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226 - Das Schädeldorf

226 - Das Schädeldorf

Titel: 226 - Das Schädeldorf
Autoren: Mia Zorn
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nicht als Abendbrot herhalten! Überhaupt gefiel ihm diese Gegend nicht. Er seufzte. »Kein guter Anfang, wenn man wie Strandgut in ein fremdes Land hineingespült wird«, brummte er leise.
    Hoffentlich würde sich ihre Weiterreise besser gestalten. Es war noch ein weiter Weg zum Marianengraben, und noch war es ihm ein Rätsel, wie sie in diese Spalte im Meer hineingelangen sollten. Denn hinein mussten sie, wenn sie die geheimnisvolle Stadt der Hydriten erreichen wollten. Fast sieben Meilen unter dem Meeresspiegel sollte sie liegen.
    Der Einäugige bückte sich und fischte eine kleine Schnur aus seinem Reisebeutel. Umständlich wrang er sich den Regen aus seinen Haaren und band die grauen Strähnen nach hinten zu einem Zopf. Nun ja, die beiden Hydritengeister sollten eigentlich wissen, wie man in die Stadt gelangte.
    Nefertari weiß es, meldete sich prompt Gilam’esh in seinem Kopf zu Wort. Ich selbst habe die Stadt, die meinen Namen trägt, noch nie betreten. Schließlich saß ich für Äonen im Zeitstrahl fest.
    Seit einigen Wochen teilte Yann sich mit ihnen seinen Körper: Gilam’esh und E’fah, die sich Nefertari nannte, seit sie in deren Körper einst über Ägypten geherrscht hatte. Es waren durchaus angenehme Mitbewohner. Manchmal ließen sie ihn teilhaben an ihren überaus interessanten Gedanken, manchmal schotteten sie sich tagelang ab. In seltenen Fällen übernahm sogar einer von ihnen Yanns Körper, um damit zu agieren. In der Hauptsache aber hielten sie die Schmerzen von ihm fern, die der Tumor hinter seinem blinden Auge ihm sonst bereitet hätte. Dies war der Grund dafür, dass Yann sich mit den beiden fremdartigen Bewusstseinen belastete. Lieber sie in seinem Kopf als unerträgliche Agonie, die ihn in den Wahnsinn trieb.
    In der Hydritenstadt im Marianengraben wollten die beiden seinen Körper wieder verlassen. Ein wenig graute ihm schon davor, denn dann würden die grausamen Kopfschmerzen wieder einsetzen. Aber Gilam’esh hatte Yann versprochen, dass man den Tumor in der Hydritenstadt entfernen konnte.
    Diese Hydriten mussten über eine unglaubliche Technologie verfügen. Der Energieseher war schon sehr gespannt darauf. Doch im Augenblick sehnte er sich nur nach einem trockenen Ort und einer warmen Mahlzeit. Was zum Kukumotz trieben Matt und Aruula solange auf dem Schiff?
    Als ob sie seine Gedanken erahnt hätten, tauchten die beiden jetzt auf. Die schöne Barbarin hatte sich eine Felljacke übergezogen. An ihrer Schulter hing eine Provianttasche und hinter ihrem Rücken lugte der Griff ihres Schwertes hervor.
    Matt war bepackt mit Decken und einem prall gefüllten Rucksack. »Der Motor ist in Ordnung. Anscheinend hat sich bei der wilden Fahrt die Schlauchverbindung der Treibstoffzufuhr gelöst!«, rief er Yann zu. »Ich kümmere mich morgen darum. Und um den Rest auch.« Bei den letzten Worten warf er einen grimmigen Blick auf das klaffende Loch.
    Der Seher erhob sich und nahm seinem Gefährten das Bündel mit den Decken ab. »Dann lasst uns aufbrechen! Vielleicht finden wir ja doch noch in der Nähe einen trockenen Unterschlupf für die Nacht!« Er hatte wenig Lust auf einen langen Fußmarsch zu der entfernten Ruinenstadt. Der Regen hatte zwar nachgelassen, dafür war aber ein ungemütlicher Wind aufgekommen.
    Missmutig folgte er Aruula und Matt. Durch Pfützen und Schlamm verließen sie das Ufer, überquerten ein breites Kiesbett und gelangten auf einen ausgetretenen Pfad, der von üppiger Vegetation gesäumt war. Offenbar wurde der Weg häufig benutzt. Yann schaute sich um: Keine Hütte, kein Haus weit und breit. Vermutlich benutzten ihn Bewohner aus den Stadtruinen.
    Während sie weiter liefen, begann es wieder in Strömen zu regnen. Blitze zuckten vom Himmel. Der Wind entwickelte sich zu einem Sturm und sie kamen nur langsam vorwärts. Yann fluchte. Man konnte kaum noch die Hand vor den Augen sehen. Dabei war er nicht sicher, ob die einbrechende Dunkelheit oder das Unwetter daran schuld waren. Vor sich hörte er Matt nach ihm rufen. »Yann, hier lang!«
    Nach einigen Schritten erst sah er die Gestalt des blonden Piloten: Abseits vom Pfad winkte er ihn zu sich. Hoffnung keimte in Yann auf. Sollten seine Freunde doch noch eine Hütte gefunden haben? Leichtfüßig eilte er zu Matt und folgte ihm durch niedriges Gestrüpp, bis sie auf Aruula stießen.
    Die Barbarin machte sich an der Tür eines verfallenen Bauwerks zu schaffen. Es hatte die Abmessungen eines Grabmals und ein morscher
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