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2267 - Ich, Gon-Orbhon

Titel: 2267 - Ich, Gon-Orbhon
Autoren: Unbekannt
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Widerpart, schließlich ein in sich selbst eingekerkerter Leidensgenosse ...
    Was hatten SIE als Nächstes zu bieten?
    Ich kroch weiter.
    Weiter bergab. Allerdings pfiff ich ab sofort auf die Karte in meinem Hirn.
    Ich machte mir nicht mehr die Mühe, den Kopf zu heben und mich anhand der Skulpturen auf den Säulen zurechtfinden zu wollen. Streckte nur immer wieder den Arm aus, presste die Handfläche auf die Fliesen, spannte die Muskeln an, zog mich einen halben Meter weiter.
    Dreitausendundeins ... Viertausendundzwei... Fünftausendunddrei...
    Viel früher, als ich erwartet hatte, schlug mein Arm an die Tür. An die verschlossene Tür zu meinem Zimmer.
    Ich hatte mehr als genug Zeit gehabt, mir zu überlegen, wie ich mir Zutritt verschaffen würde. „Können nicht einmal ihren Namen fehlerfrei aussprechen", hatte Schlacke gebrummelt.
    Mit dem letzten Rest an Lebenswillen zwang ich meine Stimmritzen dazu, Laute von sich zu geben. „Gon-Orbhon", japste ich. „Student."
    Die Tür schwang auf, als sei nichts gewesen. „Da bist du ja endlich", sagte Emili tadelnd. „Ich habe mir schon Sorgen gemacht."
    Am liebsten hätte ich sie an ihrer Schürze gepackt, sie geschüttelt, ihr meine Meinung ins feiste Gesicht geschrien. Doch ich besaß nicht mehr die Kraft, auch nur ein Fingerglied zu rühren.
    Mittels eines Antigravfelds hievte sie mich aufs Bett, zog mich aus, säuberte und verarztete mich. Ich bekam nicht viel davon mit, nahm alles um mich wie durch einen wattigen Nebel wahr.
    In einer wirren Mischung aus Tagträumen, Fieberschüben und Delirien verbrachte ich eine unbestimmte Zeitspanne. Wahrscheinlich verfügte das Bett über eine Medo-Einheit, denn ich erinnere mich dunkel an Infusionsschläuche, Schienen und Katheter. Irgendwann schlief ich ein. Madam Emili Bronce, der Wolfsmann und Schlacke spukten in meinen Träumen.
    Durchdringendes Piepsen weckte mich. Es kam von der Multimedia-Konsole, deren Bildschirm erleuchtet war.
    Er zeigte auf grauem Grund ein grellgrün blinkendes Emblem: „XIX." Drei Ziffern, die in einer der mir bekannten Sprachen die Zahl Neunzehn ergaben.
    Eine sachlich kühle Stimme erklang: „Bist du bei wachem Verstand, Student Gon-Orbhon?"
    Ich sagte nichts, sondern nickte bloß. Wenn der unsichtbare Gesprächspartner darauf reagierte, bewies das, dass er mich sehen konnte. „Klug geschlussfolgert", ertönte es aus der Konsole. „Das bringt dir einen Pluspunkt ein. Den hast du auch bitter nötig, denn deine Leistungen im ersten Test waren alles andere als berauschend."
    „Der Test war irregulär und unfair", protestierte ich. „Ich wurde nicht einmal darüber informiert, dass überhaupt eine Prüfung stattfand."
    „Jetzt weißt du's", versetzte die Stimme brüsk. „Du hättest von Madam Bronce bedeutend mehr Hinweise erhalten können, aber du hast zu wenige Fragen gestellt und nicht die richtigen - erster Fehler. Dann hast du dein Zimmer verlassen, ohne im Schrank nachgesehen zu haben - zweiter Fehler. Du hast den Öffnungsmechanismus der Tür nicht herausgefunden - dritter Fehler. Der Gedanke, die Umgebung auf spiralförmiger Route zu erkunden, war nicht unschlau; doch bist du nicht zu einem vernünftigen Zeitpunkt umgekehrt, sodass dich Nick erwischen konnte - vierter Fehler. Dein Verhalten im Nahkampf deutete ein gewisses Talent an, meint er, notorisch weichherzig, wie er nun mal ist. Jedoch hättest du schon nach kurzer Zeit deine Chancenlosigkeit einsehen und dich ergeben müssen. Stattdessen hast du dich weiter gewehrt, obwohl du auf verlorenem Posten standst, und dich zusammenschlagen lassen, wobei wertvolle Ressourcen beschädigt wurden - fünfter Fehler. In Summe hast du jämmerlich versagt. Schäm dich."
    Der Bildschirm erlosch, bevor ich ein Wort zu meiner Rechtfertigung von mir geben konnte.
    Tränen der Wut in den Augen, ballte ich die Hände. Bewegte der Reihe nach auch die anderen Glieder, bis ich mich vergewissert hatte, dass meine körperliche Unversehrtheit wiederhergestellt war. Nur ein leichtes Ziehen in der Schulter und den Oberschenkeln sowie einige frisch verheilte Hautstellen bewiesen mir, dass ich den Horror des ersten Ausflugs tatsächlich erlebt und nicht bloß geträumt hatte.
    Ich trat ans Waschbecken, da mich dürstete, und öffnete den Hahn. Schreckte aber im letzten Moment davor zurück, von der Wasserleitung zu trinken. Woher wollte ich wissen, ob die klare, einladend sprudelnde Flüssigkeit nicht Beimengungen eines Giftes enthielt?
    Auch wenn die
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