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2256 - Bahnhof im Weltraum

Titel: 2256 - Bahnhof im Weltraum
Autoren: Unbekannt
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begann die eigentliche Arbeit der MORGENROT-Crew, der Austausch der verbrauchten Triebwerksmodule vom Typ Hawk I, die Generalüberholung sämtlicher Bordsysteme auf Hyperbasis.
    Der Weltraumbahnhof würde sich in einen summenden Bienenstock verwandeln, von hektischer Betriebsamkeit erfüllt.
    All das setzte natürlich voraus, dass der Flug der RICHARD BURTON störungsfrei verlief, und dies war in diesen Zeiten nicht garantiert. Mit der Veränderung der Hyperimpedanz und dem Versagen der modernen Technik war die Raumfahrt wieder zu einem gefährlichen Abenteuer geworden. Hyperstürme und Raumbeben mit ihren zerstörerischen Schwerkraftwellen machten jede Reise zwischen den Sternen zu einem riskanten Unterfangen.
    Und das Ziel der RICHARD BURTON war nicht irgendein Stern in der heimatlichen Milchstraße, sondern die Große Magellansche Wolke, über 120.000 Lichtjahre vom Weltraumbahnhof entfernt, eine gigantische Distanz in diesen Tagen.
    Nur wer tollkühn oder verzweifelt war, wagte ein derartiges Abenteuer, und Cilia fragte sich, was von beidem auf Reginald Bull zutraf. Der Residenz-Minister für Liga-Verteidigung musste einen guten Grund für den langen und gefährlichen Flug nach Magellan haben, aber natürlich war sie nicht darüber informiert. Sie war nur eine einfache Wartungstechnikerin, keine Geheimnisträgerin wie Lilly Chan-Li, die Kommandantin des Weltraumbahnhofs.
    Mit Sicherheit kannte auch Kortez nicht den Grund für die Reise der RICHARD BURTON ...
    Sie stöhnte leise auf. Kortez, immer wieder Kortez! Er ging ihr nicht aus dem Kopf, verfolgte sie sogar in ihren Träumen. Sie wünschte, sie hätte ihn nie kennen gelernt.
    Dabei hatte alles, was er gesagt hatte, zu Beginn so ehrlich geklungen. Als käme es von Herzen. Und seine Blicke waren voller Liebe und Zuneigung gewesen, seine Berührungen sanft und zärtlich, nicht grob und fordernd wie die von anderen Männern, die nur ihren Körper begehrt hatten.
    Konnte sich ein Mensch wirklich so gut verstellen?
    Oder war sie nur zu naiv gewesen, blind vor Liebe und vorschnellem Vertrauen?
    Plötzlich kochte Zorn in ihr hoch.
    Wenn Kortez glaubte, dass er sie so einfach abservieren konnte, unterlag er einem fatalen Irrtum. Sie würde sich nicht einfach damit abfinden und gekränkt und voller Scham den Mund halten, wie er es vermutlich erwartete. Sie würde ihn zur Rede stellen und ihm ins Gesicht sagen, was sie von Männern wie ihm hielt.
    Sie nickte .nachdrücklich und spürte, wie ihre Kraft und ihr Selbstbewusstsein zurückkehrten. Wenn sie mit Kortez fertig war, würde er sich wünschen, sie nie kennen gelernt zu haben. Und alle Männer an Bord würden wissen, dass es nicht ratsam war, eine Frau wie Cilia Perish so skrupellos zu benutzen.
    Von neuer Entschlossenheit erfüllt, arbeitete sie weiter, und die Arbeit machte ihr wieder Spaß. Sie liebte den Weltraum, die Unendlichkeit zu allen Seiten und das ewige Licht der Sterne. Die Stille, die nur von ihren eigenen Atemzügen und den summenden Technosystemen der Wartungskapsel durchbrochen wurde.
    Draußen im Weltraum fühlte sie sich frei, nicht begrenzt und gefesselt wie im stählernen, von Gängen, Schächten und Räumen durchzogenen Innern des Bahnhofs.
    Cilia fand weitere Mikrorisse, die sie routinemäßig der Wartungspositronik meldete, und stieß in der Nähe der Schleuse 23 auf einen klaffenden Spalt, der einen halben Meter tief in die Ynkonit-Panzerung hineinreichte. Sofort rief sie einen Montageroboter zu der beschädigten Stelle und wartete, bis er mit einer Ersatzhüllenplatte eintraf, bevor sie ihren Weg fortsetzte.
    Nach fünf Stunden konzentrierter Arbeit und ständigem Starren auf das Holodisplay mit den Sensordaten brannten ihre Augen, und sie war froh, als sie das Ende ihres Wartungsabschnitts erreichte. Sie aktivierte den Autopiloten und lehnte sich zurück, während die Kapsel automatisch zur Schleuse der Wartungssektion zurückkehrte.
    Und sie dachte wieder an Kortez Melander.
    Sein Schweigen war unerklärlich. Warum sagte er es ihr nicht einfach, wenn er nicht an einer festen Beziehung interessiert war? Warum versuchte er ihr aus dem Weg zu gehen?
    Er musste doch wissen, dass es unmöglich war. Der Weltraumbahnhof war groß, aber nicht groß genug. Früher oder später würden sie sich wieder begegnen, ob sie wollten oder nicht.
    Wahrscheinlich war er nur feige, sagte sie sich grimmig. Er schreckte vor der Konfrontation zurück, weil er wusste, dass er sich falsch verhalten hatte. Dass
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