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221 - Feindliche Übernahme

221 - Feindliche Übernahme

Titel: 221 - Feindliche Übernahme
Autoren: Christian Schwarz
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Veränderung des Fingers gab, doch bis auf eine gewisse Steifigkeit konnte sie keine feststellen. Gut! Sie hatte schon befürchtet, das Fingerglied könne abfallen, nun da GRÜN es nicht mehr bewohnte.
    Auch in Sachen Sükar wurde Nefertari vom Glück begünstigt. Sie hatte schon befürchtet, sich nun bald seiner Avancen erwehren zu müssen, doch plötzlich erkrankte der Schiffsführer an schwerem Durchfall und kam kaum noch vom Abtritt herunter. Als es besser wurde, fühlte er sich trotzdem tagelang elend.
    Eine Woche später segelte die STOLZ DES NILS auf Höhe von Shendaa. Sie hatten die Ruinen der ehemaligen Stadt, in denen heute außer Taratzen niemand mehr hauste, bereits hinter sich gelassen, als die Mannschaft des Schiffes zunehmend unruhiger wurde. Nefertari merkte es selbst: Das Wetter verschlechterte sich rapide. Besorgt schauten Sükar und die Matrosen in den sich rosarot verfärbenden Himmel. Als er sich an einer Stelle in tiefes Gelb verwandelte, das zu den Rändern hin schwächer wurde und kreisförmige, sich ineinander drehende Strukturen ausbildete, schlich sich Entsetzen in die ohnehin schon fahl gewordenen Gesichter der Männer.
    »Da braut sich eine Windhose zusammen«, murmelte Sükar.
    »Das ist zwar selten in diesem Gebiet, aber andere Nilfahrer haben schon davon berichtet.«
    »Dann steuere doch das Land an, wo wir abwarten können«, schlug Nefertari vor.
    »Das bringt nichts. Ob uns die Windhose mitten auf dem Nil packt oder an seinem Ufer, macht keinen Unterschied. Wir haben nur die Chance, ihr zu entkommen und darauf zu hoffen, dass sie weiter landeinwärts wütet.«
    Doch diese Hoffnung zerstob jäh. Plötzlich kam starker Wind auf. Er wehte von Norden, ließ die Segel knattern und Aruulas schwarze Haare waagrecht wehen. Und er brachte Sand mit, der die Menschen wie mit Nadelstichen peinigte.
    Der Wind wurde schnell zum Sturm und pfiff nun so laut, dass die Menschen auf der STOLZ DES NILS kaum noch das eigene Wort verstanden. »Sofort die Segel einholen!«, brüllte Sükar.
    Jetzt kräuselte sich die bisher ruhige Oberfläche des Stroms, der in diesem Abschnitt sehr breit und tief war. Kleine Schaumkronen tanzten auf den allmählich höher werdenden Wellen. Sie schlugen gegen den Rumpf des Schiffes und brachten es zum Schaukeln.
    Über die Strickleitern flitzten Matrosen hoch in die Wanten und begannen die Segelbefestigungen zu lösen. Dabei hatten sie mehr Arbeit damit, ihr Gewicht auszubalancieren, um dem tobenden Sturm zu widerstehen.
    Nefertari kämpfte sich zum Heck vor und blickte nach Norden. Sie musste sich an der Reling festhalten, so stark schaukelte das Schiff. »Nein«, flüsterte sie. Sie fühlte, wie es ihr eiskalt über den Rücken lief. Nicht allzu weit entfernt, im Zentrum des gelben Leuchtens, erhob sich plötzlich ein Wirbel aus Staub und Dreck vom Boden. In Form eines langen schmalen Schlauches, der sich nach oben trichterförmig verbreiterte, stieg er bis zu den Wolken empor. Und dann begann der Schlauch zu »tanzen«, indem er die unvorhersehbaren Bewegungen einer Schnur nachahmte, die man zwischen zwei Fingern zwirbelte, und kam dabei rasch näher!
    Der Nil hatte sich in eine brodelnde Wasserhölle verwandelt. Bis zu drei Meter hohe Wellen machten das Schiff zum Spielball der Gewalten und drückten es in gefährliche Seitenlagen. Nefertari schrie. Sie hielt sich an Nagelbänken und Tauen fest und kämpfte sich nach mittschiffs zurück. Dort war der einzige Eingang zur Kabine. Unter Deck würde sie wenigstens nicht fortgespült werden!
    Ein gischtender weißer Brecher kam. Er erwischte die Königin wie ein Hammerschlag, zerrte an ihr und drückte sie für einen Moment unter Wasser. Nefertari riss den Mund auf, schluckte Wasser und hustete es krampfhaft aus, als die Welle sie wieder frei gab. Eisern hielt sie sich an einer Strickleiter fest. Schließlich kam sie mittschiffs an. Soeben fiel ein schrill schreiender Matrose aus den Wanten und verschwand mit kreisenden Armen und Beinen in den Fluten. Eines der Segel flatterte waagrecht im Wind. Es entwickelte eine enorme Kraft.
    Im Mast ächzte und stöhnte es: Er drohte abzubrechen!
    »Matrosen zu mir!«, brüllte Sükar und unterstrich den Befehl mit fuchtelnden Händen. Sechs Mann kämpften sich zu ihm vor. Regen peitschte nun über das Deck, während die Windhose immer näher kam. Es war, als ob die Welt unterginge.
    »Zieht an dem Tau da!«, befahl Sükar. »Wir müssen dem Mast ein Gegengewicht geben!« Er selbst
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