Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2216 - Tau Carama

Titel: 2216 - Tau Carama
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
alten Frau. „Ich habe es bei meinem Besuch an deinem Krankenlager sofort gespürt", sang Intake unvermittelt. „In dir wohnt eine starke Kraft. Du bist die perfekte Irthumo-Lauscherin."
    Zephyda hustete verlegen. „Wie kann das sein, Intake? Müsste diese Gabe nicht auf Motana dieses Planeten beschränkt sein? Oder gibt es diesen Vulkanismus auch auf anderen Welten? Ist Ash Irthumo gar unsere Ursprungswelt?"
    „Es ist das Vorrecht der Jugend, Fragen zu stellen. Doch die Alten kennen nicht auf jede Frage auch sogleich eine Antwort. Wir wissen nur, dass wir schon immer auf diesem Planeten gelebt haben. Vielleicht kennt einer deiner Begleiter die Antwort. Ihnen wohnt ebenfalls eine starke Kraft inne. In meinen Träumen sind sie beständig sprudelnde Lebensquellen. Sie werden Oreschme und die Insel bald verlassen. Und du?"
    „Ich weiß nicht... Ich werde warten, was Phylatoke sagt."
    Intake lachte leise. „Ich habe dich gerufen, weil ich dir eine Bitte unterbreiten möchte, Zephyda." Die Melodie, mit der sie ihre Worte unterlegte, erhielt eine eindringliche Färbung. „Meine Tage sind gezählt. Nach mir ist keine Irthumo-Lauscherin mehr geboren worden. Bis nach zwei, drei Generationen eine Nachfolgerin heranwächst, lebt unser Volk in ständiger Gefahr, von Tau Carama dezimiert und schließlich ausgerottet zu werden. Das muss nicht sein, denn du bist da."
    Ich sah, wie Zephyda sich ruckartig bewegte. Die Bitte der Lokalen Majestät brachte sie aus der Fassung. Sie machte einen Schritt nach vorn, trat aber schnell wieder zurück an den Stamm. „Deine Großmutter war eine Planetare Majestät", fuhr Intake fort. „Neben deiner Fähigkeit des Irthumo-Lauschens trägst du ihr Erbe in dir. Du bist die ideale Nachfolgerin."
    „Ja, das ist richtig." Mehr sagte Zephyda nicht. „Und? Wie entscheidest du dich?"
    „Du verlangst zu viel, wenn ich diese Entscheidung jetzt sofort treffen soll." Die Worte sprudelten nur so aus Zephyda hervor. „Bist du sicher, dass ich sie überhaupt treffen will?
    Im Wald von Pardahn war ich eine von zwölf Wegweiserinnen. Hier soll ich plötzlich Irthumo-Lauscherin und Lokale Majestät sein?"
    „So ist es."
    Nur zu gern wäre ich zu ihr gegangen und hätte sie in ihrer Haltung bestärkt. Eine innere Stimme hielt mich davon ab. Ich machte mich noch kleiner als bisher, schob mich rückwärts unter die überhängenden Zweige eines Blattwerks.
    Ich hörte ein Fingerschnippen aus Intakes Richtung. Es dauerte ein paar Augenblicke, dann flammten im Schutz überhängender Büsche mehrere Fackeln auf. In ihrem Schein sah ich, dass die Ältesten Oreschmes sich entlang der Lichtung versammelt hatten. Sie saßen am Boden und verfolgten das Zwiegespräch. „Der Ältestenrat stimmt meinem Vorschlag einstimmig zu", fuhr Intake fort. „Du bist eine Fremde, und doch kennen wir dich so gut, als wärst du in unserer Mitte groß geworden."
    „Bist du sicher, dass ihr mich gut genug kennt?" Die Begleittöne der Frage bildeten einen schrillen Diskant.
    Leises Raunen erklang. Intake zuckte zurück. Sie ruderte mit den Armen, bis sie ihr Gleichgewicht wieder gefunden hatte. „Mein Leben auf Ore zu verbringen und die Motana der Siedlung zu beschützen ist eine ehrenvolle Aufgabe", sang Zephyda in versöhnlichem Ton. „Aber ihr vergesst, was die Kybb-Cranar meinem Volk angetan haben. Das darf nicht ungesühnt bleiben."
    „Niemand besteht gegen die Kybb-Cranar. Sie sind eine übergeordnete Spezies und allen anderen Bewohnern Jamondis überlegen."
    Die Lokale Majestät fasste in Worte, was Perry und ich bei unserem Aufenthalt auf Baikhal Cain schon erkannt hatten. Die Motana im Bergwerk wären nie auf den Gedanken gekommen, sich gegen ihr Schicksal aufzulehnen. Den Motana im Wald von Pardahn hatten wir den Rücken gestärkt - und nun waren sie ein verlorenes Volk. Ja, die Kybb-Cranar wussten, wie sie effektiv vorgingen, damit niemand ihren Machtanspruch in Zweifel stellen konnte.
    Die Kybb-Cranar schienen es in der Vergangenheit geschickt angestellt zu haben, ihren Ruf von der Unüberwindlichkeit zu festigen. Mir drängte sich zwangsläufig die Frage auf, wer sie wirklich waren und über welche Machtmittel sie verfügten. Nach allem, was wir bisher wussten, stellten sie heutzutage das einzige raumfahrende Volk im Sternenozean dar. Und wer die Raumfahrt kontrollierte, der beherrschte auch die Wirtschaft und gab politisch den Ton an. „Du brauchst also Bedenkzeit", stellte Intake ebenso versöhnlich fest.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher