Tränen auf den Lippen.
    Die Decke drehte sich. Er zwang sich dazu, fester zu atmen, damit Luft in sein Blut kam.
    Als er den Kopf ein Stück hob, sah er den oberen Teil der Wände, die sich um ihn drehten.
    Ganz im Hintergrund seines Bewusstseins registrierte er, dass etwas anders war; anders, als es hätte sein sollen.
    Aber was spielte das noch für eine Rolle?
    Was war jetzt überhaupt noch wichtig?
    Er versuchte sich auf zurichten und fiel wieder zurück. Er war kraftlos, ausgepresst, elend und einfach nur noch müde.
    Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte. Ihm war nicht einmal bewusst gewesen, dass er eingeschlafen war. Er hatte dagegen angekämpft, hatte wach bleiben wollen, aber sein Körper war wohl anderer Meinung gewesen und hatte einfach gestreikt.
    Es konnte eine halbe Ewigkeit her sein. Myles und die anderen warteten, oder hatten sie ihn schon längst abgeschrieben? Vielleicht waren sie gar nicht mehr im Hangar, und er war wirklich ganz allein in dieser Station, in der Sonne, in einem Universum, in dem er
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