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2216 - Tau Carama

Titel: 2216 - Tau Carama
Autoren: Unbekannt
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besaß. Die wären unter der extrem hohen Krafteinwirkung reihenweise durchgebrochen.
    Die Wasserwand erreichte den Berg. Sie stand zehn Meter höher als das Plateau. Ihr oberer Teil raste über die Siedlung hinweg. Ich sah Hütten durch die Luft fliegen. Zu der Schaumkrone oben auf der Wasserwand gesellte sich das Grün von Büschen und Bäumen.
    Das Dröhnen der Insel ließ nach. An unseren Bäumen sank das Wasser wieder, während es auf der anderen Seite Ores weitertobte. Intake hing wie ein nasser, schlaffer Sack auf meinem Rücken. Die Lokale Majestät hatte das Bewusstsein verloren oder war tot.
    Die Motana warteten eine Weile. Als der Wind weiter nachließ und nichts auf eine zweite Welle hindeutete, banden sich die Ersten los und machten sich an den Abstieg. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Hälfte des Baumes bereits hinter mir gelassen. „Holt Phylatoke!", rief ich den Männern und Frauen auf den benachbarten Bäumen zu. „Bringt sie zu mir!"
    Fünf Minuten später betrat ich den moosbedeckten Boden, der sich in dieser kurzen Zeit vollständig mit Wasser voll gesogen hatte. Ich löste die Stricke und ließ die Lokale Majestät zu Boden sinken.
    Es dauerte eine Weile, bis die Ärztin den Weg zu uns gefunden hatte. Sie untersuchte Intake. Die alte Frau war am Leben, aber ihr Herz schlug nur schwach. Phylatoke verabreichte der Bewusstlosen ein paar Tropfen eines Pflanzenextraktes, den sie ihr auf die Zunge rieb.
    Ein wuchtiger Schatten erschien zwischen den Bäumen. Rorkhete war wieder da, das leibhaftige Sinnbild von Unverwüstlichkeit. „Diesmal wird der Wiederaufbau länger in Anspruch nehmen", stellte er lapidar fest.
    Zahlreiche Bäume, die im Lauf der Jahre Hunderte und noch mehr Tau Carama problemlos überstanden hatten, waren nicht mehr an Ort und Stelle. Die gigantische Flutwelle hatte sie umgeknickt und mitsamt ihren extrem tiefen Wurzeln aus dem Boden gerissen.
    Ich sah mich um. Zephyda stieg soeben von ihrem Baum. Ich eilte zu ihr. Erleichtert schloss ich sie in meine Arme.
    Nur einer fehlte. „Wo ist Perry?"
    Rorkhete wusste es nicht. Ein paar Motana wollten ihn gesehen haben, waren sich ihrer Sache aber nicht sicher. „Sucht ihn in der Werft", sagte ich. Gemeinsam mit Zephyda und Phylatoke machte ich mich auf den Weg nach Oreschme. Ein Dankesgesang der Motana an ihre Schutzherren begleitete unseren Weg.
    Das Dorf war teilweise zerstört. Wie durch ein Wunder stand die Hütte der Ärztin. Von den Nestkapseln hingen noch drei Stück, darunter die der Lokalen Majestät. Die übrigen hatte die Welle mit sich gerissen.
    Ich setzte mich vor die Hütte der Ärztin neben Zephyda, die sich von der anstrengenden Kletterei erholen musste. „Intake ist bei Bewusstsein", sagte sie. „Ich werde sie aufsuchen und ihr meine Entscheidung mitteilen. Du kennst mein Dilemma."
    Ein wenig hatte ich mich vor diesem Augenblick der Wahrheit gefürchtet. Wie auch immer sie lautete, ich wollte sie vorbehaltlos akzeptieren. Auf den Bäumen war ich mir endgültig darüber klar geworden, dass jeder von uns ein Ziel besaß, das er allen anderen Zielen unterordnete. „Das erste Schiff der Kybb-Cranar ist vom Himmel gefallen", fuhr Zephyda fort. „Diese Wesen zeigen erste Schwächen. Ist es falsch, die Zeichen der Zeit zu erkennen und sie zu nutzen Atlan?"
    „Auf keinen Fall."
    „Gut, dann werde ich kämpfen. Ich werde die Motana des Sternenozeans dazu bringen, sich zu erheben."
    Sie machte sich auf den Weg zu Intake. Ich begleitete sie, bleib allerdings am Rand der Lichtung zurück. Zephyda kletterte hinauf in die Nestkapsel. Das Gemurmel der beiden Stimmen hielt eine gute Stunde an und endete erst, als eine der Motana das Essen für Intake brachte. „Ihr braucht die Hilfe aller guten Mächte", hörte ich die alte Frau sagen. „Sobald euer Schiff in See sticht, stimmen wir den Choral an den Schutzherrn an."
    Wir kehrten zur Hütte der Ärztin zurück. Perry erwartete uns. „Die Montagehalle ist eingestürzt, das Boot an mehreren Stellen beschädigt", sagte er. „Die Reparatur wird ein paar Tage in Anspruch nehmen."
    „Dem Schutzherrn sei Dank", antwortete ich. Es war also nichts Ernstes
     
    9.
     
    Geflüster weckte mich. Ich drehte mich um und öffnete probeweise ein Auge. Im Dämmerlicht des beginnenden Morgens sah ich Intake unter dem Eingang der Hütte stehen.
    Phylatoke hielt ihr die Tür auf. „Komm bitte schnell", sagte die Lokale Majestät zu Zephyda. „Es ist wichtig!"
    Die alte Frau wirkte
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