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2257 - Der Mikrodieb

Titel: 2257 - Der Mikrodieb
Autoren: Unbekannt
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„Torde", sagte er lauter als beabsichtigt. „Ist nicht der nächste Zustandsbericht fällig?"
    Torde Molm, seines Zeichens „Obermaschinist" der RICHARD BURTON, schüttelte den Kopf. „In zwei Stunden erst."
    Bully konnte seine Ungeduld nicht mehr bezähmen. Er aktivierte alle Globalfunktionen seines Terminals und holte die Informationen aus dem LPV-Verbund des Schiffes herein. Nacheinander ging er die technischen Abteilungen durch, vertiefte sich in die Skalen und Darstellungen von Betriebszuständen und Energiepegeln. Zwei Nugas-Speicher mussten außerplanmäßig abgeschaltet werden, weil die Howalgoniumkristalle früher als erwartet Zerfallserscheinungen zeigten. Die Ersatzspeicher standen bereit, vorsorglich schon auf Betriebstemperatur gebracht. Der Wechsel zwischen den Speichern erfolgte reibungslos. „Ranjif", sagte Bully und warf dem Kommandanten auf seinem Podest einen durchdringenden Blick zu. „Ich möchte, dass du den Einsatzplan schon jetzt an alle Kreuzerbesatzungen durchgibst."
    „Das ist kein Problem." Der Turban des Terraners schwankte wie eine Pagode bei einem Erdbeben. „Aber willst du nicht warten, bis uns verlässliche Ortungsergebnisse vorliegen?"
    „Nein." Selbst wenn sich keine Anzeichen für eine Bedrohung ergaben, wäre es leichtsinnig gewesen, dem Frieden zu trauen.
    Nicht in einer solchen Situation, die sich nicht einmal groß von der im Jahr 2435 nach Christus unterschied, als sie in der Großen Magellanschen Wolke auf die Zweitkonditionierten der Zeitpolizei gestoßen waren.
    Damals ... Ihnen war zumute gewesen wie am Vorabend von Armageddon.
    Ein ganz schön langer Vorabend, gestattete sich Bully einen launigen Gedanken.
    Wäre zu schade, er ginge im neuen Jahr zu Ende...
    Sie starrten ihm verstohlen hinterher, weil er wie ein Tiger in seinem Käfig umherwanderte, von einem Ende der halbrunden Hauptleitzentrale bis zum anderen. Er versenkte die Hände in die Hosentaschen, als könne er durch den Druck gegen den Stoff selbst allem Druck von außen standhalten. „Es sind schon zehn Stunden", sagte eine helle Stimme neben ihm. „Wie? Ach so!"
    Erst jetzt merkte er, dass der Schatten nicht sein eigener war, der seit geraumer Zeit neben ihm herwanderte. Er gehörte dem Ilt. Guckys besorgter Blick ruhte auf ihm.
    Als Bully ihn ansah, ließ der Ilt für einen kurzen Augenblick seinen Nagezahn blitzen. „Worauf wartest du eigentlich?", piepste er. „Es sind noch nicht alle Fehlerquellen ausgeschaltet." Molms Zustandsbericht enthielt mehrere Unwägbarkeiten. Bully wollte jedoch auf Nummer Sicher gehen. „Du nimmst es zu genau, Dicker", meinte Gucky und watschelte fleißig neben ihm her. „Ordentlicher als ein Kosmokrat!"
    „Hör mir nur auf mit denen, Kleiner! Ihnen haben wir den Schlamassel schließlich zu verdanken. Ich traue dem Braten nicht, und ich habe Recht, du wirst schon sehen."
    Und Bully behielt Recht.
    Kurz darauf jaulten die Alarmsirenen. „Im Ringwulstmodul sechs gibt es Probleme mit einem der primären Nugas-Systeme", meldete der LPV-Positronikverbund. „Primär" bedeutete in diesem Fall, dass die Anlage direkt an der Energieeinspeisung in die Hawks beteiligt war.
    Zum Glück gehörten solche Zwischenfälle in der RICHARD BURTON nicht zum Alltag. Einen hatten sie beim Jungfernflug nach Hayok erlebt. Damals war es glimpflich ausgegangen, weil die beiden Algorrian geholfen hatten. Dieses Mal besaßen sie das nötige Knowhow, um selbst damit fertig zu werden. NAugenblicke später entdeckte Bully auf einem Hologramm der Außenbeobachtung den gleißenden Ball, der mit hoher Geschwindigkeit aus einem der Schächte raste, umwabert von flüchtigen HÜ-Energien. Es tat weh, eine solche Energieverschwendung mit ansehen zu müssen.
    Der LPV-Verbund pumpte gewaltige Energiemengen in die Schirmprojektoren, bis die Kugel den nötigen Abstand zum ENTDECKER erreicht hatte. Schlagartig erlosch das grüne Flirren um die Kugel. Befreit platzte sie außerhalb der Schirme, verlor gleichzeitig ihre verheerende Wirkung. Die Energien verpufften im All, breiteten sich mangels eines Hindernisses schnell aus und dunkelten ab. „Zwei Millionen Gigawattstunden beim Teufel", knirschte Torde Molm. „Einfach so."
    Der LPV-Verbund gab Entwarnung. Gleichzeitig meldeten die ersten Kreuzerstaffeln ihre Einsatzbereitschaft. Die Mannschaften waren an Bord, der Countdown für einen Alarmstart lief.
    Die Spezialisten in den einzelnen Abteilungen beseitigten die letzten Fehlerquellen, spürten
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