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2283 - Zwielichtklingen

Titel: 2283 - Zwielichtklingen
Autoren: Unbekannt
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sie blendeten, und viel schneller. Sie trieben ihn an.
    Vielleicht sollten sie das. Vielleicht war er kurz vor dem Ziel und musste nur noch wenige Schritte durchhalten. Diese Hoffnung, eine winzige, flackernde Flamme, war das Einzige, was ihn noch aufrecht hielt.
    Aber irgendwann kroch er auf allen vieren. Er sah kaum noch etwas von der Umgebung, nur noch die Pfeile, die ihm mit ihrem Licht ins Gehirn stachen und die schmerzenden Augen blendeten.
    In seinen Ohren rauschte das Blut. Er achtete nicht darauf. Sein Kopf hing hinab. Er sah nur noch den Boden, über den er sich Zentimeter für Zentimeter voranschob, immer wieder zusammenbrechend, langsam wie eine Schnecke.
    Und dann stieß er mit dem Kopf gegen etwas. Er fiel, kippte auf die Seite und biss die Zähne zusammen, bis sich die Dunkelheit klärte und er wieder schemenhaft etwas sehen konnte.
    Das Hindernis, gegen das er geprallt war, war nicht mehr da.
    Vor ihm war gleißendes Licht. Ein weiter Raum, so groß, dass er weder Wände noch Decke sehen konnte.
    Aber das spielte jetzt auch keine Rolle mehr, denn er sah etwas anderes.
    Orren keuchte, drehte sich unter unsäglichen Mühen auf den Bauch. Er spürte keine Schmerzen mehr. Er war darüber hinaus. Er konnte auch keinen Gedanken mehr fassen.
    Er wusste nur, dass er am Ziel war, endlich doch noch -und dass er keinen weiteren Meter mehr kriechen konnte.
    Hier war Endstation. Nur weit im Hintergrund war das Wissen, dass er den Weg, den er gekommen war, auf keinen Fall mehr zurückgehen konnte. Er war am Ziel. Und das bedeutete: Endstation!
    Orren Snaussenid hustete. Sein Körper wurde geschüttelt. Er spuckte Blut und stemmte sich noch einmal auf die zerschundenen Hände.
    Er hob den Kopf, legte alle Kraft, die noch in ihm war, in diese letzte Anstrengung und sah den riesigen Schohaaken vor sich, eine Statue aus goldenem Material. Sie kniete und hatte die Arme weit ausgebreitet, wie um ihn zu empfangen.
    Aber selbst so schätzte er ihre Größe noch auf mindestens vier Meter. „Ich bin ...", krächzte er. Dann brach er zusammen.
     
    8.
     
    3. April 1333 NGZ Trauer um Orren Myles Kantor stand schweigend vor dem Schott. Er war müde, seine Lider waren schwer.
    Manchmal hob er den Blick und sah die beiden Statuen an, als könnten sie ihm eine Antwort geben.
    Aber sie schwiegen. So wie die Station, wie das Funkgerät.
    Er hörte Schritte hinter sich und drehte sich um. „Du brauchst mir keine Gesellschaft zu leisten, Inshanin. Ich fürchte, ich bin in diesen Tagen kein guter Unterhalter."
    „Das ist wohl keiner von uns", erwiderte sie leise. „Du bist nicht der Einzige, dem das nahe geht."
    „Zwanzig verdammte Tage ..."
    Die Plophoserin hob die Schultern. Ihre Lippen öffneten sich, aber dann schwieg sie doch.
    Es gab keine Worte mehr, um die Trauer auszudrücken.
    Zuerst hatten sie Rui Agh'anas verloren, nun den Schohaaken. Die anderen begruben langsam die Hoffnung. Die drei Wochen seit Snaussenids Verschwinden hatten ihre Spuren hinterlassen. Er kam nicht zurück. Er konnte nicht so lange überlebt haben - da drinnen.
    Wie lange konnten sie selbst noch durchhalten? Jeder neue Tag begann mit einer neuen Hoffnung und endete mit deren Erlöschen. Orren Snaussenid kam nicht mehr, und das Funkgerät blieb meistens stumm. Die MUNGO PARK rief zwar jeden Tag, aber auch das geriet zur reinen Routine. Sie konnten nicht antworten. Insgesamt waren es nun schon fast vier Wochen, dass sie hier von allem abgeschnitten waren. Und wenn etwas Neues von der MUNGO kam, dann waren es schlechte Nachrichten. „Wir sind gescheitert, Inshanin", gab Kantor zu. Er lachte bitter. „Das erste Mal.
    Auserwählt von ES! Ha! Hier regiert eine tote Superintelligenz, der ES vermutlich reichlich egal ist. Und während wir hier festsitzen und auf ein Wunder warten, gehört Terra vielleicht schon längst Gon-O."
    Sie schüttelte den Kopf. „Seid ihr Zellaktivatorträger alle solche Schwarzseher? Nur, weil euch eine Lösung nicht sofort gebrauchsfertig in den Schoß fällt, gebt ihr auf? Gibst du auf? Hast du dir eigentlich schon einmal überlegt, dass wir Normalsterbliche uns solchen Problemen Tag für Tag gegenübersehen?"
    „Du verstehst das nicht." Kantor wischte sich über die Stirn. „Die Verantwortung ..."
    „Jeder hier trägt Verantwortung", erinnerte ihn die schlanke Physikerin. „Und die MUNGO PARK hält uns permanent auf dem Laufenden, obwohl wir ihr keine Rückmeldung geben können."
    „Was sollen sie auch sonst machen? Sie
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