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2256 - Bahnhof im Weltraum

Titel: 2256 - Bahnhof im Weltraum
Autoren: Unbekannt
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es nicht richtig war, eine Frau mit geheuchelten Liebesschwüren ins Bett zu locken.
    Die Wartungskapsel schwebte in die Schleusenkammer. Cilia verharrte in ihrem Sitz, bis der Druckausgleich hergestellt worden war und sich das innere Schleusenschott öffnete, und steuerte die Kapsel in den Parkbereich. Sie klappte die Ausstiegsluke auf und schlüpfte durch die schmale Öffnung.
    Einen Moment lang betrachtete sie sich in der spiegelnden Wandverkleidung des Parkbereichs.
    Sie war schlank und hoch gewachsen, fast zu groß für das enge Cockpit der Wartungskapsel. Kurz geschnittene blonde Haare umrahmten ein hübsches, etwas zu rundes Gesicht mit großen blauen Augen und einem sinnlichen Mund. Ihr Busen war voll und fest, ihre Taille schmal, ihr Körper durchtrainiert, ohne muskulös zu sein.
    All das wird dir nie wieder gehören, Kortez Melander, dachte sie, und der Gedanke erfüllte sie mit einer tiefen, boshaften Befriedigung. Und ich werde dafür sorgen, dass alle anderen Frauen an Bord erfahren, was für eine Sorte Mann du bist.
    Sie straffte sich und ging an den geparkten Wartungskapseln vorbei zum Kontrolltrakt der Sektion. Irritiert stellte sie fest, dass weit und breit kein Wartungstechniker zu sehen war und nur vier Kapseln fehlten. Normalerweise hätten die meisten draußen sein müssen, um die Schäden zu registrieren und zu beheben, die der Hypersturm angerichtet hatte.
    Wenn die RICHARD BURTON eintraf, würde keine Zeit mehr für derartige Tätigkeiten bleiben. Dann musste die gesamte Crew des Weltraumbahnhofs daran arbeiten, das Omni-Trägerschiff vom ENTDECKER-Typ II für den Weiterflug nach Magellan vorzubereiten.
    Sie fragte sich, ob Nesson deshalb mit ihr sprechen wollte.
    Vielleicht gab es interne Schäden, die erst jetzt entdeckt worden waren und den Einsatz aller Wartungscrews verlangten. Sie hoffte es nicht. Wenn sie im Innern des Weltraumbahnhofs arbeitete, hatte sie stets das Gefühl, von den Millionen Tonnen Stahl erdrückt zu werden, die sie umgaben. Nur draußen im All fühlte sie sich wirklich frei.
    Cilia seufzte, strich automatisch ihren himmelblauen Overall glatt und betrat Nigel Nessons Kontrollkabine.
    Der dickleibige Supervisor der Wartungsgruppe Gamma saß an seinem Schaltpult, studierte ein Hologramm, das die zernarbte Hüllenpanzerung an der Südseite des Tenders 1 zeigte, und kaute an einem aromatisierten Proteinriegel. Er nickte ihr knapp zu und bedeutete ihr mit einem Wink, auf dem Besucherstuhl Platz zu nehmen, während er das Hologramm drehte, missmutig schnaufte und ein paar Befehle in sein Computerterminal eingab. Dann schaltete er das Hologramm aus und wandte sich ihr zu.
    Sein pausbäckiges Gesicht unter den kurzen schwarzen Lockenhaaren hatte einen mürrischen Ausdruck, und unbehaglich fragte sich Cilia, ob sie irgendeinen Fehler gemacht und er sie hierher zitiert hatte, um sie zur Rechenschaft zu ziehen.
    Seine Worte zerstreuten ihre Befürchtung. „Wir stecken in Schwierigkeiten, Ciliä", sagte Nesson übergangslos. Seine Stimme klang hoch und weinerlich, viel zu schrill für einen Mann mit seiner Körpermasse. „In ernsten Schwierigkeiten. Jörgen, Thys und Tradan haben sich krankgemeldet, und Lebster, Ödök und Gorsch sind nicht zur Arbeit erschienen, ohne sich auch nur zu entschuldigen. Ich habe versucht, sie über Interkom zu erreichen, aber ohne Erfolg."
    Er biss ein Stück von seinem Proteinriegel ab und kaute gereizt. „Es ist ein Skandal", fügte er mit vollem Mund hinzu. „Und natürlich bleibt alles an mir hängen."
    Cilia runzelte die Stirn. Es passte nicht zu ihren Kollegen, unentschuldigt der Arbeit fernzubleiben. Sie waren alles pflichtbewusste Männer und Frauen. Und sie wussten, dass die Reparaturen abgeschlossen sein mussten, bevor die RICHARD BURTON eintraf. „Wurde das nicht medizinisch überprüft?", fragte sie argwöhnisch. „Ach, die Ärzte!" Nesson winkte ab. „Auf die kann man sich nie verlassen. Die stecken mit denen unter einer Decke, die Berichte werden sicher nachgeliefert."
    Cilia wollte etwas sagen, verkniff sich aber ihre Bemerkung. Sollte sie selbst nachprüfen, ob die Kollegen wirklich krank waren? „Vermutlich haben sie eine fröhliche Party gefeiert", knurrte Nesson, „und sind alle schwer verkatert. Vermutlich liegen sie jetzt gemütlich in ihren Betten und schlafen ihren verdammten Rausch aus. Und ich stehe mit nur der Hälfte meiner Leute da!" Er kratzte sich an seinem Doppelkinn. „Was natürlich bedeutet, dass der Rest
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