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2256 - Bahnhof im Weltraum

Titel: 2256 - Bahnhof im Weltraum
Autoren: Unbekannt
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der Wartungsgruppe Doppelschichten fahren muss."
    Cilia stöhnte unwillkürlich auf. Sie öffnete den Mund, um zu protestieren, doch sein finsterer Blick brachte sie zum Schweigen. „Ich weiß, dass ich viel von dir verlange, Cilia", sagte der Supervisor etwas versöhnlicher, „aber dies ist ein Notfall. Selbstverständlich gibt es für die Doppelschicht eine Erschwerniszulage."
    „Wie erfreulich", gab sie ohne rechte Begeisterung zurück. „Aber was ist mit den anderen Wartungsgruppen? Können uns Alpha und Beta nicht mit ein paar Mann aushelfen?"
    Nesson stopfte den Rest seines Riegels in den Mund und schluckte ihn, ohne zu kauen, hinunter. „Bei den anderen Wartungsgruppen sieht es nicht besser aus. Jede Menge Krankmeldungen. Und der Rest macht blau."
    Eine steile Falte erschien auf Cilias Stirn. „Das ist... ungewöhnlich", meinte sie.
    Der Supervisor lachte humorlos. „Das ist nicht ungewöhnlich, sondern haarsträubend.
    Aber ich warne ja schon seit Jahren vor der laxen Dienstauffassung meiner Untergebenen. Wurde auf mich gehört? Natürlich nicht! Und jetzt haben wir den Salat.
    Schlimmer als jeder Hyperimpedanz-Schock!"
    Er trommelte mit den Fingern auf die graue Abdeckplatte seines Schaltpults. „Jedenfalls kann sich jeder Techniker, der blaumacht, auf eine gesalzene Kürzung seines Gehalts einstellen. Von einem Disziplinarverfahren ganz zu schweigen. Wir Supervisoren sind uns in diesem Punkt völlig einig .;. abgesehen von Supervisor Trogonow, der ebenfalls nicht zur Arbeit erschienen ist."
    „Trogonow?", wiederholte Cilia verblüfft. „Und ich dachte immer, er lebt nur für seine Arbeit."
    „Das dachte ich auch", schnaufte Nesson und zog aus der Brusttasche seines Overalls einen weiteren Proteinriegel. „Offenbar haben wir uns in ihm getäuscht. Offenbar ist er in Wirklichkeit ein arbeitsscheuer Bastard wie all die anderen." Er riss die Verpackung des Riegels auf und warf sie hinter sich in den Papierkorb. „Wie dem auch sei, ich brauche dich für den Wartungscheck der Nordseite des Tenders, Cilia. Du musst Ödöks Schicht übernehmen."
    „Aber ich habe gerade eine ganze Schicht hinter mir!", protestierte sie. „Das weiß ich", sagte Nesson betont. „Und ich bin kein Unmensch. Ich gebe dir zwei Stunden, um dich zu erholen. Mach ein Nickerchen, nimm eine Dusche und iss etwas.
    Danach wirst du dich wie neugeboren fühlen."
    „All das in nur zwei Stunden?", fragte sie skeptisch. „Wenn dir das zu viel ist, können wir die Pause gern auf eine Stunde reduzieren", meinte der Supervisor gereizt.
    Sie verzog das Gesicht. „Danke für das großartige Angebot",sagte sie sarkastisch, „aber ich verzichte."
    „Braves Mädchen." Er grinste und fuchtelte mit der Hand. „Und jetzt geh und genieß die Pause, die ich dir in meiner unendlichen Großzügigkeit gewährt habe."
    Cilia verließ das Büro. Eine Doppelschicht, dachte sie wütend. Wunderbar. Und all das nur, weil meine sauberen Kollegen keine Lust zum Arbeiten haben ...
    Sie marschierte zum nächsten Antigravschacht und fuhr hinauf zur Wohnebene des Tenders
     
    1.
     
    Als sie aus dem Schacht stieg, traf sie auf Siron Dvorak, einen Technikerkollegen aus der Wartungsgruppe Epsilon. „Hi, Siron", sagte sie. „Hast du heute keinen Dienst? Ich komme gerade ..."
    Er ging an ihr vorbei, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen, mit einem seltsam leeren Gesichtsausdruck und halb geschlossenen Augen, wie ein Schlafwandler, in einem Wachtraum gefangen.
    Verwirrt sah sie ihm nach. Siron war gewöhnlich ein redseliger, fast zur Geschwätzigkeit neigender Mensch. Und er hatte ihr mehr als einmal zu verstehen gegeben, dass er ein romantisches Interesse an ihr hatte. Dieses unhöfliche Benehmen passte gar nicht 2u ihm. Er stieg in den Antigravschacht und verschwand aus ihrem Blickfeld, ohne dass sich irgendetwas an seiner leeren, starren Miene änderte.
    Mit einem Achselzucken ging sie weiter.
    Vermutlich hatte Siron nur einen schlechten Tag.
    Aber das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte, dass es im Weltraumbahnhof zu einer seltsamen und unerklärlichen Veränderung gekommen war, wurde immer stärker. Sie musste wieder an Kortez denken. Plötzlich bereute sie es, ihn so schnell verurteilt zu haben. Vielleicht war er auch erkrankt. Vielleicht meldete er sich deshalb nicht bei ihr.
    Sie beschleunigte ihre Schritte, von neuer Hoffnung erfüllt, und betrat ihre Kabine. „Willkommen daheim", sagte der Kabinencomputer und machte Licht. „Kann ich
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