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2216 - Tau Carama

Titel: 2216 - Tau Carama
Autoren: Unbekannt
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aufgeregt, ja aufgelöst. Sie hatte ihre Gesichtszüge nicht unter Kontrolle.
    Zephyda huschte hinaus und ging mit ihr. Eine Stunde später kehrte sie zurück, als ich gerade wieder eingeschlafen war. Sie schlüpfte zu mir unter die Decke, kuschelte sich an mich und strich mir über die Brust. „Alles in bester Ordnung", hauchte sie mir ins Ohr, ohne dass ich eine entsprechende Frage gestellt hätte. „Intake hat mir ein paar Erfahrungen und Geheimnisse aus dem reichhaltigen Schatz der hiesigen Majestäten anvertraut."
    „Warum war sie so aufgeregt?"
    „Sie spürt wohl, dass es bald mit ihr zu Ende geht. Wahrscheinlich hat sie auch schlecht geträumt. Und sie hat eingesehen, dass ich auf keinen Fall hier bleiben kann."
    Wie hatte Intake gesagt, bevor sie uns in die Basalthöhle geführt hatte? „Es gibt eine, die mächtiger ist als ich."
    Schon damals hatte ich überlegt, ob sie nicht Zephyda meinte.
    Wir genossen unseren letzten Morgen auf Ore. Wir schliefen lang und frühstückten ausgiebig. Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Strand.
    Ganz Oreschme begleitete uns. Vier Tage waren seit der Großen Flut vergangen. Nach meiner und Perrys Schätzung schrieben wir inzwischen Mitte Dezember des Jahres 1331 Neuer Galaktischer Zeit. Die TERRA IN-COGNITA stand auf ihrem Gerüst am Strand, beladen mit getrocknetem Fisch, getrockneten Algen, etlichen Fässern Wasser und Fladenbrot aus dem Mehl der Brotbüsche.
    Der Abschied dauerte über zwei Stunden. Als das Boot dann endlich ins Wasser gelassen war und wir die Segel setzten, erschallte vom Ufer her der Choral an den Schutzherrn. „Den hätten wir brauchen können, als wir ankamen", sagte Perry.
    Dafür bekamen wir ihn jetzt. Und nicht nur Zephyda war der Meinung, dass uns auf dieser kleinen Insel das Leben neu geschenkt worden war. „Bevor wir die Bucht verlassen, dürfen noch Wetten abgegeben werden", sagte ich und erntete zwei erstaunte Blicke. Nur einer schaltete sofort. Er saß am Vordersteven und schaute hinaus auf das Meer. „Ich bin schon dabei", sagte Rorkhete. „Aber ich glaube nicht, dass wir schon jetzt den Ozeanischen Orakeln erneut begegnen werden. Doch sie werden sich bei uns melden, wenn es an der Zeit ist."
     
    EPILOG
     
    Intake träumte drei Nächte hintereinander, eine Nacht vor der Abreise der Fremden, zwei Nächte danach. Jedes Mal handelte es sich um dieselben Eindrücke. Sie sah Zephyda vor sich, und sie stellte fest, dass die Motana aus dem Wald von Pardahn eine wichtige Rolle in der Befreiung ihres Volkes spielte. Noch mehr. Sie sah Zephyda als Raumfahrerin zusammen mit anderen Frauen ihres Volkes.
    Und Intake sah das Ende dieses Kampfes und erlebte mit, wie Zephyda ihr Leben für die Befreiung der Motana opferte. In dem Augenblick, in dem die Wegweiserin starb, schrak Intake jedes Mal mit einem Entsetzensschrei aus ihrem Traum hoch.
    Inzwischen glaubte Intake, dass es falsch gewesen war, Zephyda diesen Traum am Morgen ihrer Abreise erzählt zu haben.
    Bestimmt wäre es besser gewesen zu schweigen.
    Aber das war nun zwei Tage her. Die Lokale Majestät hatte Angst davor, dass die Nacht sich erneut über die Welt schob. Sie hatte Angst, dass sie diesen Traum ein viertes Mal träumte und ein fünftes Mal, jede Nacht, bis an ihr Lebensende.
     
    ENDE
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