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2214 - Am Sternenriff

Titel: 2214 - Am Sternenriff
Autoren: Unbekannt
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Lichtbogen flackerten im Hintergrund der ausgedehnten Halle - und jeder Blitz wurde von einem dumpfen Wummern begleitet.
    Ein beißender Geruch ließ Truyen flacher atmen. Das war Ozon, vermischt mit den Ausdünstungen verschiedener Legierungen. Er glaubte nicht, dass er sich das nur einbildete.
    Die Aggregatblöcke ragten mehrere Decks hoch auf. Lester Truyen schritt zielstrebig aus. Die Umwandler waren verschwunden, seit es keine Hyperenergie mehr zu transformieren gab. An ihrer Stelle wuchsen klobige Speicherbänke auf, die über schnell installierte Röhrenfeldleiter mit den Projektoren der Endverbraucher verbunden waren. Die Vielfalt war komplexer geworden, und die wenigen noch aktiven Magnetfelder, deren Ästhetik die Beherrschung höherdimensionaler Gewalten symbolisiert hatte, wirkten beinahe wie ein Anachronismus.
    Es gab keine syntrongesteuerte Permanentüberwachung mehr, jedoch ungewohnte Treppen und Wandelgänge, umlaufende Galerien sowie hie und da aggregatüberspannende Gitterbrücken. Das alles wirkte nicht mehr wie aus einem Guss - es war ein Rückschritt, ein Puzzle aus Altbewährtem, um nicht zu sagen Verstaubtem. Kein Wunder, dass sich die Techniker der RICHARD BURTON selbst zu Maschinisten degradiert hatten, wenngleich sich in diesem Begriff eine gehörige Portion Selbstironie spiegelte. Das änderte nichts daran, dass jeder mittlerweile eine umfassendere Ausbildung benötigte als noch vor wenigen Jahren.
    Lester Truyen gehörte eigentlich nicht zu diesem Team - er war mit vielen Kollegen zur Unterstützung aus Terrania geholt worden. Unermüdlich arbeiteten sie, vierundzwanzig Stunden am Tag, in vier Schichten, die sich zudem überlappten.
    Einer der wenigen schon umgerüsteten Roboter erwartete ihn. Lester Truyen?
    Genau der bin ich.
    Deine Ausrüstung liegt in Schacht 14 bereit. Du bist eingeteilt für die Feinjustierung des Paratronkonverters V. Noch Fragen?
    Ich glaube nicht. Lester tippte sich knapp mit zwei Fingern an die Schläfe und ignorierte den überraschten Blick des Roboters. Jedenfalls glaubte er, die Mimik der Maschine als Überraschung deuten zu können.
    Es gab keinen Zweifel mehr: Die RICHARD BURTON würde in spätestens einer Woche starten. Aber das interessierte Lester Truyen nicht mehr.
    Schichtwechsel im hinteren Bereich der Halle. Zwei Elektrokarren surrten ihm entgegen.
    Männer und Frauen kauerten erschöpft in den schmalen Sitzmulden. Einer nickte ihm müde zu, Lester winkte ebenso knapp zurück.
    Vor ihm wuchs der Paratronkonverter auf. Lester Truyen streifte sich die Datenbrille über, die eine filigrane grafische Schablone auf seine Netzhaut projizierte. Sie überlagerte das Realbild des Konverters und verdeutlichte den Aufriss der äußeren Mantelschicht. Ultrafeine Schwingungen ließen im Ohr zugleich eine vermeintliche Stimme entstehen. Die Brillensensorik überwachte seine Pupillenbewegung, errechnete den jeweils fixierten Objektabschnitt und veranlasste die entsprechende Datenausgabe. Eine Mikropositronik genügte völlig für diese Koordination, sie hielt das komplette technische Handbuch bereit.
    In zehn bis fünfzehn Metern Höhe turnten Techniker über die Konverterwand. Sie benutzten weder Flugaggregate noch Antigravs, deren Streustrahlung die Feinmessungen möglicherweise beeinflusst hätte, sondern hatten sich mit Multiflexseilen eingeklinkt. Fast waagerecht hingen sie in der Luft, nur mit den Füßen an der Konverterhülle abgestützt. Ihre gelegentlich pendelnden Sprünge muteten schwerelos an.
    Mannsdicke Röhren überzogen die Paratronkonverter wie geschwollene Adern. Die Zahl der Feldleiter und ihrer Nebensysteme war spärlicher geworden. Hinter den Transparentsegmenten pulsierende Energieströme ließen eine niedere Frequenz erkennen Sekundenpuls Das bedeutete Leerlauf.
    Lester Truyens Blick glitt weiter. In rascher Folge wechselte die Projektion auf seiner Netzhaut. Viel gab es nicht mehr zu tun, nahezu alle Systeme waren überprüft und einsatzbereit.
    Zweimaliges Blinzeln Die Datenbrille lieferte jetzt Funktionsskalen, dreidimensionale Grafiken, die aufzeigten, welch unbändige Kraft allein in dieser einen Halle schlummerte. Jeder Paratronkonverter wurde über einen eigenen Schwarzschild-Reaktor versorgt, und jeder der zwölf Meter durchmessenden Nugas-Brennstoffbehälter war mit 500 Tonnen Nuklearem Gas beschickt.
    Ein Aufschrei gellte durch die Halle.
    Lester kniff die Augen zusammen. Doch er konnte danach nicht besser erkennen, was geschehen
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