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2254 - Der ewige Gärtner

Titel: 2254 - Der ewige Gärtner
Autoren: Unbekannt
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seine Chronik zu führen lenkte ihn zwar ab, aber es erfüllte ihn nicht.
    Mehr und mehr Zeit verbrachte er im Wald. Was er im Domhof nicht tun konnte, musste er hier versuchen. Solange er sich zurückerinnern konnte, war Uralt Trummstam für ihn da gewesen und er für ihn. Der Riesenbaum und die Anlagen. Jetzt hatte er nur noch den Wald, aber erst als er begriffen hatte, dass auch dieser ihn brauchte, war der neue Anfang gemacht. Orrien Alar gab sich ihm hin, so, wie er sich Uralt Trummstam und den anderen Gewächsen im Dom hingegeben hatte, und er spürte das Leben, das ihn umgab.
    Er hatte sich im Wald immer schon zu Hause gefühlt.
    Doch erst jetzt, als er all seine Sinne für ihn öffnete, wurde ihm klar, wie sehr er bereits ein Teil von ihm war. Er war blind gewesen. Die Bäume warteten darauf, dass er sich ihrer annahm, ihrer Leiden und Beschwerden, ihrer Krankheiten, ihrer Schmerzen.
    Der ewige Gärtner unternahm immer noch seine Ausflüge in den Dom, aber sie wurden seltener. Stattdessen begann er ein neues Leben im Wald, Er gab allen Bäumen Namen und lernte ihre Eigenheiten zu unterscheiden. Keiner von ihnen war wie der andere, jeder besaß eine Seele. Orrien Alar begann mit ihnen zu „reden". Er wurde ihr Freund.
    Bald ging Orrien Alar nur noch alle sechs oder sieben Tage zum Dom, manchmal lagen auch längere Pausen dazwischen. Die Kybb suchten immer noch. Er konnte es nicht verstehen.
    Und dann kam der Tag, an dem er sie nicht mehr vorfand. Der Dom war verlassen. Kein Raumschiff stand mehr in seiner Nähe. Orrien Alar wagte sich wieder in den Dom vor und suchte überall, aber es gab keine Spur mehr von ihnen. Entweder hatten sie gefunden, wonach sie suchten, oder sie hatten die Sinnlosigkeit ihrer Bemühungen eingesehen und Tan-Jamondi II verlassen.
    Orrien Alar wartete wochenlang darauf, dass sie zurückkehrten. Erst als der Herbst wieder hereinbrach und die Bäume ihre Blätter abwarfen, war er sicher, dass die Schrecklichen nicht mehr wiederkamen.
    Der Dom der Schutzherren lag still da, ohne Leben in ihm. Und für Orrien Alar begann die Zeit der Einsamkeit. Die Kybb waren schrecklich gewesen, ihre Nähe hatte er immer als quälend empfunden, aber jetzt, da auch der Wald sich zum Schlafen legte, hatte er niemanden mehr.
    Für Orrien Alar begann eine schlimme Zeit. Nur das Funkgerät fing weiterhin Botschaften von außerhalb auf. Alar hielt alles in seiner Chronik fest, aber er tat es ohne Lust und Antrieb. Er fühlte eine Leere in sich wie seit dem Tag nicht mehr, an dem Uralt Trummstam gestorben war. Er litt, und als er seine inneren Qualen nicht mehr ertragen konnte, machte er es wie, der Wald. Er zog sich in seine Wurzelhütte zurück und legte sich schlafen, ohne zu wissen, wann er wieder aufwachen würde.
    Erst der Frühling weckte ihn. Er hatte lange wie tot in der ausgehöhlten Wurzel gelegen und war benommen. Nur langsam kehrte das Leben in ihn zurück.
    Er spürte, wie der Wald erwachte, fühlte das neue Leben, das die ganze Welt erfüllte. Als er wieder einigermaßen denken konnte, wurde ihm klar, wie sehr er ein Teil von ihr war. Überall, in den Bäumen und Sträuchern, ja selbst auf dem Boden des Waldes, war der Atem des neuen Jahres, bereitete sich die Natur auf den herannahenden Sommer vor.
    Orrien Alar hatte einen Bärenhunger. Zwei Tage lang aß er fast an einem Stück von seinen getrockneten, eingelagerten Früchten. Den Durst jedoch konnte er nur draußen stillen. Er war noch schwach, als er die Leiter hinaufkletterte und das Dach seiner Behausung aufklappte. Die Sonne schien und blendete ihn. Er musste sich erst wieder an das Licht gewöhnen. Seine ersten Schritte waren torkelnd. Die klobigen Füße versanken tief im feuchten, dicken Moos. Es hatte wie immer geregnet. Das Wasser tropfte noch von den Ästen der Bäume, deren Knospen bereits dick angeschwollen waren und kurz vor der Entfaltung standen.
    Orrien Alar ging zu der Quelle, aus der er auch sonst oft getrunken hatte. Während er seinen Durst stillte, hörte er das Konzert der Vögel. Sie flogen und hüpften von einem Gewächs zum anderen. Einige landeten an der Quelle und tranken wie er, oder sie badeten. Sie hatten keine Angst vor ihm. Sie kannten ihn, alle Tiere kannten ihn. Orrien Alar lächelte. Wohlige Wärme breitete 1 sich in ihm aus, als ihm bewusst wurde, dass er im Grunde überhaupt nicht alleine war. Er hatte viele Freunde, nur hatte er das nie so deutlich empfunden. Er war nur auf Wesen wie seine Herren, Motana,
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