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2267 - Ich, Gon-Orbhon

Titel: 2267 - Ich, Gon-Orbhon
Autoren: Unbekannt
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Schürze. „Wer bist du?", fragte ich. „Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt!" Sie schlug sich an die Stirn, wodurch eine leichte Rötung entstand. „Hach, wo habe ich bloß meine Gedanken! Bitte entschuldige, die Aufregung ... Ich bin deine Zimmerwirtin. Man nennt mich Madam Bronce, aber du kannst Emili zu mir sagen."
    Ich zeigte mit dem zweiten Finger meiner rechten Hand auf die Tür. „Was ist da draußen?"
    Sie starrte mich verblüfft an. „Hat man dir denn nicht ..." Den Rest des Satzes verschluckte sie.
    Ich verspürte einen Anflug von Ungeduld. „Was?"
    Sie schüttelte den Kopf. Murmelte etwas, das sich wie „Befugnisse nicht überschreiten" anhörte, dann drehte sie sich abrupt um und huschte hinaus.
    Ich sah davon ab, sie zu verfolgen, wandte mich stattdessen der Multimedia-Konsole zu. Der Versuch, diese zu aktivieren, misslang. Ich erkannte die Schriftzeichen und Symbole auf den Eingabefeldern, jedoch fand ich keine Kombination, mit der sich das Gerät hätte einschalten lassen. Was ich auch anstellte, der Schirm blieb dunkel.
    Frustriert setzte ich mich wieder aufs Bett und horchte in mich hinein.
    Viel war nicht zu hören. Ich besaß keinerlei Erinnerung daran, wie ich hierher gelangt war, wusste weder über diesen Ort Bescheid noch über mich selbst. Zwar konnte ich meinen Zustand als Totalamnesie diagnostizieren, doch was nützte mir das schon?
    Mein Körper war ausgewachsen und in hervorragender Verfassung, auch geistig fühlte ich mich fit und aufnahmebereit. Schön. Und? Wie weiter?
    Die Tür, die Emili bei ihrem überstürzten Abgang hinter sich zugeschlagen hatte, erwies sich als unverschlossen.
    Sie führte in eine Halle von Schwindel erregenden Ausmaßen. So krass war der Kontrast zur schmucklosen Zweckmäßigkeit meines kleinen Zimmers, dass mir der Atem stockte - eine psychosomatische Fehlreaktion, die ich rasch wieder korrigierte.
    Quadratische, abwechselnd schwarz und silbern glänzende Fliesen bedeckten den Boden. Das Muster erstreckte sich schier unendlich weit nach allen Seiten; in großer Entfernung schienen sich die Linien zu krümmen, aufzuwölben, ja zu verknoten. Ich sah keine Wände, dafür unzählige Säulen, viel dicker noch als meine Zimmerwirtin, und Hunderte Meter hoch.
    Den Kopf in den Nacken gelegt, schaute ich nach oben. Sosehr ich meinen Blick fokussierte, ich vermochte keine Decke zu erkennen, nur bogenförmige Verästelungen, die im Nichts endeten wie skizzenhafte Andeutungen eines Gewölbes.
    Als sich meine Hals- und Schultermuskulatur vor Anstrengung zu verhärten begann, gab ich das fruchtlose Unterfangen auf, die gigantische Halle in ihrer Gesamtheit zu erfassen. Ich fühlte mich von den Dimensionen erdrückt, verloren in dieser Endlosigkeit, jeglicher Selbstsicherheit beraubt.
    Halt suchend, tastete ich nach dem Türknauf in meinem Rücken. Fand ihn nicht, wandte mich um.
    Und stellte fest, dass sich die Tür, aus der ich gerade getreten war, mitnichten in einer Wand, sondern in einer der Säulen befand, die auch auf dieser Seite zu Hunderten aufragten.
    Dass mein Zimmer, dessen Ausmaße ich auf etwa sechs mal vier Meter schätzte, unmöglich in der Säule Platz finden konnte, kümmerte mich in jenem Augenblick nicht. Ich wollte nur zurück hinein, mich in nüchterner Enge verkriechen, flüchten vor dieser grässlichen Unüberschaubarkeit, dieser monströsen Unberechenbarkeit und Ungewissheit.
    Doch der Knauf ließ sich nicht drehen, die Tür nicht öffnen. Der Weg zurück war mir versperrt.
    Ich widerstand der Versuchung, gegen die Tür zu treten oder sie gar mit roher Gewalt aufzubrechen. Ein kleines, ovales Schild erweckte meine Aufmerksamkeit. Es war in Augenhöhe befestigt und trug Schriftzeichen, die ich entziffern konnte.
    GON-ORBHON, las ich. Und darunter: STUDENT.
    Ich hatte also einen Namen und eine Funktion. Gon-Orbhon. Gon-Orbhon.
    Lautlos formte ich die Silben mit Lippen und Zunge, zerkaute sie ein ums andere Mal. Sie bedeuteten mir nichts; kein Wiedererkennungseffekt trat ein. Student...
    Ein Verdacht beschlich mich. Stellte das, was ich seit meinem Erwachen durchlebte, bereits eine erste Prüfung dar? Wurde ich heimlich beobachtet, bewertet, beurteilt?
    Ansatzlos wirbelte ich herum. Überraschen konnte ich damit freilich niemand. Nichts rührte sich, nirgends war eine Bewegung zu erkennen.
    Nur in den goldenen Lichtstrahlen, die in verschiedenen Winkeln aus der unermesslichen Höhe herabfielen, tanzten winzige Staubpartikel.
    Ich wagte es
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