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2257 - Der Mikrodieb

Titel: 2257 - Der Mikrodieb
Autoren: Unbekannt
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„Haltet mich auf dem Laufenden!" Bull schaltete ab.
    Die Blicke der beiden Frauen ruhten auf mir. Ich versuchte, ihnen irgendwie standzuhalten. Henner Fernand rettete mich mit einer Erfolgsmeldung. „Jetzt hab ich's. Es ist eine Energiekupplung, die sich gelockert hat." Er sprach es einfach so dahin und schien sich erst nach und nach darüber klar zu werden, was er da gesagt hatte. „Eine Energiekupplung ist keine simple Steckverbindung", flüsterte ich. „Entweder ist sie nicht richtig eingerastet, oder jemand hat sie gelöst."
    Vor dreißig Minuten. „Die Roboter auf Luna haben beim Einbau geschlampt", vermutete Jenna, aber es klang wenig überzeugend.
    Jemand sabotiert die Abteilung, ist es das?
    Ich warf einen Blick auf die Uhr. Sechs Stunden schoben wir schon Dienst. Nach acht Stunden kam die Ablösung. „Ich geb einen aus", schlug Jenna Darfour vor. „Ich glaube, wir haben uns eine kleine Pause verdient."
    Sie dauerte eine Viertelstunde. Als wir in die Abteilung zurückkehrten, kroch Henner sofort wieder in sein Loch. Es dauerte nur Augenblicke, dann hörten wir ihn fluchen. „Mist, das Ding ist weg!"
    Ich trat neben den Schrank. „Was ist weg?"
    „Die Kupplung. Sie ist spurlos verschwunden."
    „Bist du ganz sicher?"
    „Ja."
    Die Dinger waren zwanzig Zentimeter lang und bis zu acht Zentimeter dick. Sie besaßen zwei Flansche aus hoch verdichtetem Terkonit, die automatisch einrasteten.
    Sie verschwanden nicht einfach so.
    Jenna lachte plötzlich lauthals. „Da spielt uns jemand einen Streich. Aber wer?"
    Mir ging ein Licht auf. Die ganze Zeit wunderte ich mich schon, wieso Reginald Bull sich persönlich um diese untergeordnete Fehlermeldung gekümmert hatte.
    Henner kroch aus dem Schrank. „Ein kleines Pelzwesen, das kommt und geht, wie es ihm passt", fauchte er und zeigte die obere Zahnreihe. „Meinst du das?"
    Jenna nickte heftig.
    Es passte zusammen wie Stecker und Buchse. Erst hatte er die Anschlüsse telekinetisch gelockert, dann hatte er die Kupplung in unserer Abwesenheit aus dem Loch schweben lassen. „Gucky, gib uns unsere Kupplung wieder", sagte ich in der Annahme, dass sich der Ilt irgendwo in der Nähe versteckt hielt.
    Aber es blieb still. Vermutlich war er längst teleportiert.
    Plötzlich wimmelte es in unserer Abteilung nur so von Prominenz. Sie hätten sich die Darstellung auch in die Hauptleitzentrale projizieren können, aber irgendein Teufel schien sie geritten zu haben, leibhaftig hier aufzukreuzen.
    Mir wurde ganz anders, als ich neben Oberst Ranjif Pragesh Lei Kun-Schmitt und den Ilt entdeckte. Und dann trat als Letzter auch noch Bully ein.
    Henner stieß leise die Luft zwischen den Zähnen hindurch.
    Verlier jetzt bloß nicht die Nerven, Alf!, machte ich mir Mut.
    Der Ilt grinste zu mir herüber, während Bully langsam um die Projektion herumging.
    Die Kurve zeigte ein gleichmäßiges Bild, so, wie wir es erwartet hatten. Erst sank sie abwärts, dann aufwärts, bis sie den alten Wert erreichte.
    Das Prinzip war uns seit Jahren bekannt. In der Nähe von großen Massekonzentrationen wichen die astronomischen und kosmischen Konstanten von jenen Werten ab, die sie im interstellaren oder intergalaktischen Raum aufwiesen. In unserem Fall war es darum gegangen, ob das auch unter den Bedingungen des erhöhten HyperWiderstands galt.
    Zwanzigtausend Lichtjahre hinter M0RGENR0T-5 hatte es angefangen. Was erst ein simpler Messfehler hätte sein können, erwies sich als zuverlässiges Abbild der gewohnten Verhältnisse, nur eben auf einem etwas höheren Level. „Ihr seht hier die bisherige Verlaufskurve der Hyperimpedanz", erläuterte ich.
    In Gedanken weilte ich allerdings mehr bei Tamaras Kurven. Die Sicherheitsbeauftragte lehnte betont lässig an ihrem Sessel und tat, als sei sie sich der extrem hohen Anziehungskraft ihres Körpers gar nicht bewusst. Jenna mit ihrem rotblonden Stachelhaar kreiste da eher wie ein kleiner, blasser Trabant um ihren gelockten Planeten namens Henner Fernand.
    Das Hologramm entfaltete seine ganze statistische Pracht in Grün, Rot, Blau, Gelb, dazwischen weiße Linien, die zu Textmarkierungen außerhalb der eigentlichen Darstellung führten. Links ragte der Rand der Milchstraße ins Bild, schräg von unten gesehen. Rechts hing die Große Magellansche Wolke mit ihren Begleitern.
    Ein grellgrüner Stab verband die beiden Sterneninseln. Er kam von außerhalb des Bildes aus der Westside unserer Galaxis und mündete im Sternengewimmel Magellans. „60.000
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