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2267 - Ich, Gon-Orbhon

Titel: 2267 - Ich, Gon-Orbhon
Autoren: Unbekannt
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Lippen bewegten sich, als bemühe sich die Kosmopsychologin, Laute zu formen. Wörter eines fremden Idioms ... die das Specter, zusammen mit den Bordrechnern, als zur Sprache der Mächtigen gehörig identifizierte.
    Bre Tsinga war als „menschlicher Seismograf" nach Magellan mitgenommen worden. Die Schiffsführung hoffte, aus dem Verhalten der Jüngerin Gon-Orbhons Rückschlüsse auf ihren Gott ziehen zu können.
    Trat dieser Fall jetzt ein? Hatte sie, trotz der vielfältigen Abschirmungen, Kontakt? War die Verbindung zu ihrem Meister auch nach dem Schockschwall aufrecht geblieben?
    Aus dem Gelalle wurden bruchstückhafte Sätze. „Als Erster zu Bewusstsein... von Satrugar getrennt... seit Jahrtausenden wieder ... als Individuum ... Muss mich fassen, auf mich selbst besinnen ..." Wer immer durch Bre Tsingas Mund sprach, rang um seine Identität und um geistige Stabilität. Das Specter konnte diesen Zustand aus eigener Erfahrung gut nachempfinden. „Erinnere mich... Habe plötzlich... Zugang zu ... Ah!" Ein Ruck ging durch die Gefangene. Sie übergab sich.
    Danach berichtete sie mit klarer Stimme, in bestens verständlichen Sätzen.
     
    1.
     
    Die endlose Halle „Na, ausgeschlafen?"
    Ich blinzelte zweimal. Meine Pupillen verengten sich, da der Raum hell erleuchtet war. Die konvexe Linse hinter der Iris krümmte sich stärker, stellte auf die Person scharf, die mich angesprochen hatte.
    Humanoid war das Wort, das mir einfiel: symmetrischer Körperbau, zwei Arme und Beine, zwei Augen und Ohren. Zwei sehr große Brüste unter einem straffen weißen Kittel.
    Weiblich, gab mir dieselbe unhörbare Stimme ein: Frau.
    Ich senkte den Blick, betrachtete meinen eigenen, nackten Körper: Mann.
    Sie hatte mir eine Frage gestellt, die ich nicht beantworten konnte, wiewohl mir das Begriffsfeld Sc/iZa/bekannt war. Also schwieg ich.
    Den Tastrezeptoren auf Rücken, Gesäß, Waden und Fersen zufolge lag ich auf einer glatten, beschränkt nachgiebigen Fläche. Ein noch weicheres Objekt stützte meinen Hinterkopf.
    Matratze +Polster =Bett.
    Diese und viele andere Ausdrücke strömten mir ganz von selbst zu. Offenbar befanden sie sich bereits in meinem Gedächtnis und wurden nun aktualisiert. Abstraktes Wissen verwandelte sich schnell und mühelos in anwendbares; aus Theorie wurde Praxis.
    Im Raum hing ein schwacher Duft von verwelkenden Blumen. Deutlich stärker roch die Frau: nach Seife, frischem Schweiß und leicht süßlichem Parfüm.
    Sie verzog den Mund zu einem Lächeln. „Hast du gehört, was ich gesagt habe? Kannst du mich verstehen? Bist wohl noch sehr verwirrt, was?"
    „Ja; ja; nein."
    Sie stemmte die Fäuste in die breiten Hüften. „Wer sagt's denn. Bringst die Zähne also doch auseinander.
    Willkommen zu Hause, mein Junge."
    Ihr einnehmendes Verhalten beunruhigte mich, doch äußerte ich mich dazu 'vorerst nicht, da ich über viel zu wenige Informationen „verfügte. Ich erhob mich und deutete auf einen Stapel zusammengefalteter Stoff teile (Kleidung). „Soll ich das anziehen?"
    „Falls du eine alte Jungfer nicht länger in Verlegenheit bringen willst, wäre das angebracht, ja."
    „In welcher Reihenfolge?"
    Sie half mir. Unterhose und Strümpfe waren von hellgrauer Färbung, wiesen einen hohen Dehnungskoeffizienten auf und lagen eng, doch nicht unangenehm am Körper an. Das etwas weiter geschnittene, kurzärmelige, leuchtend rote Hemd wurde außen über dem bis zu meinen Knien reichenden, dunkelbraunen Faltenrock getragen. Alles saß wie maßgeschneidert. Auch die weichen schwarzen Schuhe passten sich binnen Sekunden perfekt an die Form meiner Füße an. „Steht dir gut. Bist ein hübscher Kerl", sagte die Frau. „Das lange Warten hat sich wirklich gelohnt."
    Ich sah mich um. Außer dem Bett, auf dem ich erwacht war, gab es einen Tisch, einen Stuhl, ein Waschbecken, einen Schrank und eine Multimedia-Konsole. Auf einem aus der farblosen Wand ragenden Bord stand eine Vase mit bunten Blütengewächsen. „Dein Privatgemach", sagte die Frau. „Zufrieden?"
    Ich gab keine Antwort, da mir auch diese Frage sinnleer erschien, rhetorisch. „Du kannst es selbstverständlich nach deinem Gusto gestalten", schwatzte die Frau weiter. „Paar nette Bilder aufhängen, ein Holofenster programmieren und so. Das hier ist dein Reich, da redet dir niemand rein."
    Sie war deutlich kleiner als ich, pummelig; mit rosigen Wangen und gelblichen, zu einem Knoten zurückgebundenen Haaren. Über dem Kittel trug sie eine blassblaue
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