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2254 - Der ewige Gärtner

Titel: 2254 - Der ewige Gärtner
Autoren: Unbekannt
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die Neugier größer geworden war als seine Angst vor den Kybb, in den Hof zurückgeschlichen und sich in den verwilderten Beeten versteckt. Er hatte das Treiben der Schrecklichen beobachtet und sie belauscht.
    Oft hatte er auch im Astwerk des toten Uralt Trummstam gesessen, eins mit dem Baum, den er nicht mehr spüren konnte, in dem schweigenden Leichnam. Es hatte lange gedauert, bis er sich dazu überwinden konnte, aber von diesem perfekten Versteck aus, hoch über den Köpfen der Kybb, konnte er genau beobachten, was sie taten, und ihre Gespräche belauschen.
    Abends, im Schutz der Dunkelheit, war er dann in seinen Wald zurückgekehrt und hatte alles seiner Chronik anvertraut.
    Mit dem Morgendunst hatte er sich dann wieder zum Dom geschlichen, war eins geworden mit den Gewächsen und hatte sich schließlich in das Gebäude selbst gewagt.
    Nie hatte ein Kybb ihn gesehen, auch dann nicht, als er das Funkgerät an sich nahm und mit ihm verschwand. Er wusste nicht, ob sie es überhaupt vermisst hatten. Aber von diesem Tag an hatte er im Hellen das Treiben im Dom beobachtet und in der Nacht vor dem Apparat gesessen und abgehört, was im Dom und in der Welt außerhalb geschah. Er hatte Tage gebraucht, um richtig mit ihm umzugehen zu lernen, aber schließlich hatte er es beherrscht. Wenn er etwas aus den Gesprächen zwischen den Kybb-Raumschiffen oder aus dem Dom belauscht hatte, teilte er es seiner Chronik mit.
    Mit am meisten hatte es ihn am Anfang verwundert, dass die Eroberer, die Millionen und Abermillionen anderer, dem Schutzherrenorden treu ergebener Lebewesen ohne Skrupel vernichtet hatten, den Dom unangetastet ließen. Sie richteten keine Zerstörungen an und beschädigten nichts. Erst ihr aufgefangener Funkverkehr hatte ihm verraten, dass sie etwas suchten. Deshalb waren sie hier.
    Orrien Alar erfuhr nie, was es war, das ihnen anscheinend so wichtig war, sosehr er sich auch bemühte. Zeit hatte er mehr als genug. Die Jahre keimten und wichen wieder, die Bäume des Waldes verloren ihr Laub, versanken in die Starre des Winters und trieben neu aus, wenn der Frühling kam. Der Gärtner' erlebte es mit, jedes Mal stärker, intensiver. Im Herbst schwanden seine Lebensgeister, im bitteren Winter fehlte ihm die Kraft, zum Dom zu gehen. Wie in den Bäumen und anderen Gewächsen schien kein Saft mehr in ihm zu fließen. Er dämmerte frierend dahin, und erst im Frühjahr erwachte er zu neuem, frischem Leben. Und als er sich wieder zum Dom schlich, als er wieder den Funk abhörte, waren die Kybb immer noch da.
    Sie suchten unentwegt. Es war ihm unbegreiflich. Der Dom war gewaltig, aber sie mussten ihn inzwischen hundertmal auf den Kopf gestellt haben. Sie fanden nichts, aber sie gaben einfach nicht auf.
    Manchmal kam der Verräter Tagg Kharzani, der sich sonst an anderen Orten im Sternenozean aufhielt, zurück auf die Welt. Und allmählich gingen viele Begriffe, für die er sich nie interessiert hatte, in Alars Wortschatz ein: Namen von Planeten, Welten wie seiner, und Sonnen wie dem eigenen Himmelslicht. Er hörte Worte, die für ihn keinen oder nur wenig Sinn ergaben, für die Feinde jedoch wichtig zu sein schienen.
    DISTANZSPUR etwa war so ein Wort. Es wurde oft in Verbindung mit „anderen Hyperkokons" genannt, die, wie der Sternenozean von Jamondi, im „Hyperraum" eingelagert waren, was immer das zu bedeuten hatte. Die DISTANZSPUR sollte wohl eine Reise zu diesen anderen Kokons ermöglichen. Auf jeden Fall wurde von den Kybb an dem Projekt gearbeitet.
    Wenn Tagg Kharzani im Dom war, sprachen er und die Kybb, mit denen er sich umgab, oft davon. Orrien Alar hörte es und vertraute es seiner Chronik an, ohne zu verstehen, was es bedeutete. Aber immer noch hatte er die Hoffnung, dass seine Herren eines Tages zurückkehrten. Dann waren seine Aufzeichnungen womöglich wichtig für sie.
    Orrien Alar war immer froh, wenn Tagg Kharzani wieder abflog. Er erfuhr zwar durch ihn einiges von dem, was selbst die abgehörten Funkgespräche ihm nicht sagten, aber der Verräter verbreitete eine böse Aura. Erst wenn er wieder fort war, fühlte der Baumhirte ohne Baum sich wieder wohl.
    Nein, eigentlich nicht. Er fühlte sich nicht wohl, ja er litt sogar zunehmend darunter, sich nur immer verstecken zu müssen und nichts tun zu können, während die Grünanlagen im Domhof ungebändigt wucherten oder abstarben. Sie brauchten seine Pflege. Und auch um die Leiche von Uralt Trummstam musste er sich kümmern. Die Kybb zu belauschen und
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