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2267 - Ich, Gon-Orbhon

Titel: 2267 - Ich, Gon-Orbhon
Autoren: Unbekannt
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leichter. Als zeigte wenigstens diese abstrus überdimensionierte Säulenhalle Mitleid mit mir, schien sich der Boden, anfangs kaum merklich, in Richtung meines Ziels zu neigen.
    Ob ich mir das einbildete oder tatsächlich mehr und mehr Tempo aufnahm, war mir egal. Ich kam jetzt relativ gut voran, begann ernsthaft daran zu glauben, dass ich diese Tortur überleben und die Strecke bewältigen würde.
    Da kehrte der Wolfsmann zurück.
    Ich sah ihn schemenhaft hinter einer Säule hervortreten; Blut, Schweiß und Tränen verklebten meine Augen. Er führte einen langen Stock mit sich. Wollte er mich damit erschlagen, um sein Werk zu vollenden?
    Erst als er sich mir auf wenige Meter genähert hatte, erkannte ich, dass ich mich geirrt hatte.
    Diese Gestalt war zwar annähernd gleich groß wie mein Peiniger, doch viel schmäler, dürr wie ausgetrocknetes Schilfrohr. Sie ging gebückt. Ein vergilbter Arbeitsmantel schlotterte um die hängenden Schultern.
    Die speckig schimmernde Glatze wurde von einzelnen Büscheln wirrer hellroter Haare umkränzt. In einer besseren Verfassung hätte ich die ganze Erscheinung wahrscheinlich als komisch interpretiert, nicht zuletzt wegen der übertrieben nach unten gezogenen Mundwinkel und des insgesamt lächerlich wehleidigen Gesichtsausdrucks.
    So aber hatte ich mehr als genug damit zu tun, meine verbliebenen Energien zu mobilisieren und ihm zuzukrächzen: „He! Hallo! Hilf mir, bitte!"
    Er beachtete mich nicht, schlurfte einfach weiter, den Kopf gesenkt, den Körper in unmöglichem Winkel nach vorn geneigt. Hätte er sich nicht auf den Besen gestützt, den er vor sich herschob, er wäre wohl der Länge nach umgekippt. „He! Hallo! Hilfe!"
    Ohne innezuhalten oder mir den bohnenförmigen Kopf zuzuwenden, brabbelte er: „Der He ist gestorben und der Hallo schon lange tot und die Hilfe hat seit Jahrtausenden nicht mehr vorbeigeschaut und überhaupt ist das eine Sauerei hier alles voll Blut und Schleim und verdreckt und wer muss das wieder wegputzen na klar der liebe Schlacke wer sonst mit mir kann man's ja machen ..."
    Ich wälzte mich auf den Rücken, die Proteste meiner ausgekugelten Schulter und meiner gebrochenen Beine ignorierend, wuchtete mich mit dem gesunden Arm in eine sitzende Position hoch und schrie, was meine Lungen hergaben: „Halt! Bleib stehen!"
    „... nämlich typisch für diese Studenten", setzte er ungerührt seinen pausenlosen Sermon fort, „keine Rücksicht aufs Personal halten sich für was Besseres diese Kosmokratenbrut versauen die halbe Aula mit ihren Auswürfen der liebe Schlacke wird's schon wieder sauber machen wozu ist er schließlich da aber kein Wort der Anerkennung des Danks oder gar des Respekts aber nein aber woher das haben wir doch nicht nötig ..."
    Ich sah, dass ich in der Tat eine blutige Schleif spur hinterlassen hatte. Schlacke, wie er sich nannte, wischte sie mit seinem Besen weg, um den er einen nassen Lappen gewickelt hatte.
    Dabei brummelte er unaufhörlich vor sich hin: „... haben die Weisheit ja schon seit der Belebung mit Löffeln gefressen und halten sich für die Herren der Welt und verschwenden keine müde Wortspende ans Personal..."
    „Ich danke dir!", schrie ich, „Ich respektiere dich. Ich erkenne deine Leistung an! Nur sag mir bitte endlich, wo ich bin, was das alles hier soll, wo ich medizinische Betreuung finden kann, was von mir verlangt wird!"
    „... tappen herum wie Blindegel und lassen sich von Nick vermöbeln die blöden Idioten und wer muss die blutige Sauerei wieder aufwaschen na klar der Pedell der liebe Schlacke der hat ja nichts anderes gelernt aber sie sind so viel besser dabei können sie noch nicht einmal ihren Namen fehlerfrei aussprechen da wird der Rektor noch eine Freude haben mit denen ..."
    Sein Geseire verlor sich zwischen den Säulen.
    Ich sank ermattet zurück, schlug mit dem Hinterkopf hart auf den Fliesen auf.
    Eine Platzwunde. Darauf kommt es auch nicht mehr an.
    Staubteilchen tanzten in sich überschneidenden Lichtstrahlen. Drückende Stille legte sich wieder über die Halle, über meinen verkrümmten Körper.
    Ich war nahe daran aufzugeben. Die Zuversicht, die ich vor der Begegnung mit dem verbal um Kommunikation bettelnden, andererseits vollkommen unzugänglichen Pedell empfunden hatte, wich bleierner Schicksalsergebenheit.
    SIE - wer immer das war - wollten mich fertig machen. Keinem anderen Zweck konnte diese perverse Inszenierung dienen.
    Erst die Mutterfigur, dann der aggressive männliche
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