Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2246 - Kavuron der Spieler

Titel: 2246 - Kavuron der Spieler
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
noch drei, vier Handgriffe ...
    Er hatte sein Werk kaum vollendet, als das Licht wieder anging. Sechs starke, extrem eng fokussierte Strahlenbündel stachen vom Rand des mehr als zweihundert Meter hohen Kelchs in die Tiefe und vereinten sich, millimetergenau, im Mittelpunkt der Basisfläche zu einem perfekten Kreis.
    Dort stand, auf einem kleinen, sich langsam drehenden Podest, eine einzelne Gestalt.
    Sie wirkte winzig im Verhältnis zu den Dimensionen des Bauwerks. Doch ihr eng anliegendes, die Figur betonendes, über und über mit Pailletten besetztes Kleid spiegelte das gleißende Weiß der Scheinwerfer wider, warf es als silberne und goldene, zitternde und tanzende Sprenkel tausendfach, millionenfach zurück; sodass alles im weiten Rund davon gestreift und erleuchtet wurde, bis hinauf zu den Emporen der letzten Stockwerke.
    Eine Lichtgestalt. Atemberaubend fragil, umwerfend in ihrer verletzlichen Grazie.
    Dayme Gos'eyron, „leicht wie das Funkeln des Kristalls".
    Ascari da Vivo, Mascantin der Arkonidischen Kriegsflotte, Lehnsherrin des Planeten Hayok und des gesamten gleichnamigen Sternenarchipels, breitete die schlanken Arme aus und verneigte sich vor ihren Gästen. In dieser gebückten Haltung verharrte sie reglos, drei volle Umdrehungen des Podestes lang.
    Dann richtete sie sich wieder auf und rief, unverstärkt und dennoch deutlich vernehmbar: „Dashe Tussan Gosner! Ich begrüße euch und erkläre den Festball zu Ehren Seiner millionenäugigen Erhabenheit, Imperator Bostichs des Ersten, für eröffnet!"
    Zugleich mit dem Beifallssturm setzte das Orchester ein. Die Chöre jauchzten und jubilierten, die Pyrotechniker und Holographen gaben ihr Letztes. Heerscharen von Debütantinnen und Debütanten überschwemmten das Tanzparkett.
    Und der Rote Rächer machte sich auf den Weg.
    Niemand durchschaute seine Maske.
    Man schenkte ihm ebenso wenig Beachtung wie den anderen livrierten Dienern. In gewisser Weise war er, obwohl er sich inmitten der Hochedlen und sonstigen Würdenträger bewegte, unsichtbar. Er wurde als Teil des Mobiliars angesehen, so wie die Spaliere der Kampfroboter oder die blütenumkränzte Säule, als die er sich zuvor getarnt hatte.
    Aber nicht nur die notorisch hochnäsigen Arkoniden wie Krislyrr, der Tato, und dessen Hofschranzen ignorierten ihn. Auch Reginald Bull, der die terranische Abordnung anführte, würdigte den Roten Rächer bloß eines flüchtigen Seitenblicks.
    Der Residenzminister für Liga-Verteidigung unterbrach seine von viel Gefuchtel untermalten Ausführungen nur kurz, um drei Sektflöten von dem Tablett zu nehmen, das der vermeintliche Kellner ihm darbot. Zwei der Gläser reichte er an Julian Tifflor und Fran Imith weiter.
    Der Außenminister der LFT und Bulls Lebensgefährtin - die, wie manche Lästermäuler sie nannten, „ewige Braut" - stießen mit dem terranischen Oberkommandierenden an. Sobald sie an ihren Getränken genippt hatten, nahm Reginald Bull den Faden wieder auf. „Und wisst ihr, was dieser steinalte, wurmstichige Mausbiber darauf geantwortet hat? - Das glaubt ihr mir nicht!", röhrte er, Speichelflocken um die Mundwinkel. Unter seinen Achseln zeichneten sich dunkle, feuchte Flecken auf der lächerlich bombastischen Galauniform ab. >„Karotten haben keine Tränen !< Ist das nicht der komplette Wahnsinn? >Karotten haben keine Tränen !< Ich dachte, ich werd nicht mehr. Ja sag du mir - weiß der noch, wo er wohnt? Ha, ha, ha ..."
    Tifflor und die knallig geschminkte Blondine an seiner Seite stimmten in das gekünstelte Gelächter ein.
    So übertrieben enthusiastisch, als müssten sie sich jeden Moment in die Hose machen vor lauter Begeisterung.
    Der Rote Rächer zog von dannen, angewidert vom peinlichen Gehabe der höchsten anwesenden Repräsentanten der Liga Freier Terraner. Er hätte alle drei auf einmal töten können, und die Bonussumme dafür wäre durchaus beachtlich gewesen. Aber für heute hatte er sich Größeres vorgenommen. Über den Personal-Antigravschacht in der Außenhülle des Gebäudes erreichte er den Zugang zur Imperialen Loge.
    Zwei Kralasenen schoben vor der reich mit animierten Schnitzereien verzierten Tür Wache. Sie trugen schwere Kampfuniformen. In ihren Händen hielten sie schussbereite Stregas neuester Bauart.
    Der Rote Rächer sah sich als mit allen Wassern gewaschener Assassine. Gleichwohl schlug ihm das Herz bis zum Hals, während er das Wort an die beiden Elitesoldaten richtete. „Die Mascantin Ascari da Vivo", sagte er in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher