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2265 - Die Krone von Roewis

Titel: 2265 - Die Krone von Roewis
Autoren: Unbekannt
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Bull sicher. Nichts reiste so rasch wie Nachrichten. Dadurch, dass er sie im planetenumspannenden Info-Netz zugänglich gemacht hatte, war eine Lawine ins Rollen gebracht worden, die niemand mehr stoppen konnte.
    Der Unsterbliche hatte vorgehabt, mit diesen Informationen vorerst hinter dem Berg zu halten und sie nur den Offiziellen zur Verfügung zu stellen.
    Aber in der jetzigen verfahrenen Situation hilft nur ein Schock, um diese Idioten in der Krone wieder an einen Tisch zu bekommen, dachte Bull. Sie sollen den Druck der Öffentlichkeit fühlen. Dann werden wir sehen, ob Schuldzuweisungen und mörderische Intrigen aufhören oder nicht.
    Ling hatte den Oberkörper zurückgenommen. Nervös sah er in eine seiner Kameras. „Wenn die Informationen, die Residenz-Minister Reginald Bull vorlegt, stimmen, meine verehrten Zuseher, wird es zu einer gewaltigen Änderung unseres Weltbildes kommen müssen. Über dieses Thema diskutieren wir nach einer kurzen Werbeunterbrechung ..."
    Die Insektenkameras sanken langsam auf den Tisch herab, flogen wie von allein in die vorgesehenen Halterungen und beendeten jegliche energetische Tätigkeit. Erleichtert stand Bull auf. Es war vollbracht.
    Faghan El Bar, Tary Gerrige und Gahd Konter arbeiteten konzentriert an ihren Terminals, gaben Interviews für kleinere Nachrichtensender oder beantworteten individuelle Fragen, die bereits jetzt zu Hunderten hereinströmten.
    In den letzten beiden Tagen hatten sich die drei Schiffbrüchigen zurückgehalten. Sie hatten sich kaum aus ihren Quartieren in der Krone bewegt und waren nicht bereit gewesen, vor die Offiziellen zu treten. Die Irritation nach all den Erlebnissen auf Aon, der Heimat der Cortezen, war groß gewesen, und vielleicht schämten sie sich für ihre Auftritte an Bord der RICHARD BURTON.
    Ein Signal ertönte. Jenes, auf .das er bereits wartete.
    Bull aktivierte die interne Bildzuschaltung. Tadh Al Arroins Kopf wurde sichtbar. Die Haare standen ihm zu Berge, das schüttere Brustfell war weit gesträubt. Wenn Bull jemals sprichwörtliche Empörung zu Gesicht bekommen hatte - dann jetzt. „Was erlaubst du dir?", schrie der Patriarch und schüttelte wild seine Mähne. Er spuckte kleine Fontänen weißen Speichels in alle Richtungen. „Mit diesem Interview hast du alle Grenzen der Diplomatie überschritten..."
    „Ich wusste nicht, dass es verboten ist, die Wahrheit zu sagen", sagte Bull gelassen. „Du hast dem Konsortium Informationen vorenthalten und sie in unerlaubter Weise an die Öffentlichkeit gebracht..."
    „Unerlaubt, sagst du? Hättest du die Wahrheit etwa zensieren wollen?"
    „Die Zweiundzwanzig entscheiden, was die Bevölkerung wissen darf und was nicht!"
    „Die Zweiundzwanzig stehen für die Bevölkerung und sind ihr zur Wahrheit verpflichtet. Ich habe mich in der Roewis-Verfassung schlau gemacht. Wenn ich mich recht erinnere, wurdet ihr in euren jeweiligen Handelskammern demokratisch gewählt und darauf vereidigt, >die Machtbefugnisse des Partriarchen mit größtmöglicher Transparenz zu verwalten<, Zitat Ende. Du kannst mir also bestenfalls vorwerfen, dass ich mit meinem Wissen einen direkteren Weg genommen habe, als er an und für sich vorgesehen ist."
    „Ist das jene Art, mit der ihr Terraner immer wieder mächtigere Wesen an den Barthaaren zupft? Kein Wunder, wenn ihr von einem Dunghaufen in den nächsten stapft!"
    Kein Zweifel, Al Arroin befand sich in der Defensive. Vorerst.
    Bull hatte ihn auf seinem eigenen Terrain, jenem der hinterhältigen Winkelzüge, geschlagen. „Patriarch - ich lege es nicht darauf an, einen Streit mit dir auszufechten. Ich wollte mit meiner kleinen Rede deutlich machen, dass es hier und jetzt nicht um das Wohl zweier Imperien und schon gar nicht um Handelsstreitigkeiten geht." Bull holte tief Luft. „Für euch geht es um alles!"
    „Lächerlich! Du nimmst Worte in den Mund, die größer sind als du. Was schert mich eine frisch erwachte Gottheit, die, so sie nicht nur in deinen Wahnvorstellungen existiert, sicherlich ganz andere Sorgen hat, als sich um Roewis zu kümmern. Ich ..."
    Ein Alarmsignal, ein Ton wie ein lang gezogener Todesschrei, ertönte. Tadh Al Arroin verstummte. „Systemalarm!", flüsterte er nach wenigen Augenblicken und unterbrach die Verbindung.
     
    20.
     
    Tadh Al Arroin Systemalarm! Sekundenlang saß er da, unfähig, das Chaos in seinen Gedanken zu ordnen.
    Dann der erste Gedanke: Hatte Bull etwa Recht? Lächerlich!
    Er straffte seinen Körper und holte sich die
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