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2256 - Bahnhof im Weltraum

Titel: 2256 - Bahnhof im Weltraum
Autoren: Unbekannt
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und lauter, immer bedrohlicher. Schon sah er, wie sich im bleichen Mondlicht ein Schemen zwischen den Schatten des Urwaldes abzeichnete, eine monströse, aufgeblähte, unmenschliche Gestalt, ein Riese, ihn um Meter überragend.
    Kantiran ballte die Hände und nahm Kampfhaltung ein.
    Wenn er denn sterben sollte, so würde er sein Leben so teuer wie möglich verkaufen. Er war kein Feigling. Und er hatte früher schon dem Tod ins Auge geblickt.
    Das Ungeheuer kam unaufhaltsam näher.
    Aus den Schatten brach es hervor, dem Schwarz des dichten Dschungels, ein Berg aus Fleisch, von einem chitinartigen Schuppenkleid überzogen, mit einem mächtigen Schädel, der an den Kopf einer Gottesanbeterin erinnerte. Rasiermesserscharfe, mannslange Mandibeln klapperten in gieriger Erwartung. Aus einem Maul, das ihn mit einem Bissen verschlingen konnte, troff gelblicher Geifer.
    Aber so schrecklich der Anblick des Monstrums auch war - das Schrecklichste stand Kantiran noch bevor.
    Während er mit geballten Händen und dem Mut eines in die Enge getriebenen Tieres auf den tödlichen Angriff des Ungeheuers wartete, verwandelte es sich, als würde es aus Wachs bestehen, das in der Hitze eines Backofens schmolz.
    Der monströse Insektenschädel nahm vertraute Formen an, und ein menschliches Gesicht schälte sich heraus, umrahmt von schulterlangen blonden Haaren, das Gesicht einer Frau, fein geschnitten, ebenmäßig und schön, aber so kalt wie der kälteste Ort im Weltraum.
    Kantiran keuchte.
    Er kannte dieses Gesicht.
    Und es war grausamer und furchteinflößender als die nichtmenschliche Fratze des Monstrums.
    Mutter!
    Mit einem Schrei schreckte Kantiran hoch und starrte wild, mit hämmerndem Herzen in die Dunkelheit. Einen Moment lang wusste er nicht, wo er war, bis ihn das stetige, gedämpfte, aus der Tiefe aufsteigende Dröhnen der Impulstriebwerke erinnerte, dass er sich an Bord der RICHARD BURTON befand, in seiner Kabine im Wohntrakt von Deck 15.
    Sein Gesicht war heiß, sein ganzer Körper von kaltem Schweiß bedeckt.
    Es war ein Traum, sagte er sich. Nur ein Traum, mehr nicht.
    Aber noch immer hielt ihn die Angst umklammert. „Licht", sagte er heiser, und der Computer gehorchte. Die Deckenleuchte riss das spartanische Innere der Kabine aus der Finsternis. Er sah sich um und kam sich wie ein Eindringling vor. Es gab keine privaten Dinge, keine Fotos, keine Bilder, nichts, was irgendetwas über die Persönlichkeit des Mannes verriet, der hier Unterkunft gefunden hatte.
    Natürlich nicht. Er hatte wenig Gepäck gehabt, als er und Mal Detair sich im Terraner-Viertel von Vhalaum entschlossen hatten, die RICHARD BURTON auf ihrer langen Reise zur Großen Magellanschen Wolke zu begleiten.
    Kantiran setzte sich auf und atmete tief durch, um den jagenden Schlag seines Herzens zu beruhigen. Er hatte früher schon Albträume gehabt, düstere, von kreatürlichem Schrecken vergiftete Fantasien, aber noch nie war einer so real gewesen wie dieser.
    Er dachte an seine Mutter, und Zorn stieg in ihm hoch, gemischt mit dem Entsetzen des Traumes, das nur langsam verblasste.
    Die Mascantin Ascari da Vivo war nur dem Namen nach seine Mutter. Sie hatte ihn zwar empfangen, den Fötus aber nicht ausgetragen, sondern in einer künstlichen Gebärmutter heranreifen lassen. Er war bei Pflegeeltern aufgewachsen, ohne etwas von seiner wahren Herkunft zu ahnen, ohne zu wissen, dass er der Sohn von Perry Rhodan und einer Reichsadmiralin des arkonidischen Imperiums war.
    Doch aus der Ferne hatte sie sein Leben manipuliert, um ihn zu einem gehorsamen Soldaten des Imperiums zu machen, zu einem treuen Diener von Imperator Bostich I.
    Und sie hatte noch mehr getan.
    Sie hatte Thereme töten lassen.
    Die Erinnerung ließ Tränen in seine Augen schießen. Knapp zwei Jahre waren vergangen, seit seine erste große Liebe einem Mordanschlag der Mascantin zum Opfer gefallen war, doch der Schmerz brannte noch immer so heiß und unheilbar in ihm wie schon am ersten Tag.
    Die süße, sanfte, unschuldige Thereme ...
    Sie hatte nur das Beste verdient gehabt, ein glückliches, erfülltes Leben, doch Ascari da Vivo hatte es ihr brutal genommen.
    Sie hatte ihre Täterschaft nicht einmal geleugnet, sondern sich offen dazu bekannt.
    Thereme hatte aus Gründen der politischen Räson sterben müssen. Um zu verhindern, dass Kantiran ein verliebter, romantischer Trottel wurde, wie sie es ausgedrückt hatte.
    Um zu garantieren, dass er so hart und grausam wurde wie sie selbst, ein loyales
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