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2283 - Zwielichtklingen

Titel: 2283 - Zwielichtklingen
Autoren: Unbekannt
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fremd war und vielleicht immer ein Fremder bleiben würde.
    Wer war er? Was war er? Was bedeutete das, ein materieller Aktionskörper? War er so etwas wie ein Roboter oder eine Projektion? Ein körperlich gewordener Gedankenfetzen ARCHETIMS?
    Aber er hatte Hunger - furchtbaren Hunger! - und Durst - nicht mehr zu ertragenden Durst! Er besaß ein Herz, das schlug, und Tränen und Schweiß. Er konnte denken, er konnte Schmerzen fühlen und hatte Angst, grauenvolle Angst. Er kannte auch das Glück -Glück, einen Freund zu haben, ein Lächeln zu sehen, ein aufmunterndes Wort zu hören.
    Konnte das eine Projektion, die einfach irgendwann wieder erlosch?
    Orren Snaussenid wartete, bis der Schwindel aufhörte. Dann versuchte er es noch einmal. Diesmal gelang es ihm, sich in eine sitzende Position zu bringen.
    Er sah, dass er sich in einem Raum befand, dessen Wände von großen und kleinen Bildschirmen bedeckt waren. Einige leuchteten, andere flimmerten, doch die meisten waren tot. Er versuchte vergeblich, in dem Flimmern etwas zu erkennen. Es gab nichts, was ihm weiterhalf.
    Zwischen den Schirmen befanden sich Eingabekonsolen. Er verwarf den Drang sofort wieder, es noch einmal blind zu versuchen. Damit hatte er bisher keine Reaktion hervorrufen können, und es würde ihm auch bei einem zweiten, dritten und vierten Mal nicht gelingen, kam ihm nicht der Zufall zu Hilfe.
    Wieso konnte er hier nichts ausrichten? Er erinnerte sich doch an seinen Namen. Weshalb kannte er dann die Schrift der Schohaaken nicht?
    Was gab es noch alles, das er vergessen hatte? „Alexander", flüsterte er. Das Bewegen des Munds tat weh. „Mondra. Warum könnt ihr nicht hier sein? Hier bei mir?"
    Natürlich konnten sie es nicht. Er war und er blieb allein, als ob es sein Schicksal wäre.
    Vielleicht war es sogar besser so. Vielleicht war er nur deshalb auf die Erde gekommen, um irgendeinen Zweck zu erfüllen, und würde danach einfach wieder erlöschen, sich auflösen, nie da gewesen sein.
    Zum ersten Mal empfand er Zorn auf die Unbekannten, die die Mausoleumsstation beherrschten - falls es sie überhaupt gab und nicht nur in seiner Einbildung. Vielleicht täuschte er sich, vielleicht irrten sich Myles und die anderen, sie alle, und es gab in dieser Station schon lange nichts und niemanden mehr, der ihre Ankunft registriert hatte. Auch wenn er sich einbildete, beobachtet zu werden - wer sagte, dass es wirklich so war?
    Das Schott konnte sich selbsttätig geöffnet haben, und die Lichter an den Wänden ...
    Er kniff die Augen zusammen. Das war es, was ihn irritiert hatte.
    Die Pfeile. Sie blinkten immer noch, aber jetzt noch heller und schneller. Er täuschte sich nicht. Aber was hatte es zu bedeuten?
    Orren schüttelte heftig den Kopf und zwang sich zu einer erneuten Anstrengung.
    Er wusste es nicht. Er wusste nichts.
    Aber er musste weitermachen, weitergehen und auf ein Wunder hoffen.
    Vielleicht stellte das heftigere Blinken eine Aufforderung für ihn dar. Vielleicht sollte es ihn antreiben, ihm Mut machen, weil die Unbekannten keinen anderen Weg wussten, sich ihm mitzuteilen.
    Orren begann wieder, daran zu glauben. Er musste es einfach. Er war so weit gekommen - irgendwo musste der Weg doch zu Ende sein.
    Und außerdem brauchte er etwas zu essen und zu trinken. Er wollte nicht sterben, ohne zu wissen, wofür er gelebt hatte - falls dies ein Leben war.
    Er kam in die Höhe, sah auf die Pfeile und atmete noch einmal tief durch, bevor er ihnen folgte.
    Er taumelte durch die Gänge. Er sah kaum noch die Lichter. Zweimal war er gefallen, aber immer wieder hochgekommen. Er ging steif und staksend wie ein alter, verrosteter Roboter, nur immer weiter. Entweder er erreichte ein Ziel, irgendeines, oder er schaffte es nicht. Dann hatte es aber nicht an mangelndem Willen gelegen.
    Dann konnte ihm niemand einen Vorwurf machen; Myles nicht, er selbst nicht und auch nicht jener oder jene, die ihn hierher geschickt hatten, in diese Welt, in der er ein Fremder war.
    Die Schmerzen des Hungers hatten inzwischen ein Ausmaß erreicht, dass er sie einfach nur noch ertrug. Schlimmer konnte es nicht werden. Sein Hals tat ebenfalls höllisch weh, war trocken und wund. Er blutete an den Händen und den Gelenken. An einer Stelle war der Raumanzug aufgerissen. Seine Füße fühlten sich an wie bleierne Klumpen. Es war ein Wunder, dass sie ihn noch trugen.
    Er stürzte wieder und rappelte sich auf wie ein Käfer, der auf die Beine kam. Die Pfeile leuchteten jetzt so hell, dass
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