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2246 - Kavuron der Spieler

Titel: 2246 - Kavuron der Spieler
Autoren: Unbekannt
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hatte.
    Das Konstrukt hockte, bar jeder Tarnung, in einem Verteilerknoten unweit der persönlichen Datenspeicher der beiden Mascanten und des Verkehrsleitrechners. Kavurons messerscharfe Schlussfolgerungen und kurz entschlossene Reaktionen hatten es der Verbindung zu seiner Bioponik und damit seiner Lebensader beraubt. Auch die meisten seiner erstaunlichen Fähigkeiten sollte es dabei wohl eingebüßt haben.
    Dennoch näherte sich Kavuron ihm vorsichtig. Im Umkreis des Verteilerknotens errichtete er Eisblöcke und Feuerwälle, die jeden Fluchtweg blockierten. Zusätzlich postierte er an den zu dem Knoten führenden Datenleitungen je drei Angriffsprogramme ähnlich den Geflügelten aus dem Allerheiligsten.
    Von verschiedensten Dienststellen trafen Anfragen ein, die sich auf die zahlreichen Ausfälle im öffentlichen Netz bezogen. Er speiste sie mit einer knappen Stellungnahme ab, dass es sich um vorübergehende Justierungsarbeiten handle, die in absehbarer Zeit beendet sein würden.
    Dann wählte er einen Avatar, der ihm geeignet erschien, und glitt in den Knoten.
    Reginald Bull hatte Gucky selten so kurz angebunden erlebt. „Keine langen Erklärungen", piepste der Mausbiber, kaum dass er im Besprechungsraum materialisiert war. „Seht euch das an!"
    Er lud Daten aus seinem Armband in den Bordcomputer und wies ihn an, die Aufnahme stark zeitverzögert abzuspielen. Dabei sollte er die großen, permanent sichtbaren Lettern alle ausblenden.
    Kleinere Schriftzeichen erschienen. Bully, Tiff und Tolot war sofort klar, was sie vor sich hatten: die Datei mit Bostichs Hyperfunk-Botschaft!
    Der Imperator wandte sich darin direkt an Kraschyn und Ascari da Vivo. Er informierte sie darüber, dass Arkon selbst allergrößtes Interesse an den Lagerstätten der Eastside hegte. „Deshalb ergeht die Imperiale Weisung", hieß es wörtlich, „dass die von der Liga Freier Terraner geplante Operation Kristallsturm unter allen Umständen zu unterbinden ist."
    Bostich I. brachte unmissverständlich zum Ausdruck, dass diese Weisung auch die Möglichkeit einer neuerlichen Kriegserklärung und eines Angriffs auf die terranischen Streitkräfte inklusive PRAETORIAS beinhaltete.
    Bull fluchte lautstark. „Ascari blufft also nicht. Die würden tatsächlich losschlagen, falls wir unsere Aktionen nicht abbrechen!"
    „Was nun?", fragte Tiff.
    Bevor jemand antworten konnte, erklang das charakteristische „Plopp!", das anzeigte, dass Gucky entmaterialisiert war. „Wo will er hin? Er hat doch nicht etwa irgendeine Extratour vor?"
    Bully verdrehte die Augen. Als hätten sie nicht schon genug Sorgen!
    Das Gefühl nach dem Verlassen KHA-SURNS war schlimm gewesen, vergleichbar einem sehr starken Anfall von Höhenangst und Agoraphobie. Was das Specter nun empfand, war unendlich viel schrecklicher.
    Der Verlust der Verbindung zu seiner biologischen Komponente entsprach in etwa dem Schock, den ein körperliches Wesen erlitt, wenn ihm sämtliche Gliedmaßen abgetrennt wurden - und das mal mindestens tausend.
    Eine Zeit lang war Spex vollkommen desorientiert, handlungsunfähig, paralysiert. Erst langsam, furchtbar langsam entwickelte es wieder so etwas wie Wahrnehmungen. Stark reduziert; rudimentär.
    Halb blind, fast taub, völlig gefühllos, kämpfte es gegen die Verlockung an, sich in Wahnsinn oder Katatonie zu flüchten.
    Dazu kam, dass es nun nicht länger über die Nabelschnur mit Energie und positronischem Potenzial versorgt wurde. Es musste mit dem Wenigen auskommen, das es mit sich trug. In jeder Millisekunde wurde es weniger und weniger.
    Allein die Stabilisierung der Rest-Persönlichkeit kostete enorme Kraftanstrengung. Jede weitere Aktion verringerte die Zeitspanne, die es sich ohne Unterstützung durch den Seelenanker halten konnte, um ein Beträchtliches.
    Dennoch gab sich das Specter nicht der Verzweiflung hin. Es klammerte sich an das, was es immer noch hatte: Ideale.
    Loyalität, Solidarität, Treue.
    Und einen Auftrag. Obwohl es sich unbeholfener fühlte als ein Neugeborenes und zugleich ungelenker als der älteste Tattergreis, nutzte es die Zeit, die ihm noch blieb, bis es unweigerlich entdeckt wurde.
    Es suchte und fand die Datei, derentwegen es in den Einsatz gegangen war. Und es improvisierte sogar einen zugegebenermaßen reichlich ungewöhnlichen Weg, sie nach draußen zu bringen.
    Mehr konnte es nicht tun.
    Erschöpft, fast zur Gänze ausgebrannt, harrte es seines Gegners. Es bemerkte, dass dieser akribisch Wälle um Spex'
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