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2256 - Bahnhof im Weltraum

Titel: 2256 - Bahnhof im Weltraum
Autoren: Unbekannt
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wuchs, sich ins Unermessliche steigerte. An seiner Stirn war eine bläuliche Ader hervorgetreten und pochte in schneller Folge, im Rhythmus seines rasenden Herzens.
    An seinem Overall prangte ein Namensschild. Hätte der Brüter lesen können, hätte er die Buchstaben erkannt: Kortez Meiernder.
    Der Brüter hatte keine Augen für das Schild, kein Gefühl für die Individualität seines Opfers, kein Gespür für seine Angst. Er hatte sich ganz dem Hunger ergeben, der fiebrigen, unstillbaren Gier.
    Um zu leben und Leben zu schenken, musste er Leben nehmen. So war es immer gewesen, und so würde es immer sein. Dies war der unveränderliche Zyklus des Daseins, und in ihm war kein Platz für Mitgefühl oder Bedauern.
    Der Andere gurgelte erneut. Seine Augen waren jetzt weit aufgerissen, Schweiß perlte in seine Brauen. Sein Gesicht war weiß wie die Knochen, die unter seinen Schuhen knackten und knirschten.
    Fürchte dich nicht, lockte der Brüter wieder. Ich habe ein Geschenk für dich, das Wertvollste, was ich zu vergeben habe, und es wird allein dir gehören ...
    Der Andere machte einen weiteren Schritt. Er war jetzt so nah, dass der Brüter ihn fast berühren konnte, und der köstliche Duft, der von ihm ausging, ließ den Geifer weiter strömen. Die rasiermesserscharfen Beißzangen klappten weit auf, das hungrige Maul klaffte.
    Die Lippen des Anderen bebten und entblößten hässliche kleine Zähne. Wieder drang ein Gurgeln aus seinem Mund, gefolgt von einem Wort: „Nein...!"
    Aber obwohl er sich mit jeder Faser seines Körpers dagegen wehrte, obwohl sich alles in ihm sträubte, bewegte er die Beine und machte den entscheidenden letzten Schritt.
    Die Klauenhände des Brüters packten ihn und ließen ihn nicht mehr los. Der Andere strampelte in dem eisernen Griff, das Gesicht in Todesangst verzerrt, in plötzlichem Begreifen, das viel zu spät kam, um ihm noch helfen zu können, und ein letztes Wort entrang sich seiner Kehle. „Bitte ...!"
    Die scharfen Beißzangen des Brüters legten sich um den Hals des Anderen. Einen Moment lang zögerte er und gab sich dem Aroma des warmen Fleisches hin, dem Duft des Blutes, dem betörenden Geruch des würzigen Schweißes. Er schwelgte in der Vorfreude auf die Mahlzeit, die seinen Hunger vertreiben und der Brut neue Kräfte geben würde, und dann, klirrend wie Fallbeile, schnappten die Beißzangen zu und trennten den Kopf vom Rumpf.
    Das Opfer zuckte noch ein paar Sekunden, um dann im Griff des Brüters zu erschlaffen.
    Und er, der so lange hungrig gewartet hatte, mästete sich gierig an seinem Fleisch.
    Aber er würde noch mehr fressen müssen, bis er die Brut gebar.
    Viel mehr
     
    2.
     
    Irgendetwas hatte sich in den letzten Tagen verändert. Cilia Perish spürte es deutlich, obwohl sie nicht wusste, was es war. Es war nur ein Gefühl, mehr nicht, aber im Lauf der Jahre hatte sie gelernt, auf ihre Gefühle zu vertrauen.
    Und ihre Gefühle sagten: Irgendetwas stimmt nicht, irgendetwas ist ganz und gar nicht in Ordnung.
    Möglicherweise lag es an der ungewohnten Spannung im Weltraumbahnhof MORGENROT-5, an der Art, wie die Besatzung miteinander umging. Wo es vorher Kameraderie gegeben hatte, schien nun Distanziertheit zu herrschen, als wären sie einander fremd und kein eingespieltes Team. In der Kantine, in der es früher zu jeder Tages- und Nachtzeit lärmend zugegangen war, war jetzt ungewohnte Stille eingekehrt.
    Die Unterhaltungen wurden auf das Notwendigste beschränkt, die Grüße kamen knapp und routiniert aus verkniffenen Mündern. Der übliche Klatsch und Tratsch war Schweigen gewichen, die Fröhlichkeit unerklärlichem Ernst.
    Natürlich konnte es auch Einbildung sein.
    Die überreizten Nerven spielten ihr einen Streich.
    Oder es lag an der schlichten Tatsache, dass sie nach einer langen, gefährlichen Reise ihr Ziel erreicht hatten, einen imaginären Punkt im intergalaktischen Leerraum zwischen der Milchstraße und der Großen Magellanschen Wolke. Womöglich forderte nur die Anspannung der letzten Tage und Wochen ihren Tribut - und die Unsicherheit, was die Zukunft bringen würde.
    Aber es gab noch eine andere Möglichkeit für ihr Unbehagen, und diese hieß Kortez Melander.
    Cilia presste unwillkürlich die Lippen zusammen, wie um den unerwünschten Gedanken zu vertreiben, und konzentrierte sich auf die Steuerung ihrer Wartungskapsel.
    Das eiförmige, mit Robotarmen und hoch empfindlichen Diagnosesensoren ausgerüstete Vehikel schwebte langsam an der Außenhülle
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