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2257 - Der Mikrodieb

Titel: 2257 - Der Mikrodieb
Autoren: Unbekannt
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Zentrumskugel redeten sie übereifrig von der Ankunft. Den Vergleich, dass die RICHARD BURTON längs des Jetstrahls wie an einer Schnur flog, fand ich töricht, weil er den Sachverhalt nicht präzise genug traf. Wir flogen keineswegs an dem Strahl entlang.
    Wenn dieses Wesen namens Gon-Orbhon uns entdeckte, hatten wir die Mühen umsonst auf uns genommen. „Operation Kristallsturm" hatte nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn es gelang, uns unbemerkt an diesen Gott anzuschleichen, der die Menschen auf Terra und im Solsystem nach und nach unter seinen Einfluss zwang.
    Ich seufzte. „Bring den Schrank hierher. Wir zerlegen ihn."
    Die mobile Positronik hatte seit dem Abflug von Hayok am 5. August funktioniert, bis vor dreißig Minuten. „Der Scanner ist auch beschädigt", hörte ich Fernand murmeln. „Das muss mit dem Teufel zugehen!"
    Irgendwie sprach er mir aus dem Herzen. Übergangslos empfand ich ausgesprochene Sympathie für den ansonsten unscheinbaren Spezialisten. Vielleicht sind auch andere Geräte an Bord betroffen. Dann handelt es sich um ein umfassenderes Phänomen. „Leute, wir dürfen das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Was dann geschehen kann, haben wir schließlich erst neulich erlebt." Zögernd wandte ich mich zu Tamara Jegerova um. Uns allen standen die Bilder von Bord des Weltraumbahnhofs noch allzu deutlich vor Augen. Jegerovas Hand lag bereits über der Vertiefung mit dem Alarmknopf. Sie warf mir einen Blick zu, lasziv und fragend zugleich. Ihre rauchige Stimme ließ mich an alles Mögliche denken, nur nicht an die Gefahr, in der wir uns vielleicht befanden. „Alf, soll ich?"
    Als ich keine Antwort gab, schlug sie mit der flachen Hand auf ihre Konsole. „Alfven Hyers, ich rede mit dir!"
    Ich zuckte zusammen. „Nein, keinen Alarm", sagte ich hastig. Oder doch? „Gib eine Information an die Hauptleitzentrale weiter, Tarn. Vielleicht liegen ähnliche Meldungen aus anderen Abteilungen vor."
    Wenigstens funktionierte die Hyperortung tadellos. Weit und breit gab es keine Anzeichen eines Tryortan-Schlundes, der unsere Geräte und unsere Wahrnehmung hätte beeinflussen können.
    Ist da draußen vielleicht etwas anderes? Wir wussten viel zu wenig über die Leerräume zwischen den Sterneninseln. Jahrtausendelang hatten wir sie durchflogen, uns nur selten in ihnen aufgehalten. Wer konnte schon sagen, welche Überraschungen uns hier erwarteten? Überraschungen, die unsere Sensoren gar nicht oder viel zu spät entdecken mochten?
    Fieberhaft checkte ich alle Systeme unserer Abteilung. Sie funktionierten einwandfrei bis auf die Positronik und den Scanner. Jenna reichte Henner einen anderen Scanner, prüfte danach das beschädigte Teil, indem sie es in eine Schublade unserer Makro-Testeinheit legte. „Das Gerät ist in Ordnung", meldete die Stationspositronik. „Schön. Und was ist mit dem Schrank da?" Ich wusste die Antwort schon, bevor der Automat sie gab. „Er arbeitet fehlerhaft."
    Henner musste weitersuchen. „Es liegen keine weiteren Meldungen über Ausfälle vor", säuselte Tamara hinter meinem Rücken. „Das will zum jetzigen Zeitpunkt aber nichts heißen."
    Es tat unendlich gut, dass sie einer Meinung mit mir war. „Wir fahren zweigleisig." Über die Beschaffungsabteilung orderte ich eine Ersatzpositronik. Während Henner weiterhin reparierte, würden wir anderen uns um die Auswertung der Daten kümmern. „He", machte Fernand in diesem Augenblick. „Jetzt funktioniert der Scanner endlich."
    Inzwischen war ich überzeugt, dass er es die ganze Zeit getan hatte. „Bitte, beeil dich", sagte ich nach einem Blick über Jennas Schulter. Auf dem Hologramm zeichnete sich übergangslos das Gesicht des Verteidigungsministers der LFT ab. Reginald Bull war zugleich der Leiter unserer Expedition nach Magellan und wirkte derzeit ziemlich grimmig.
    Vielleicht bildete ich mir das aber auch nur ein. „Ich weiß ja nicht, was ihr die ganze Zeit treibt", knurrte er. Täuschte ich mich, oder klang seine Stimme ein wenig angriffslustig? „Ihr wollt uns mit eurer Ausfallmeldung doch hoffentlich nicht die Flugbilanz versauen."
    „Nicht im Mindesten!", entfuhr es mir. „Du kannst mir glauben."
    Die Miene des Unsterblichen entspannte sich. „Wäre ja gelacht, wenn wir es nicht ohne Zwischenfälle bis ans Ziel schaffen würden. Oder bist du anderer Meinung?"
    Klang das etwa nach Provokation? Er hat deine Personalakte gelesen und dein Psychogramm studiert! „Selbstverständlich nicht!", sagte ich hastig.
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